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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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durchkreuzen. Das war eine der erhebenderen Freuden des Lebens. Doch nun musste sie sich um eine Routineangelegenheit kümmern, obwohl sie auf ihre Art nicht weniger befriedigend war. Sie verließ den schleimverkrusteten Schauteich und watete aus ihrem Privatgemach in die größere Kammer dahinter. Ein Unterführer erwartete sie zusammen mit einer Garde-Abteilung und zwei in Ungnade gefallenen Mitgliedern ihres Schwarms.
    »Die Gefangenen, Majestät«, zischte der Unterführer auf die den Nyadd eigentümliche Weise. Sie betrachtete die Beschuldigten. Sie ließen den schuppigen Kopf hängen. Ohne jede Vorrede umriss Adpar die Anklage.
    »Ihr zwei habt Schande über den erhabenen Schwarm gebracht. Das bedeutet, Schande über mich. Ihr wart lasch bei der Ausführung eurer Befehle im Verlauf des jüngsten Überfalls und wurdet von einem vorgesetzten Offizier dabei beobachtet, wie ihr mehrere Merz habt mit dem Leben davonkommen lassen. Habt ihr etwas zu eurer Verteidigung vorzubringen?« Das hatten sie nicht.
    »Nun gut«, fuhr sie fort.
    »Ich betrachte euer Schweigen als Eingeständnis der Pflichtvergessenheit. Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ich keine Schwächlinge in meiner Truppe dulde. Wir kämpfen darum, unseren Platz in dieser Welt zu behaupten, und dabei können wir keine Zauderer und Feiglinge gebrauchen. Daher lautet das einzig mögliche Urteil schuldig.« Da sie fest an die Kraft der Theatralik glaubte, hielt sie um der größeren Wirkung willen kurz inne.
    »Und die Strafe ist der Tod.« Sie winkte den Unterführer zu sich. Er trat mit einer waschbeckengroßen braun-weißen Muschel vor, die zwei Korallendolche enthielt. Zwei Gardisten folgten ihm mit jeweils einem tiefen Tontopf mit breiter Öffnung.
    »In Übereinstimmung mit der Tradition und als Verbeugung vor eurem Status als Krieger werdet ihr vor die Wahl gestellt«, sagte Adpar zu den Verurteilten. Sie zeigte auf die Messer.
    »Führt das Urteil mit eigener Hand aus, und ihr werdet mit einem gewissen Maß von Ehre sterben.« Ihr Blick wanderte zu den Tontöpfen.
    »Oder ihr habt das Recht, euer Schicksal in die Hände der Götter zu legen. Sollten sie es so wollen, würdet ihr das Leben behalten.« Sie wandte sich an den ersten Gefangenen und befahl ihm:
    »Also wähle.« Der Nyadd wog unter sichtbarer innerer Anspannung seine Möglichkeiten ab. Schließlich stieß er hervor:
    »Die Götter, Majestät.«
    »So sei es.« Auf ihr Zeichen kamen weitere Gardisten hinzu und hielten ihn fest. Einer der Töpfe wurde zu ihr gebracht. Sie starrte hinein, eine Hand vollkommen reglos über der Öffnung. So stand sie scheinbar eine Ewigkeit da. Dann zuckte plötzlich ihre Hand herunter in den Topf und zog etwas aus dem Wasser. Es war ein Fisch. Sie hielt ihn mit zwei Fingern und Daumen am Schwanz, während er sich in der Luft wand und zappelte. Der Fisch war ungefähr so lang wie die Hand eines Nyadd und so dick wie drei zusammengebundene Pfeile. Seine Schuppen und Stummelflossen waren silbrig blau. Auf beiden Seiten des Mauls wuchsen Barthaare. Mit großer Vorsicht tippte Adpar dem Fisch in die Seite und zog den Finger sofort wieder zurück. Dutzende winziger bebender Stacheln schossen aus seinem Leib.
    »Ich beneide den Dübelfisch«, behauptete sie.
    »Er hat keine natürlichen Feinde. Seine Stacheln sind nicht nur äußerst spitz, sie pumpen auch ein tödliches Gift in jede erzeugte Wunde, das unter unerträglichen Schmerzen tötet. Der Fisch gibt dabei sein eigenes Leben, nimmt aber immer das seines Feindes mit.« Sie tauchte das Tier wieder in den Topf, sodass es von Wasser umgeben war, hielt es aber noch fest.
    »Bereitet ihn vor«, befahl sie. Die Gardisten zwangen den Gefangenen auf die Knie. Adpar wurde ein Stück Faden gereicht, den sie um die Rückenflosse des Dübelfisches band. An diesem Faden zog sie den Fisch langsam wieder aus dem Topf. Durch das Wasser beruhigt, hatte er die Stacheln mittlerweile eingezogen.
    »Liefere dich der Gnade der Götter aus«, sagte Adpar zu dem Gefangenen.
    »Wenn sie dir drei Mal gnädig sind, wirst du verschont.« Der Kopf des Verurteilten wurde grob in den Nacken gedrückt und sein Mund so weit wie möglich aufgerissen. In dieser Stellung wurde er festgehalten. Adpar näherte sich mit dem zappelnden Fisch. Ganz langsam ließ sie ihn in den weit geöffneten Mund des Nyadd hinab. Er blieb dabei vollkommen reglos. Die Szene hatte Ähnlichkeit mit den Vorstellungen der Schwertschlucker auf Marktplätzen in

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