Die Orks
wenn ich ganz offen bin. Was wollt ihr von mir?«
»Wir haben Dinge mit dir zu besprechen. Es geht um einen Handel, der für euch von Vorteil sein könnte.«
»Das bleibt abzuwarten.« Er betrachtete sie mit pfiffigem Blick. Sein Tonfall wurde unbeschwerter.
»Aber über Geschäfte lässt sich am besten beim Essen reden. Leistet uns bei Speise und Trank Gesellschaft.«
»Danke.« Stryke schreckte vor dem Gedanken zurück, schon wieder etwas zu essen, wusste aber, dass der Anstand und die guten Sitten verlangten, darauf einzugehen. Der Trupp wurde zu einigen massiven Eichentischen geführt, die in der Mitte der Lichtung standen. Auf einer Seite befanden sich Bänke für die Orks. Zentauren standen beim Essen. Fleisch und Fisch wurden gebracht. Es gab frisches Brot, Obst und Körbe mit Nüssen, wie es sich für Waldbewohner gehörte. Auch Ale wurde gereicht sowie Krüge mit schwerem Rotwein. Als das Mahl im Gange war, was in Strykes Fall bedeutete, dass er gerade genug aß, um Anstoß zu vermeiden, prostete er ihren Gastgebern zu.
»Ein großzügiges Mahl.« Er hob einen Krug.
»Wir danken euch.«
»Mir ist schon oft der Gedanke gekommen, dass es nur wenige Meinungsverschiedenheiten gibt, die man nicht bei einem guten Essen und einem erlesenen Wein aus der Welt schaffen könnte«, erwiderte Keppatawn. Er trank seinen Krug leer und rülpste. Es war eine Demonstration der allseits bekannten Vorliebe der Zentauren für die sinnlicheren Vergnügen des Lebens, die bei ihnen regelmäßig ins Exzessive abglitt.
»Obwohl ich annehme, dass ihr Orks das etwas anders seht, was?«, fügte er hinzu.
»Wir stellen normalerweise zuerst die Fragen, vorzugsweise bei einem Festmahl, und kämpfen dann. Bei euch ist es genau umgekehrt, nicht wahr?«
»Nicht immer, Keppatawn. Wir sind durchaus vernünftig.«
»Natürlich seid ihr das«, erwiderte er gutmütig.
»Was ist es also, das ihr heute vernünftig regeln wollt?«
»Du hast etwas, das wir dir gern abhandeln würden.«
»Wenn ihr damit Waffen meint, so werdet ihr nirgendwo in Maras-Dantien bessere finden.«
»Nein, keine Waffen, obwohl eure tatsächlich berühmt sind.« Er hob seinen Krug und trank einen Schluck.
»Ich rede von einer Reliquie. Wir nennen sie Stern. Du kennst sie vielleicht besser als Instrumental.« Die Bemerkung brachte den Tisch zum Schweigen. Stryke hoffte nicht, dass er den Verhandlungen einen dauerhaften Dämpfer verpasst hatte. Nach einer Pause lächelte Keppatawn und gab damit das Zeichen für die Wiederaufnahme der allgemeinen Unterhaltung. Obwohl sie jetzt leiser war, da alle sich bemühten mitzuhören.
»Wir haben dieses Artefakt«, räumte er ein.
»Und ihr seid nicht die Ersten, die es erwerben wollten.«
»Es gab schon andere?«
»Im Laufe der Jahre, ja.«
»Darf ich fragen, wer?«
»Oh, alle möglichen Leute. Gelehrte, Glücksritter, solche, die eine Meisterschaft in den schwarzen Künsten für sich in Anspruch nahmen oder auch in den weißen, Träumer…«
»Wie ist es ihnen ergangen?«
»Wir haben sie getötet.« Die Mitglieder des Trupps versteiften sich ein wenig, als sie das hörten.
»Aber uns nicht?«, hakte Stryke nach.
»Ihr seid gekommen, um zu fragen, nicht um zu stehlen. Ich rede von denjenigen, die in böser Absicht kamen.«
»Es gab auch andere?«
»Einige. In der Regel haben wir sie am Leben gelassen, und natürlich sind sie enttäuscht gegangen.«
»Warum?«
»Weil sie meinen Preis für das, was du Stern nennst, nicht bezahlen konnten oder wollten.«
»Was mag das für ein Preis sein?«
»Dazu kommen wir noch. Zunächst will ich dir jemanden vorstellen.« Er wandte sich an Gelorak, der neben ihm stand.
»Hol Hedgestus und sag ihm, er soll die Reliquie mitbringen.« Gelorak trank seinen Wein aus und trottete davon.
»Unser Schamane«, erläuterte Keppatawn.
»Er ist der Hüter des Instrumentals.« Wenig später kam Gelorak mit einem alten Zentaur, dessen Gebaren unsicher wirkte, aus einer kleinen Hütte am Rande der Lichtung. Anders als die anderen KlanMitglieder, welche der Trupp bisher zu Gesicht bekommen hatte, trug dieser Zentaur mehrere Halsketten, auf die Kiesel oder vielleicht Nussschalen gezogen waren. Gelorak trug ein kleines Holzkästchen. Beide gingen langsam. Nach der gegenseitigen Vorstellung, bei der Hedgestus sehr ernst war, ordnete Keppatawn an, den Stern zu zeigen. Das mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Kästchen wurde auf den Tisch gestellt und geöffnet. Es enthielt einen
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