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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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sprang auf und rief:
    »Ich kenne diesen Ort!«
    Er schoss kerzengerade in die Höhe und war augenblicklich hellwach. Ein paar Sekunden verstrichen, bis er sich an seine Umgebung gewöhnt hatte. Langsam dämmerte ihm, dass er sich allein in einer Baracke in Ruffettsblick befand und auf den nächsten Angriff der Armee der Belagerer wartete. Ein halbes Dutzend tiefe Atemzüge waren nötig, um den Traum abzuschütteln und ihn wieder in der Wirklichkeit zu verankern. Was er nicht abschütteln konnte, war das Wissen, welchen Ort er soeben besucht hatte, falls besucht das richtige Wort war. Diesen.
    Die Sonne kroch müde über den Horizont, aber kein Vogelgezwitscher begrüßte sie. Fahles, kühles Licht warf lange Schatten von den Hügeln im Osten, doch nichts konnte Hobrows riesiges Lager verbergen. Aus Zelten und Postenlinien erhob sich das Gemurmel zielgerichteter Aktivitäten. Feldscher waren noch immer mit den Verwundeten des gestrigen Tages beschäftigt, aber unter dem Ansporn der schwarz gekleideten Aufseher bereiteten sich die Unis auf den nächsten Angriff vor. Sie waren überall und drängten Reiter und Fußsoldaten in Formationen.
    Ungeachtet der Tatsache, dass viele blutgetränkte Verbände trugen und die Hälfte von ihnen keine Gelegenheit gehabt hatte, etwas zu essen. Hobrow selbst hatte kein Verlangen nach Nahrung. Er stand auf einem leicht bewaldeten Hang, deutlich außer Bogenschussreichweite der Heiden in Ruffettsblick. Der Wind wehte ihm zwar köstliche Düfte von den Kochstellen zu, aber der einzige Hunger, den er verspürte, war der, das Werk des Herrn zu tun. Neben ihm kniete Milde und flüsterte inbrünstig:
    »Amen!« Hobrow erreichte das Ende seines Gebets und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Siehst du, meine Liebe? Siehst du, wie brüchig ihre Verteidigung ist? Wie dünn die Linien ihrer Soldaten sind? Heute wird der Herr sie uns ausliefern und sie werden vor unseren Klingen fallen wie Weizen vor der Sense.« Einen Moment standen sie Seite an Seite da und ignorierten das geschäftige Treiben seiner vielen Tausend Soldaten. Von hier oben schien die Siedlung der Mannis nicht mehr als ein Spielzeug zu sein und die Häuser nicht mehr als klobige Formen, aus deren Schornsteinen sich Rauchfäden kräuselten, welche grauschwarze Linien auf den Hintergrund des azurfarbenen Himmels malten.
    »Sie müssen wissen, dass ihr Schicksal besiegelt ist, Vater«, sagte Milde.
    »Wie könnten sie sich gegen uns behaupten?«
    »Sie werden durch ihre Schlechtigkeit geblendet. Siehst du, wie diese Jauchegrube des Bösen ihre schädlichen Dämpfe absondert?« Sie konnte kaum vermeiden, es zu sehen. In der Mitte der Siedlung funkelte die halb fertig gestellte Kuppel des Tempels unter einem Gerüst, aber sie nahm das Bauwerk kaum zur Kenntnis. Neben ihm sprudelte das Spundloch der Erdkräfte hoch über die kleine Kolonie und schimmerte hell in jeder Farbe, die Milde sich vorstellen konnte. Äußerst gewagt antwortete sie:
    »Wie hübsch das Antlitz des Bösen aussieht. Ich könnte fast glauben, dass solche Schönheit nur vom Herrn kommen kann.«
    »Vom Herrn der Lügen vielleicht. Lass dich nicht einwickeln, Kind. Die Mannis sind eine Fäulnis vor Gott und der Menschheit. Und heute wird Gott sie in die Hölle schicken, die sie verdienen.«
    In der Siedlung hatten sie Mühe, das Chaos in Schach zu halten. Die letzten Flammen waren erloschen, obwohl der Brandgestank schwer in der Luft lag und die erschöpften Männer der Feuerwehr voller Ruß waren. Sie hatten die ganze Nacht gearbeitet, um Dutzende von Brandherden zu löschen, da die Unis die Stadt immer und immer wieder mit Feuerkanistern beschossen hatten. Der Teich auf dem Platz am Nordtor war unter dem Ansturm der Eimerbrigade erheblich geschrumpft. Jetzt füllte er sich langsam wieder, und auf seiner Oberfläche spiegelten sich die erlöschenden Feuer in Rot und Schwarz. Von der Palisade war hektisches Hämmern zu hören, wo neue Pflöcke Lücken füllten. Das Klirren der Schmiede antwortete, da Waffen repariert wurden. Kinder liefen umher, die Arme voller Pfeile für die Wachen auf den Laufgängen. Immer noch mit der Enthüllung in seinem Traum beschäftigt, trottete Stryke müde über den Platz, um sich mit Rellston zu treffen. Er sah eine Menschenfamilie, deren Mitglieder sich an den Händen hielten, um einen Scheiterhaufen stehen. Das jüngste Mädchen weinte über die Schmerzen in ihrem verbrannten, blasigen Gesicht, und der älteste Junge,

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