Die Orks
dieses elenden Beins sorgt…« – er legte die Hand auf den verkümmerten Oberschenkel –,
»… habt ihr mir mehr gegeben, als ich mir je hätte erhoffen können.« An einer der Koppeln wurde es etwas lebhafter. Eine kleine Gruppe skandierender Zentauren erschien. Hedgestus ging, von Gelorak gestützt, an ihrer Spitze, und vier oder fünf Akoluthen bildeten den Abschluss. Sie machten sich mit würdevollen Schritten an die Überquerung der Lichtung.
»Ah, der Augenblick der Wahrheit«, sagte Keppatawn, indem er den Musikern Ruhe gebot. Alle sahen zu, als die Prozession an seinem Tisch ankam. Der Singsang war zu einem Gemurmel abgeschwollen. Zwei der Gehilfen trugen einen schweren Holzzuber mit krummen Eisengriffen. Der Tisch wurde abgeräumt und der Zuber vorsichtig abgestellt. Er war zu zwei Dritteln mit einer Flüssigkeit gefüllt, bei der es sich um gewöhnliches Wasser zu handeln schien.
»Sieht nicht nach viel aus, oder?«, bemerkte Haskeer. Stryke legte einen Finger auf die Lippen und funkelte ihn an.
»Vorwärts«, drängte Keppatawn den Schamanen,
»lasst uns endlich anfangen.« Ein Hocker wurde gebracht, und der Häuptling legte sein Bein darauf. Hedgestus streckte die Hand aus. Einer der Akoluthen reichte ihm einen gelben Meerschwamm. Er tauchte ihn in die Flüssigkeit, wrang den Überschuss heraus und bückte sich mit einiger Mühe, um mit der Anwendung zu beginnen. Während er sanft tupfte, schwoll der Singsang wieder an. Wenn die Zuschauer mit einem unmittelbaren Resultat gerechnet hatten, wurden sie enttäuscht. Nach zwei oder drei Waschungen bemerkte Hedgestus Keppatawns fragende Miene.
»Wir müssen Geduld haben«, riet er.
»Es dauert eine Weile, bis der Zauber wirkt.« Keppatawn versuchte, sich gleichmütig zu geben. Der Schamane setzte seine Waschungen fort. Der Singsang hielt an. Schließlich zogen sich viele Zuschauer zurück. Alfray ging mit einer Gruppe Gemeiner. Haskeer machte sich mit einem ausgiebigen Gähnen auf die Suche nach mehr Ale. Jup lümmelte sich auf eine Bank, das Kinn aufgestützt, und starrte ins Leere. Coilla, deren Augen trotz Alkohol und Kristall noch so klar wie Opale waren, machte Stryke auf sich aufmerksam. Sie zogen sich in aller Stille zurück.
»Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht«, gestand sie,
»einfach so zu verschwinden.«
»Um ehrlich zu sein, ich mir auch.« Es war das erste Mal, dass er mit einem Truppmitglied redete und niemand anders zugegen war. Er war froh, sich ein wenig gehen lassen zu können.
»Ich dachte schon, diesmal wäre es endgültig vorbei mit uns«, sagte sie.
»Wir wussten nicht, ob du freiwillig mitgeflogen warst, und da du die Sterne bei dir hattest…«
»Jetzt haben wir vier.« Er betastete den Gürtelbeutel.
»Ich hätte nie gedacht, dass wir so weit kommen würden.« Sie lächelte und deutete auf die anderen.
»Lass das die anderen nicht hören.« Seine Stimmung blieb trübselig.
»Aber wir wissen immer noch nicht, wozu sie imstande sind.«
»Und wohin wir als Nächstes reiten sollen.« Er nickte. Nach einem Augenblick fuhr er fort:
»Auf diesem Berg ist etwas Seltsames passiert. Dieser Mensch war dort… Seraphim.«
»Glozellan hat ihn auch dorthin gebracht?«
»Das ist es ja. Hat sie nicht. Er ist einfach… aufgetaucht, irgendwie. Und genauso wieder verschwunden. Und ohne Drache konnte man unmöglich auf diesen Gipfel gelangen, glaub mir.«
»Du hast mit ihm geredet?«
»Ja, aber was er gesagt hat, war nicht klar und eindeutig. Ich habe einigermaßen verstanden, worauf er hinauswollte, aber ich…« Er brach ab, da ihm die richtigen Worte fehlten.
»Er sagte, ich solle die Suche nach den Sternen fortsetzen.«
»Warum würde er so etwas tun? Wer ist er?« Stryke zuckte die Achseln. Coilla studierte sein Gesicht.
»Du siehst nicht allzu gut aus«, entschied sie.
»Was ist los? Das heißt, abgesehen von dem ganzen Mist, den wir durchmachen.«
»Mir fehlt nichts. Außer…« Er wollte ihr von den Träumen erzählen und dass er um seine geistige Gesundheit fürchtete.
»Ja?«, redete sie ihm gut zu.
»Es ist nur so, dass ich…« Ein Gemeiner kam zu ihnen getrabt.
»Hauptmann! Gefreiter Alfray hätte gern einen Dienstplan für die Arbeitsgruppen morgen.«
»Sehr gut, Orbon. Sag ihm, dass ich sofort komme.«
»Boss.« Der Soldat entfernte sich wieder.
»Was wolltest du gerade sagen, Stryke?«, fragte Coilla. Der Augenblick war vorüber.
»Nichts.« Sie wollte etwas erwidern. Er kam ihr
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