Die Orks
Drogawald.« Er gab den Befehl, das Lager abzubrechen.
Der Wald war nur zwei, drei Stunden entfernt, und der Weg dorthin hätte nicht einfacher sein können. Sie brauchten nur dem Meeresarm zu folgen. Wie er gehofft hatte, half der Ritt, den sie gemächlich angingen, Stryke dabei, einen klaren Kopf zu bekommen. Aber sein Mund schien ständig trocken zu sein, und er trank unterwegs eine beträchtliche Menge Wasser. Er bot den Wasserbeutel Coilla an, die neben ihm an der Spitze der Kolonne ritt. Sie schüttelte den Kopf.
»Ich habe mit Haskeer geredet«, sagte sie,
»oder es wenigstens versucht. Darüber, was passiert ist, als er sich mit den Sternen abgesetzt hat.«
»Und?«
»Er scheint fast wieder ganz der Alte zu sein. Nur dann nicht, wenn es darum geht zu erklären, was tatsächlich passiert ist.«
»Ich glaube ihm, wenn er sagt, dass er es wirklich nicht weiß.«
»Ich glaube ihm auch. Trotz des Schlags auf den Kopf, den er mir verpasst hat. Aber ich weiß nicht, ob ich ihm je wieder vertrauen kann, Stryke, obwohl er bei meiner Rettung geholfen hat.«
»Das kann ich dir nicht verdenken. Aber ich glaube, er konnte wirklich nichts dafür. Er ist ein Kamerad, und wir müssen ihm glauben. Man kann Haskeer sicher eine Menge vorwerfen, aber ein Verräter ist er nicht.«
»Eigentlich hat er nur gesagt, die Sterne hätten ihm etwas vorgesungen. Dann wurde er verlegen und hat den Mund gehalten. Diese Sache hört sich ziemlich verrückt an.«
»Ich halte ihn aber nicht für verrückt.«
»Ich auch nicht. Hast du irgendeine Idee, was er damit meint?«
»Nein. Für mich sind die Sterne nur tote Gegenstände.«
»Hast du immer noch keine Vorstellung, wozu sie gut sein könnten?« Er grinste.
»Du kannst mir glauben, dass ich es längst gesagt hätte, wenn ich eine hätte. Herausgebrüllt hätte ich es. Ich habe mich gerade erst mit Alfray darüber unterhalten. Was ich ihm nicht gesagt habe, war, selbst wenn diese Sterne nur unnütze Holzstücke wären, würde ich den Trupp trotzdem nach ihnen suchen lassen.« Coilla sah ihn fragend an.
»Nein, ich bin auch nicht verrückt«, sagte er zu ihr, indem er seine Zweifel in Bezug auf seine Träume resolut beiseite schob.
»Ich sehe es folgendermaßen: Wenn wir überhaupt etwas brauchen, dann ist es ein Ziel. Ohne ein gemeinsames Ziel würde dieser Trupp schneller auseinander fallen, als du spucken kannst. Das liegt an unserer militärischen Erziehung, glaube ich. Wir gehören zwar nicht mehr der Horde an, aber wir sind immer noch Orks und immer noch Mitglieder des orkischen Volks, wie versprengt und verunglimpft es auch sein mag. Ich würde sagen, wir halten entweder zusammen oder gehen getrennt unter.«
»Ich verstehe. Vielleicht gibt es etwas im Wesen der Orks, das sich nach Kameradschaft sehnt. Ich glaube nicht, dass es uns bestimmt ist, für uns allein zu leben. Aber was auch geschieht, du hast uns ein Ziel gegeben, Stryke. Auch wenn alles ganz furchtbar schief gehen sollte, wir haben es immerhin versucht.« Stryke lächelte sie an.
»Ja, genau. Wir haben es versucht.« Sie hatten den Waldrand erreicht. Der Wald war üppig, riesig und finster. Stryke ließ die Kolonne anhalten. Er winkte Alfray, Jup und Haskeer zu sich.
»Wie lautet der Plan, Boss?«, fragte Jup.
»Wie ich schon sagte: einfach und direkt. Wir versuchen unter dem Schutz einer Parlamentärsflagge Verbindung mit Keppatawns Klan aufzunehmen.« Alfray fertigte die Flagge unter Benutzung der Bannerlanze der Vielfraße an.
»Und wenn es mehr als einen Klan im Wald gibt, Stryke?«, fragte er.
»Wir müssen wohl hoffen, dass sie alle auf freundschaftlichem Fuß miteinander stehen und uns passieren lassen. Also, vorwärts.« Mit einiger Beklommenheit ritten sie in den Wald hinein. Alfray hielt die Flagge hoch. Er war sich wie sie alle der Tatsache bewusst, dass die Parlamentärsflagge zwar allgemein bekannt, aber nicht allgemein geachtet war. Im Wald war es kühl, die Luft roch erdig. Es war nicht so dunkel, wie es von außen den Anschein hatte. Die Stille war beinah vollkommen, und das machte alle ziemlich nervös. Nachdem sie zehn Minuten geritten waren, erreichten sie eine kleine Lichtung.
»Warum fühle ich mich genötigt zu flüstern?«, flüsterte Coilla. Alfray schaute auf zu den Baumkronen hoch über ihnen, durch die vereinzelte Sonnenstrahlen fielen.
»Weil einem dieser Ort heilig vorkommt, deswegen.« Jup stimmte zu.
»Ich nehme an, dass die Magie hier sehr stark ist. Das
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