Die Orks
zu geben. Ein weiterer Wächter traf ein und ließ drei Holzmarken in Lekmanns Handfläche fallen. Dann winkte er sie durch das Tor in die Stadt. Unterwegs verteilte Lekmann die Marken an die anderen.
»Seht ihr, ich habe euch doch gesagt, dass es nicht schwer ist, ein paar
Klingen einzuschleusen.« Aulay schob seine Marke in eine Tasche und sagte:
»Ich dachte, sie wären ein bisschen gründlicher.«
»Der Magierrat, der diese Stadt regiert, verliert die Kontrolle. Aber je schlampiger sie sind, desto besser für uns.« Sie gingen durch die überfüllten Straßen, indem sie die Pferde am Zügel führten und darauf achteten, Coilla immer zwischen sich zu haben. Aulay sorgte dafür, hinter ihr zu gehen, um seine Drohung wahr machen zu können. In Teufelsbrüllen wimmelte es von älteren Rassen. Gremlins, Pixies und Zwerge redeten, stritten, feilschten und lachten hin und wieder auch miteinander. Kleine Gruppen von Kobolden schoben sich durch die Menge, während sie sich in ihrer unverständlichen Sprache lautstark unterhielten. Eine Reihe mürrisch dreinschauender Gnome mit Spitzhacken auf den Schultern gingen zielbewusst ihren Geschäften nach. Trolle, die zum Schutz vor dem Licht eine Kapuze trugen, wurden von angeworbenen Elfen geführt. Zentauren klapperten die kopfsteingepflasterten Straßen entlang und achteten in der Menge stolz darauf, Distanz zu wahren. Es gab sogar ein paar Menschen, obwohl auffiel, dass sie sich nicht so oft unter die anderen Rassen zu mischen schienen.
»Was nun, Micah?«, fragte Aulay.
»Wir suchen uns ein Gasthaus und überlegen uns eine Strategie.« Blaan strahlte.
»Ale! Gut!«
»Das ist nicht der rechte Zeitpunkt, sich zu besaufen, Jabeez«, warnte ihn Lekmann.
»Wir brauchen einen klaren Kopf für unser weiteres Vorgehen. Begriffen?« Der Menschenberg schmollte.
»Bringen wir zuerst die Pferde in einem Stall unter«, schlug Lekmann vor. An Coilla gewandt fügte er hinzu:
»Komm ja nicht auf dumme Gedanken.« Sie gingen weiter durch die geschäftigen Straßen der Hafenstadt. Sie kamen an Buden und Handkarren vorbei, die vor Süßigkeiten, Fisch, Brot, Käse, Obst und Gemüse förmlich überquollen. Die Straßenhändler priesen die Qualität ihrer Waren. Händler zogen sture Esel vorwärts, die mit Stoffballen und Gewürzsäcken beladen waren. Wandernde Musikanten, Straßenkünstler und lautstarke Bettler trugen zur allgemeinen Kakophonie bei. An Straßenecken bemühten sich schamlose Sukkubi und Inkubi um Kunden mit Geschmäckern, die ausgefallen genug waren, um sich der Gefahr auszusetzen, mit ihnen zu gehen. Der Geruch nach Pelluzit würzte die Luft. Er vermischte sich mit dem Duft nach Räucherwerk, das aus den geöffneten Türen einer Unzahl von Tempeln trieb, die jedem bekannten Götterpantheon gewidmet waren. In alledem patrouillierten Wächter, für die sich in dem Chaos wunderbarerweise immer ein Weg öffnete. Die Kopfgeldjäger fanden einen von einem Gremlin geführten Stall und brachten für ein paar Münzen ihre Pferde unter. Sie gingen ohne Pferde weiter, Aulay immer noch hinter Coilla. Einmal glaubte sie ein paar Orks zu sehen, die gerade eine entfernte Kreuzung überquerten. Aber ein
Kirgizil und sein finster dreinschauender Koboldreiter versperrten ihr die Sicht, sodass sie nicht sicher war. Aulay, fiel ihr auf, fummelte an seiner Augenklappe herum. Offensichtlich hatte er nicht gesehen, was sie erspäht hatte, aber vorübergehend fragte sie sich, ob vielleicht doch etwas an seinem »Orksinn« dran war. Sie wusste, dass es keinen Grund gab, warum es keine Orks in der Stadt geben sollte, obwohl ihre Anwesenheit etwas weniger wahrscheinlich war, weil der größte Teil der orkischen Rasse unter Waffen stand und die Kriege anderer ausfocht – wie es ihr Los war. Falls es welche gab, mochten es Deserteure sein, was nicht unbekannt war, oder Orks mit einem offiziellen Auftrag. Das wiederum mochte bedeuten, dass sie nach abtrünnigen Vielfraßen suchten. Die andere Möglichkeit war natürlich die, dass die beiden Orks, die sie gesehen zu haben glaubte, tatsächlich Vielfraße waren. Der Blick, den sie auf sie geworfen hatte, war zu flüchtig gewesen, um es sagen zu können. Sie
beschloss, nicht länger Trübsal zu blasen und sich ein klein wenig Hoffnung zu machen.
»Das hier wird reichen«, entschied Lekmann. Er zeigte auf ein Gasthaus. Ein schlicht bemaltes Holzschild hing über der Tür. Darauf stand: Werbestie und Breitschwert.
Der Laden war
Weitere Kostenlose Bücher