Die Orks
ganz Maras-Dantien. Wenn man davon absah, dass dies hier kein Trick war. Alle sahen schweigend zu, wie der Fisch verschwand. Adpar hielt einen Augenblick inne, bevor sie den Faden weiter abwickelte und die Last daran in den Schlund des Nyadd sinken ließ. Schließlich hielt sie inne. Dann wurde der Vorgang umgekehrt, und sie begann damit, den Faden um ihren Finger zu wickeln, da sie den Fisch wieder heraufzog. Er tauchte schwach zappelnd aus dem Mund des Nyadd auf. Der Gefangene stieß einen schaudernden Seufzer aus.
»Wie es scheint, haben dir die Götter ein Mal gelächelt«, erklärte Adpar. Der Fisch wurde in den Tontopf getaucht, damit er sich erholen konnte, und dann über dem geöffneten Mund des Gefangenen in Position gebracht. Wiederum wurde er in gemächlichem Tempo herabgelassen, wieder hielt sie auf dem Weg die Kehle hinunter kurz inne und wickelte den Faden danach auf. Der Dübelfisch tauchte aus dem Mund auf, ohne Schaden zu verursachen. Der Verurteilte zitterte und keuchte und schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
»Unsere Götter sind heute sehr milde gestimmt«, sagte Adpar.
»Bis jetzt.« Eine letzte Rückkehr ins Wasser, dann wurde der anscheinend friedfertige Fisch für den nächsten Versuch bereitgemacht. Adpar durchlief noch einmal genau dieselbe Routine. Die Stelle war erreicht, wo sie kurz innehielt, bevor sie den Fisch in den Schlund des Nyadd hinunterließ. Sie wickelte den Faden ab. Der Faden zitterte. Ein Schauder überlief den Gefangenen. Mit weit aufgerissenen Augen würgte er, während er sich gleichzeitig gegen die Gardisten wehrte, die ihn festhielten. Der Faden riss. Adpar trat zurück und bedeutete den Gardisten, ihn loszulassen. Sie taten es, und er schloss unwillkürlich den Mund. Dann fing er an zu schreien. Während er sich mit den Händen an Brust und Kehle fuhr, warf er sich auf den Boden, wo er sich herumwälzte und sich verdrehte. Krämpfe schüttelten seinen Körper, und grüne Galle troff aus seinem Mund. Er kreischte und verdrehte sich noch mehr. Der Todeskampf währte unglaublich lange. Er war schrecklich mit anzusehen. Als wieder Stille eingetreten war und der Gefangene reglos dalag, sagte Adpar:
»Der Wille der Götter ist geschehen. Sie haben ihn zu sich gerufen. Das ist sehr passend.« Sie wandte sich dem zweiten Gefangenen zu, der am ganzen Leib zitterte. Der andere Topf und das Messer wurden ihm angeboten. Ohne ein Wort nahm er das Messer. Der Panzer an seiner Kehle bedeutete, dass die gezähnte Klinge mehrfach mit großer Kraft angesetzt werden musste. Schließlich kündete eine rote Fontäne von seinem Erfolg. Auf ein Winken Adpars machte sich die Gardeabteilung daran, die beiden Leichen zu entfernen.
»Wir haben Glück, dass unsere Kultur von göttlicher Gerechtigkeit und Mitgefühl regiert wird«, verkündete sie.
»Andere Reiche werden weniger gütig regiert. Herrje, ich selbst habe eine Schwester, die sich an einem Schauspiel wie diesem ergötzt hätte.«
Der Schneefall wurde stärker, der Himmel schwarz. So gerne er den Ritt auch fortgesetzt hätte, Stryke musste eingestehen, dass die Weiterreise unmöglich war. Er befahl der Kolonne zu halten. Da es keinen natürlichen Unterschlupf gab, machte der Trupp ein Feuer, das Schnee und Wind trotzte. Sie hockten sich in Pferdedecken gewickelt jämmerlich im Kreis darum. Jup hatte ein paar von Alfrays Salben benutzt, um Haskeers Wunden zu behandeln. Jetzt saß Haskeer stumm da und starrte in die kärglichen Flammen. Auch den anderen war nicht nach Reden zumute. Die Stunden vergingen, und der Schneesturm hielt an. Trotz des Unwetters schafften es einige Mitglieder des Trupps einzudösen. Dann tauchte etwas aus dem Schnee auf. Es war eine hochgewachsene Gestalt auf einem prächtigen Schimmel. Als sie näher kam, sahen sie, dass die Gestalt ein Mensch war.
Die Orks sprangen auf und liefen zu ihren Waffen. Jetzt konnten sie erkennen, dass der Mann in einen dunkelblauen Umhang gehüllt war. Er hatte schulterlange Haare und war bärtig. Sein Alter war schwer zu schätzen.
»Vielleicht sind da noch mehr von ihnen!«, rief Stryke.
»Haltet euch bereit!«
»Ich bin allein und unbewaffnet«, rief der Mensch, dessen Stimme ruhig und gelassen klang.
»Und mit eurer Erlaubnis steige ich jetzt ab.« Stryke blickte umher, sah aber nichts anderes in dem Schneetreiben.
»Also schön«, gab er sein Einverständnis.
»Aber langsam.« Der Fremde stieg vom Pferd. Er streckte die Hände aus, um
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