Die Orks
Reihe von vierzehn Dissidenten, mittlerweile alle tot, hing in Käfigen an Galgen über großen offenen Feuern. Die Armee sollte daran vorbeimarschieren, damit sie die Rechtsprechung ihrer Herrscherin würdigen konnte. Manche sahen weg. Viele hielten sich ein Tuch vor Nase und Mund, um sich vor dem üblen Geruch zu schützen. Asche flatterte im Wind. Wolken orangefarbener Funken stoben himmelwärts.
Orks waren für die Erde gemacht. Für Stryke bestätigte sich das zum zweiten Mal, als Glozellan ihn zum Drogawald flog. Der Wind war schneidend, und der Flügelschlag des Drachen erzeugte einen Aufwind, der ihn ernstlich daran zweifeln ließ, dass es ihm gelingen würde, sich festzuhalten. Seine Kehrseite war taub vom knotigen Rücken der Bestie, der wirbelnde Schnee ließ seine Augen tränen, und es war so kalt, dass er kein Gefühl mehr in den Händen hatte. Als er mit der Drachenmutter zu reden versuchte, gelang es ihm nicht, das Heulen des Windes zu übertönen. Er konzentrierte sich auf die Aussicht. Die Eisscholle im Norden sah aus, als breite sich langsam verschüttete Milch über das Land aus, und die Größe des Gebiets, das sie bereits bedeckte, erschreckte ihn. Dann änderte der Drache die Flugrichtung, und er schaute auf kleinere Gebirge mit weißen Gipfeln. Diese wichen steilen Hängen, die zu zerklüfteten, mit Sträuchern bedeckten Ebenen abfielen. Hügelketten zogen unter ihnen dahin und Täler, die langen gerippten Blättern ähnelten. Seen mit spiegelnder Oberfläche waren mit wattigen Nebelschwaden verhangen. Wälder schwankten im Wind. Schließlich erreichten sie die wellige Große Prärie. Später sichtete er den silbernen Faden des Callyparr und den grünen Fleck des Drogawalds. Der Drache brüllte, dass es seine Ohren betäubte und seine Knochen erschütterte. Glozellan rief etwas, das
er nicht verstehen konnte. Sie sanken, so kam es ihm vor, und stürzten dann ab, und das Rauschen der Luft unterband sein Atmen. Er spürte, wie der Drache sich fing, und aus dem Sturzflug wurde ein Gleiten. Der Boden kam immer näher, und die Baumwipfel wuchsen von Regentropfen zu Fassdeckeln. Kreischende Vogelscharen
flogen auf. Dann flogen sie parallel zum Land, das rascher vorbeihuschte als beim schärfsten Pferdegalopp. Sie entfernten sich vom Wald, flogen aber in einem Bogen, mit dem sie den Wald letztendlich umkreisen würden. Er ging davon aus, dass Glozellan nach zurückgebliebenen Aufsehern oder anderen feindlichen Streitkräften suchte, und lieh diesem Vorhaben auch seinen Scharfblick. Bei ihrer Umrundung des Drogawalds überflogen sie auch eine Meeresbucht. Er sah Wellen gegen zerklüftete Felsen branden, Kieselstrände, flaches Land, Gras und Bäume. Der Schlitz des Meeresarms tauchte auf, an dieser Stelle gerade wie ein Pfeil oder eines Gottes polierte Klinge. Dann wieder die Prärie, und der Kreis war geschlossen. Noch vor ihrer Landung gab es einen Exodus aus dem Wald. Zentauren und Orks zu Pferd und zu Fuß beeilten sich, zu ihnen zu gelangen. Der Drache setzte mit einem leichten Ruck auf. Mit steifen Gliedern kletterte Stryke von seinem Platz hinter Glozellan nach unten. Sie blieb auf dem grollenden Riesen sitzen. Er schaute zu ihr hoch.
»Danke, Glozellan. Was du auch tust, viel Glück dabei.«
»Gleichfalls, Stryke. Aber ich habe noch etwas zu sagen, das du beachten musst. Jennesta ist mit einer Armee zu den Narbenfelsmarschen unterwegs. Sie ist nur wenige Tage hinter uns und könnte leicht eure Spur aufnehmen. Ihr seid hier nicht sicher.« Bevor er antworten konnte, flüsterte sie etwas in das geräumige Ohr des Drachen und drängte ihn zum Aulbruch. Er hob ab, da die kräftigen Schwingen ihren Rhythmus aufnahmen und er die dicken Beine einzog. Der Luftzug ließ Stryke ein paar Schritte zurückweichen und seine Augen mit einer Hand abschirmen. Er beobachtete das Ungetüm bei seinem Steigflug und sah, wie sich ungeschlachte Körperfülle in Eleganz verwandelte. Der Drache stieg und flog einen höflichen Kreis über ihren Köpfen. Glozellan hob den Arm und winkte. Er erwiderte den Abschiedsgruß. Dann wandte sie sich nach Osten und rauschte davon. Stryke starrte immer noch in den Himmel, als die anderen eintrafen. Alfray, Haskeer, Jup und mehrere Gemeine waren geritten. Coilla ebenfalls, auf Geloraks Rücken. Sie hatten Dutzende anderer Zentauren bei sich, und die ersten Orks zu Fuß näherten sich ebenfalls im Laufschritt. Sie versammelten sich um ihn, und ihre Erleichterung war
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