Die Orks
sie:
»Gerüchte besagen, du hättest etwas, das Jennesta haben will.« Er wog seine Antwort ab, bevor er entschied, dass er ihr vertrauen konnte. Schließlich hatte sie ihm das Leben gerettet.
»Es ist mehr als nur eine Sache«, sagte er, indem er in seinen Gürtelbeutel griff. Die drei Sterne füllten seine gewölbte Handfläche aus. Glozellan starrte die seltsamen Gegenstände an.
»Ich weiß eigentlich nicht, wozu die Dinger gut sind«, gestand er, »ich weiß nur, dass sie Instrumentale genannt werden. Mein Trupp nennt sie Sterne.«
»Das sind Instrumentale? Wirklich?« Er nickte. Es war das erste Mal, dass er sie etwas wie Ehrfurcht ausdrücken sah. Keine geringe Leistung bei einem Braunwichtel.
»Du hast von ihnen gehört?«, fragte er. Sie fasste sich wieder.
»Die Legende der Instrumentale ist meinem Volk bekannt.«
»Was kannst du mir über sie erzählen?«
»Eigentlich nicht viel. Ich weiß, dass es fünf davon geben soll und dass sie sehr alt sind. Es gibt eine Geschichte, die sie mit meiner Rasse verbindet. Wir haben einen berühmten Vorfahr, Prillenda, obwohl auch über ihn wenig bekannt ist. Er war… na ja, eine Art Seher und Philosoph, und es heißt, eines dieser Dinger hätte ihn zu Prophezeiungen angeregt.«
»Prophezeiungen? Worüber?«
»Wenn es Weissagungen waren, sind sie längst in Vergessenheit geraten. Aber angeblich hatten sie etwas mit den Letzten Tagen zu tun, der Zeit, wenn die Götter diese Welt aufrollen und ein neues Spiel beginnen.«
»Wir Orks haben eine ähnliche Legende.«
»Jedenfalls, wie er in den Besitz des Instrumentals gelangte und wo er abgeblieben ist, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Manche sagen, der Instrumental habe zu seinem Tod geführt. Ich habe immer gedacht, die ganze Sache sei eine Geschichte, die von Elfen im Pollenrausch erzählt wird, um ehrlich zu sein.« Sie betrachtete die Sterne.
»Aber nun hast du gleich drei von den Dingern. Bist du sicher, dass sie echt sind?«
»Ich bin sicher.« Er verstaute sie wieder.
»Ich habe auch keine bessere Vorstellung als du davon, was sie zu leisten imstande sind, Stryke, aber ihr Besitzer gebietet über eine gewaltige Macht. Zumindest das geht klar aus den Geschichten hervor, wenn auch kaum etwas anderes.« Nach seinem letzten Traum, wenn es denn einer gewesen war, hatte er
den Verdacht, dass diese Macht größer war, als sie sich vorstellen konnten. Aber er sprach diesen Gedanken nicht aus. Und er erwähnte auch nicht, dass die Sterne ihm etwas vorgesungen hatten.
»Ich kann mir denken, warum Jennesta sie unbedingt haben will«, sagte Glozellan.
»Auch wenn sie keine Magie haben, sind sie als Totems immer noch mächtig. Sie könnten ihre bröckelnde Autorität wiederherstellen. Wenn du sie benutzen würdest, um ihre Gegner um dich zu scharen…«
»Genug.« Sein Tonfall lud nicht zu weiteren Bemerkungen ein.
»Was wirst du jetzt tun?«
»Ich bin nicht sicher. Ich würde gern für ein Weilchen der Kontemplation zu meinen Verwandten zurückkehren. Aber wir Braunwichtel sind Südländer, und wie du weißt, sind im Süden mehr Menschen als sonstwo. Mein Volk hat sich schon lange in alle Winde zerstreut, daher fliege ich vielleicht zu einer Drachenfeste und halte mich an die Höhe.« Sie drehte sich um und gab dem Drachen einen liebevollen Klaps. Der dösende Drache nahm ihn ungerührt hin.
»Braunwichtel und Drachen haben sich schon immer gut verstanden. Sie sind die einzige andere Rasse, der wir wirklich vertrauen, und sie scheinen ebenso zu empfinden, was uns betrifft. Vielleicht betrachten wir einander als Verbündete in der Not.« Stryke ging auf, dass sie ebenso eine Ausgestoßene war, wie die Orks es geworden waren, und ein jäher Anflug von Mitgefühl überkam ihn.
»Wirst du dich der Königin weiter widersetzen?«, fragte Glozellan.
»Wenn ich muss; und ich werde auch gegen Menschen und jede andere Rasse kämpfen, die mir in die Quere kommt. Aber ich werde es nicht darauf anlegen. Eigentlich versuche ich nur, meinen Trupp am Leben zu erhalten.«
»Die Götter haben vielleicht andere Vorstellungen.« Er lachte. Es klang ein wenig bitter.
»Wie auch immer. Aber eins nach dem anderen. Ich muss zurück zu den Vielfraßen.«
»Dann sollten wir aufbrechen, bevor das Wetter zu schlecht wird. Komm, ich bringe dich zu ihnen.«
Jetzt fuhr sie auf einem schwarzen, mit arkanen Symbolen aus Gold und Silber bedeckten Streitwagen. Er wurde von zwei Rappen gezogen, deren lederne Masken mit
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