Die Orks
längst zu spät.«
Jennesta sprach es aus.
»Ich biete dir ein Bündnis an, Adpar. Hilf mir dabei, die Artefakte zu finden, dann teile ich ihre Macht mit dir.« Das Gesicht auf der Oberfläche des geronnenen Bluts blieb ungerührt.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sanara sich einmischt«, fügte Jennesta ungeduldig hinzu.
»Also würdest du vielleicht etwas dazu sagen?«
»Sie mischt sich nicht immer ein. Bisweilen zieht sie es vor, nicht teilzunehmen. Jedenfalls, zum Henker mit Sanara. Es macht mir nichts aus, es vor ihr zu sagen. Nein.«
»Warum nicht?«
»Ich habe hier mehr als genug zu tun. Und anders als du, meine Liebe, habe ich nicht den Ehrgeiz, ein größeres Reich zu erringen.«
»Das größte, Adpar! Groß genug für uns beide! Macht genug für uns beide!«
»Ich habe das Gefühl, dass Teilen, auch mit deiner geliebten Schwester, sich als etwas erweisen könnte, das dir nicht lange gelingt.«
»Was ist denn mit den Göttern?«
»Was soll mit ihnen sein?«
»Das Eintauchen in die Mysterien der Instrumentale könnte unsere Götter wieder einsetzen, die wahren Götter, und diese absurde einsame Gottheit vertreiben, welche die Menschen mitgebracht haben.«
»Die Götter sind hier bei mir leibhaftig genug. Sie brauchen nicht wiedereingesetzt zu werden.«
»Närrin! Der Makel wird früher oder später auch dich erreichen, wenn er es nicht bereits getan hat.«
»Offen gesagt, Jennesta, missfällt mir die Vorstellung. Ich traue dir nicht. Außerdem, bist du überhaupt fähig, ›in die Mysterien einzutauchen‹?« Es war beleidigend gemeint.
»Also willst du sie für dich allein haben, ist es das?«
»Beurteile nicht jeden nach deinen Maßstäben.«
»Du weißt ja nicht, worüber du so hochmütig die Nase rümpfst!«
»Wenigstens ist es meine Nase und an keinen anderen gebunden.« Jennesta rang darum, ihre Wut zu zügeln.
»Also gut. Wenn du kein Interesse hast, dich mir anzuschließen, und du auch die Instrumentale nicht für dich haben willst, warum verkaufst du mir dann nicht deinen? Ich würde gut dafür bezahlen.«
»Ich habe keinen! Wie oft soll ich es dir noch sagen? Er ist weg!«
»Du hast ihn dir von jemandem abnehmen lassen? Ich finde das schwer zu glauben.«
»Der Dieb wurde bestraft. Er hatte Glück, dass er mit dem Leben davongekommen ist.«
»Du hast diesen Räuber nicht einmal getötet?«, spottete Jennesta.
»Du wirst weich, Schwester.«
»An deine Dummheit bin ich gewöhnt, Jennesta. Was ich nicht ertragen kann, ist, wie langweilig du sein kannst.«
»Wenn du mein Angebot ausschlägst, wirst du es bereuen.«
»Werde ich das? Und wer wird dafür sorgen? Du? Du konntest mich nie besiegen, als wir noch jung waren, Jennesta, und du kannst es auch jetzt nicht.« Jennesta kochte vor Wut.
»Das ist deine letzte Gelegenheit, Adpar. Ich werde nicht noch einmal fragen.«
»Wenn du mich so unbedingt dabei haben willst, musst du mich brauchen. Das bereitet mir Freude. Aber ich halte nicht viel von Ultimaten, wer immer sie auch stellt. Ich werde nichts tun, um dich zu behindern, aber auch nichts, um dir zu helfen. Jetzt lass mich in Ruhe.« Diesmal war es Adpar, die das Gespräch beendete. Jennesta blieb mehrere Minuten in tiefes Nachdenken versunken sitzen. Sie kam zu einer Entscheidung. Sie zog einen schweren, verzierten Sessel beiseite und mehrere Läufer zurück, sodass der geflieste Boden zum Vorschein kam. Aus einem Schrank in einer dunklen Ecke wählte sie ein ganz bestimmtes Grimoire aus, und auf dem Weg zur freigeräumten Stelle nahm sie den Krummdolch vom Altar. Die Gegenstände deponierte sie auf dem Sessel. Nachdem sie noch mehr Kerzen angezündet hatte, schöpfte Jennesta ein paar Hände voll geronnenen Bluts aus dem Bottich. Auf Händen und Knien benutzte sie es, um einen großen Stern auf den Boden zu zeichnen, wobei sie ganz besondere Sorgfalt walten ließ, um zu gewährleisten, dass es weder im Umkreis noch in seinen fünf Zacken Unterbrechungen gab. Als sie damit fertig war, nahm sie das Buch und das Messer und wechselte in die Mitte des Kreises. Sie schlug den Ärmel ihres Kleids zurück und schnitt sich mit einem raschen, tiefen Druck der Klinge in den Arm. Ihr helleres Blut tropfte auf den Boden und vermischte sich mit dem dunkleren Rot des Pentagramms. Das verstärkte die Verbindung zu ihrer Schwester. Dann wandte sie sich dem Buch zu und begann etwas, das sie schon vor langer Zeit hätte tun sollen.
Adpar genoss es, die Pläne ihrer Schwester zu
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