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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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pyramidenförmigen Stacheln und deren Beingamaschen mit Eisenbeschlägen besetzt waren. Aus den Radnaben des Streitwagens ragten polierte Sicheln. Hinter Jennesta marschierte eine zehntausend Mann starke Armee aus Orks, Zwergen und einem Großteil der Sache der Mannis ergebener Menschen. Das Heer strotzte nur so vor Standarten und Speeren. Weiße, mit Leinwand bespannte Ochsenkarren schwankten in dem Aufgebot. Kavallerieregimenter schirmten die Flanken ab. Sie hatten die Taklakasee umgangen, das große Binnenmeer, und nahezu die gesamte Große Prärie durchquert, wobei sie sich südlich von Bebis und nördlich des Drogawalds gehalten hatten. Bald würde sie das Heer nach Norantellien und zur Narbenfels-Halbinsel führen. In der marschigen Domäne der Nyadd, die bis vor kurzem noch von Adpar, ihrer von ihr durch Zauberei getöteten Schwester, regiert worden war, würde Jennesta die Vielfraße und ihren Schatz jagen. Sie wusste, dass sie dort waren oder zumindest gewesen waren. Der telepathische Ausbruch der sterbenden Adpar hatte ihr das verraten. Jennestas Drachenmutter Glozellan war mit dreien ihrer Bestien vorausgeschickt worden, um das Land auszukundschaften. Verstärkung war einberufen worden und würde ihre Armee noch vergrößern. Elite- Kriegstrupps waren von ihrer Residenz Grabhügelstein unterwegs. Alles war unter Kontrolle. Alle Eventualitäten waren berücksichtigt worden. Sie war ihrer Rache und dem Erreichen ihres Ziels so nahe wie noch nie. Die Armee, an deren Spitze sie fuhr, war Zeugnis ihrer Autorität. Und doch war sie nicht zufrieden. Der Gegenstand ihres Missvergnügens ritt neben dem Streitwagen. General Mersadion, der Heerführer, war in der Blüte seiner Jahre, aber einer Gebieterin zu dienen, die so anspruchsvoll war, hatte ihn abgehärmt. Seine Stirn wies mehr als nur die übliche Anzahl von Falten auf, und er war hohläugig. Hätten männliche Orks Haare gehabt, wären sie bereits ergraut gewesen. Jennesta piesackte ihn.
    »Wo immer sie sich zeigt, rotten Sie sie aus. Treulosigkeit ist ein Geschwür, das rasch zu eitern anfängt, wenn es nicht herausgeschnitten wird.«
    »Bei allem Respekt, Majestät, ich glaube, Ihr überschätzt diese Aufmüpfigkeit«, wagte er einzuwenden, um rasch hinzuzufügen:
    »Die überwiegende Mehrheit ist treu.«
    »Das sagen Sie ständig. Aber es gibt immer noch Aufwiegelungen und Desertionen. Machen Sie aus jeder Andeutung von Ungehorsam, aus jedem Anflug von Aufruhr ein Kapitalverbrechen, ohne Ausnahme und ungeachtet des Dienstgrads.«
    »Das tun wir bereits, Majestät.« Er hätte hinzufügen können, dass sie das sehr wohl wusste, wäre er lebensmüde gewesen.
    »Dann wenden Sie das Prinzip nicht rigoros genug an.« Vernichtend war ein zu armseliges Wort, um den Blick zu beschreiben, mit dem sie ihn bedachte.
    »Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken, General.« Natürlich meinte sie ihn, aber Mersadion sah die unbeabsichtigte Ironie. Er beschränkte seine Antwort auf ein besonnenes:
    »Majestät.«
    »Jene, die mir gut dienen, werden belohnt. Schlechte Diener bezahlen den Preis dafür.« Es war ihm neu, dass es Belohnungen gab. Er hatte noch keine gesehen, abgesehen von einer ungebetenen Beförderung auf einen unmöglichen Posten.
    »Muss ich Sie an Ihren Vorgänger Kysthan und seinen Protege Hauptmann Delorran erinnern?«, fuhr sie fort und nicht zum ersten Mal.
    »Nein, Majestät, das müsst Ihr nicht.«
    »Dann denken Sie über deren Schicksal nach.« Das tat er oft. Das gehörte zum Leben am Rand eines Vulkans dazu. Er fand langsam, dass man den Deserteuren ihre Einstellung kaum verdenken konnte und dass Jennestas zunehmende Härte die Lage noch verschlimmerte. Rasch unterdrückte er diesen Gedankengang. Er wusste, es
    war irrational, aber er lebte mit der beständigen Furcht, sie könne in der Lage sein, seine Gedanken zu lesen. In diesem Augenblick sprach sie weiter, und er erschrak beinahe. Aber sie redete mehr mit sich selbst als mit ihm.
    »Wenn ich habe, was ich will, wird keiner von euch noch eine Wahl in der Frage der Loyalität haben«, murmelte sie. Mit klarerer Stimme befahl sie:
    »Setzen Sie die Truppe in Marsch! Ich will keine weiteren Verzögerungen mehr.« Ihre Peitsche knallte auf den Rücken der Pferde, und der Streitwagen schoss vorwärts. Mersadion musste schnell reagieren, um den Sicheln auszuweichen. Als er sein Pferd anspornte, um Schritt zu halten, warf er einen Blick auf das Schauspiel, das sie arrangiert hatte. Eine

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