Die Orks
Ihre Stimme hatte einen mitleidlosen Unterton.
»Ihre Seelen werden brennen«, versprach er.
»Aber wir wissen nicht, wo sie sind.«
»Wir wissen, wo sie zuletzt waren: irgendwo in der Nähe des Drogawalds, und zwar mit diesem anderen Trupp gottloser Scheusale, diesen Widernatürlichkeiten halb Pferd, halb Mensch. Dort werden wir ihre Spur aufnehmen.«
»Wenn Gott die minderwertigen Rassen so sehr verabscheut, warum hat Er sie dann erschaffen?«
»Vielleicht als Prüfung für uns. Oder es könnte auch sein, dass sie gar nicht das Werk des Herrn sind. Es könnte sein, dass sie Verwandte des Gehörnten sind.« Er senkte die Stimme zu einem Flüstern.
»Satans Abkömmlinge, um die Reinen zu plagen.« Milde schauderte.
»Der Herr bewahre uns«, hauchte sie.
»Das wird Er, und Er wird auch dafür sorgen, dass wir blühen und gedeihen, vorausgesetzt, wir verbreiten Sein Wort. Mit Klinge und Speer, wenn es sein muss. Das ist Sein Gebot.« Hobrows Augen schimmerten. Er richtete sie auf eine Stelle an der Decke.
»Hörst du mich, o Herr? Unter Deiner Führung werden wir die herrliche Bürde rassischer Reinheit tragen, die Du uns auferlegt hast. Bewaffne mich mit Deinem Schwert der Vergeltung und Deinem Schild der Rechtschaffenheit, dann werde ich das Feuer Deines Zorns über die Wilden bringen!« Seine Tochter starrte ehrfürchtig zu ihm auf.
»Amen«, flüsterte sie.
»Fieser Fettarsch!«
»Hosenscheißer!« Mit geballten Fäusten gingen Jup und Haskeer aufeinander los, erpicht darauf, von Beleidigungen zu Handgreiflichkeiten überzugehen.
»Auseinander!«, bellte Stryke. Die beiden Feldwebel funkelten sich finster an und standen kurz vor der Befehlsverweigerung. Stryke drängte sich zwischen sie und schob sie auseinander.
»Sind Sie Offiziere in diesem Trupp oder was? Hm? Wenn Sie Feldwebel bleiben wollen, benehmen Sie sich auch so!« Sie wichen grollend zurück.
»Ich kann Ihnen beiden das Streiten nicht austreiben«, sagte Stryke zu ihnen.
»Wenn Sie schlechte Laune haben, heben Sie sich die für unsere Feinde auf. Und wenn Sie zu viel Energie haben, können Sie sie abarbeiten. Sie haben Arbeitsdienst.« Er bedachte sie mit einem Blick, der ihr Stöhnen unterband.
»Haskeer, Sie misten die Pferdeställe aus.« Jup grinste. Stryke wandte sich an ihn.
»Sehen Sie diesen Baum, Feldwebel?« Er zeigte auf einen der höchsten, die zu sehen waren.
»Klettern sie hinauf. Sie sind auf Ausguck. Und jetzt Bewegung!« Sie eilten mit versteinerter Miene davon.
»Ihr Waffenstillstand hat nicht lange gehalten«, bemerkte Alfray. Coilla nickte.
»Wie in alten Zeiten.«
»Ich glaube, dass es ihnen gefällt, miteinander zu streiten«, mutmaßte Stryke.
»Das hält sie auf Trab. Und im Moment ist sonst nicht sonderlich viel los.«
»Unter den Gemeinen hat es auch etwas Unruhe gegeben«, meldete Alfray.
»Nichts Ernstes. Zank, Nörgeleien, nichts von Belang.«
»Wir sind doch erst seit sechsunddreißig Stunden hier, um der Götter willen!«, beklagte sich Stryke.
»Es war eine gute Sache, dass wir an den Befestigungen arbeiten konnten. Ohne dieses Ventil wären sie schon vorher übergekocht. Aber jetzt, da das erledigt ist…«
»Ich dulde keine Disziplinlosigkeiten, nur weil sie sich eine Zeit lang die Beine in den Bauch stehen müssen.«
»Sie sind nicht gelangweilt, Stryke«, korrigierte Coilla,
»sie sind frustriert. Weil wir nicht wissen, was wir als Nächstes tun. Bist du das nicht auch?« Er seufzte.
»Ja«, gab er zu.
»Ich habe keine Ahnung, was wir machen oder wie wir den letzten Stern finden sollen.«
»Tja, hier können wir nicht mehr lange bleiben, um es uns zu überlegen. Wir müssen irgendwohin. Es sei denn, du willst noch bleiben, um ein Schwätzchen mit Jennesta zu halten.«
»Wir rücken heute noch aus. Selbst wenn wir eine Münze werfen müssen, wohin.«
»Und tun was?«, fragte Alfray.
»Sinnlos umherziehen? Den Rest unseres Lebens damit verbringen, vor ihr und allen anderen wegzulaufen, die unsere Sterne haben wollen?«
»Wenn du eine bessere Idee hast, lass hören«, fuhr Stryke auf.
»Aufgepasst«, unterbrach Coilla. Sie schauten in die Richtung, die sie anzeigte. Keppatawn näherte sich ihnen. Sein verkrüppeltes Bein hatte sich bereits sichtlich gebessert. Neue, gesunde Haut bildete sich, und er hinkte nicht mehr so stark. Sein ganzes Gehabe kam ihnen viel robuster vor. Als er sie erreichte, machte Stryke eine entsprechende Bemerkung.
»Mein Leiden bessert sich
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