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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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auf dem flachen Abschluss der Säule, und sie hielt sich fest. Ihre Stiefel fanden Halt an der Kannelierung.
    Die Konstruktion stürzte nicht ein, wie sie befürchtet hatte. Dann musste sie sich mühsam nach oben hangeln, bis sie dem Stern auf dem Kapitell Gesellschaft leisten konnte. Und es war der Stern, das sah sie jetzt ganz deutlich. Wie sie gedacht hatte, war er rot, und sie zählte nicht weniger als neun Zapfen.
    Einen Augenblick war sie versucht, ihn an sich zu nehmen. Die Vernunft behielt die Oberhand. Sie war noch nicht fertig. Der nächste Schritt bestand darin, von der Säule zum vernagelten Fenster zu gelangen, das glücklicherweise mit einer tiefen Fensterbank aufwarten konnte. Es war ein ebenso weiter Sprung wie der zur Säule, und natürlich konnte sie keinen Anlauf nehmen. Es hatte keinen Sinn, das Vorhaben aufzuschieben. Sie spannte ihre Muskeln und stieß sich ab. Sie erreichte das Fensterbrett, aber ganz knapp. Einen schwindelerregenden Augenblick glaubte sie zu fallen. Dann rettete sie sich dadurch, dass sie die Hände um die Seiten der Fensternische krampfte. Nachdem sie sich auf die Fensterbank gehievt hatte, zog sie ein Messer und machte sich an den Nägeln zu schaffen, die eines der Bretter hielten. Zum Glück waren sie von ihrer Seite aus eingeschlagen worden. Coilla hatte das Gefühl, dass es eine Ewigkeit dauerte, bis sie die Nägel entfernt hatte. Sie rechnete damit, dass jeden Augenblick Wachen hereinplatzen oder die Hohepriesterin den Tempel betreten würde. Schließlich konnte sie ein Brett lösen und sah zu ihrer Erleichterung das Gerüst vor dem Fenster. Sie schob das Brett nach draußen auf das Gerüst, dann zwängte sie sich selbst hindurch. Auch das war nicht einfach, weil die Lücke gerade groß genug für sie war. Auf dem Gerüst angelangt, hielt sie sich tief geduckt und vertraute darauf, dass man sie nicht sehen werde. Dann musste das Brett wieder an Ort und Stelle gezwängt werden, um niemanden auf den Gedanken zu bringen, dass jemand in den Tempel eingebrochen war. Schließlich vergewisserte sie sich, dass niemand auf der Straße war, und kletterte dann rasch nach unten. Mit einem Seufzer der Erleichterung tauchte sie im Schatten unter. Coilla schwor sich, das Einbrechen niemals zu ihrem Beruf zu machen.
    Jennesta warf der Schar beim Reiten Brocken rohen Fleisches zu. Das gute Dutzend Räuber umkreiste sie und kreischte, und sie fingen die Bissen aus der Luft und schlangen sie herunter.
    »Sind sie nicht reizend?«, rief sie begeistert. Mersadion grunzte eine Platitüde und betrachtete die Harpyien. Er fand ihre schwarze Lederhaut, die runzligen Fledermausflügel und die Mäuler mit den messerscharfen Zähnen nicht im geringsten bewundernswert. Aber es war nie ratsam, seiner Gebieterin zu widersprechen. Er trug keinen Verband mehr, aber die Wunde deprimierte ihn.
    Seine ganze rechte Gesichtshälfte war mit roten Blasen übersät, die seine Wange in eine Ruine verwandelt hatten. Er sah wie eine einseitig geschmolzene Kerze aus. Jennesta gefiel ihr Werk hingegen, und sie hatte darauf bestanden, dass er auf der linken Seite ihres Streitwagens ritt, sodass sie es bewundern konnte.
    »Wissen Sie«, sann sie,
    »ich war ein wenig aufgebracht über den kleinen Zusammenstoß mit den Unis, weil Hobrow und seine Armee dadurch vor uns nach Ruffettsblick gelangen konnten.« Er hätte lachen können über die Wahl ihrer Worte, mit denen sie den Zorn beschrieb, dem sie bei dieser Gelegenheit freien Lauf gelassen hatte. Hätte er nicht am Leben gehangen.
    »Aber ich sehe langsam auch die gute Seite«, endete sie.
    »Majestät?«
    »Haben Sie je den Ausdruck Ratten in der Falle gehört, General? Dass die Haupttruppen unseres Feindes auf dieser Halbinsel in der Falle sitzen, ist für uns mit gewissen Vorteilen verbunden.«
    »Und von Rechts wegen sollten die Mannis in Ruffettsblick sich mit uns gegen sie verbünden.«
    »Nur, wenn es mir passt. Ich bin nicht in der Stimmung, mir von irgendeiner Seite Unsinn bieten zu lassen.« Er fragte sich, wann sie das je war.
    »Ein weiterer Vorteil«, fuhr sie fort,
    »ist die Tatsache, dass sich dort auch viele Deserteure aus meinen Reihen aufhalten könnten, wie Sie mir versichert haben. In Kürze werden wir mehr als einer Hydra den Kopf abschlagen, Mersadion. Wie stehen wir kräftemäßig im Vergleich zu den Truppen da, auf die wir stoßen werden?«
    »Wir haben mehr Truppen als die Unis, Majestät. Solltet Ihr von uns verlangen, dass wir

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