Die Orks
der nicht mehr als zehn Lenze zählen konnte, hatte den Mund zu einer grimmigen Linie zusammengekniffen, obwohl die Wirkung ein wenig durch Tränenspuren in seinem schmutzigen Gesicht beeinträchtigt wurde. Eine ältere Frau neben der Witwe hustete unaufhörlich, da Rauchschwaden über den Platz wehten. Stryke sah Rellston, so müde wie er selbst, zur Seite springen, als ein Karren um eine Ecke gerumpelt kam. Er war voll beladen mit weiteren Leichen für den Scheiterhaufen. Der Oberkommandierende hielt inne, um ein paar Worte mit einem Mann zu wechseln, der einen blutigen Lumpen um die Schulter gebunden hatte, und ging dem Anführer der Vielfraße dann geradewegs entgegen.
»Leisten Sie mir bei einem guten Schluck Gesellschaft, Stryke?«, fragte er ungewöhnlich offen. Er wartete Strykes Antwort nicht ab. Stryke hielt sich neben ihm.
»Wohin gehen wir?«
»Zur seewärtigen Palisade. Ich will sehen, wie die Reparaturen vorankommen.« Der Mensch marschierte weiter durch die überfüllten Straßen. Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick auf den Ork, um gleich wieder wegzuschauen, als wisse er nicht recht, was er sagen sollte. Stryke würde ihm nicht dabei helfen. Schließlich sagte der Mann verlegen:
»Sie waren entscheidend, wissen Sie. Sie und der Rest Ihrer Einheit. Wir sind Kriege in diesem Maßstab einfach nicht gewöhnt. Wären Sie nicht gewesen, hätten wir es nicht geschafft. Vielen Dank.« Stryke nickte bestätigend.
»Aber Sie fragen sich immer noch, ob die Unis überhaupt angegriffen hätten, wenn wir gar nicht hier wären.«
»Wie es aussieht, hätten sie uns früher oder später ohnehin angegriffen. Dieser Hobrow ist ein Fanatiker.« Die Sonne stand jetzt einen Fingerbreit über dem Horizont, ein übelwollender orangefarbener Ball. Rellston blinzelte durch die Rauchschwaden zu ihr auf.
»Wie lange noch bis zum Angriff, was schätzen Sie?«
»Ich würde sagen, sie greifen an, sobald sie zu Ende gebetet haben. Welche Pläne haben Sie?« Mittlerweile hatten sie die seewärtige Palisade erreicht. Der Oberkommandierende der Mannis duckte sich unter eine Decke durch, die vor einem brandgeschwärzten Hauseingang hing. Die Tür war nur noch grobe Asche, die unter ihren Füßen knirschte. Er zuckte die Achseln.
»Weiter das zu tun, was wir tun. Und für uns beten.«
»Das ist alles gut und schön«, sagte Stryke nachdenklich,
»aber das reicht nicht. Auf lange Sicht sind Belagerer den Eingeschlossenen gegenüber immer im Vorteil.« Rellston stieg über drei oder vier seiner Leute hinweg, die auf dem Boden schliefen, und bediente sich aus einer Flasche auf einer Anrichte. Ohne sich die Mühe zu machen, Gläser zu suchen, nahm er einen Schluck von dem feurigen Schnaps und gab die Flasche an den Ork weiter.
»Wir haben hier unsere eigenen Brunnen. Solange wir nicht überrannt werden, können wir es schaffen.«
»Aber Sie können unmöglich genug zu essen haben, um so lange durchzuhalten.« Der Ork ließ sich auf einen Stuhl sinken und deutete mit einem Kopfnicken auf die Palisade, die durch ein Fenster zu sehen war.
»Sie schon.« Der Manni-Befehlshaber konnte seine Verzweiflung nicht verbergen.
»Die Götter wissen, dass wir nicht ständig Verluste wie die gestrigen verkraften können! Und sie haben genug Männer, um uns jeden Tag anzugreifen. Was können wir tun?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber irgendwas muss sich finden. Hätten Sie etwas gegen einen Vorschlag meinerseits einzuwenden, bis es so weit ist?«
»Nur zu. Schließlich muss ich Ihren Rat ja nicht befolgen.«
»Haben Sie schon Eimerbrigaden für den nächsten Angriff eingeteilt?«
»Natürlich.«
»Dann stellen Sie einen Trupp zusammen, der Speiseöl, Schmierfett und dergleichen einsammelt. Füllen Sie es in Töpfe und stopfen Sie die Töpfe mit einem Lappen, dann können wir uns revanchieren.« Rellston grinste und seine Zähne leuchteten weiß in den schwärzlichen Stoppeln seines Gesichts.
»Sie meinen, wir sollen Feuer mit Feuer bekämpfen?«
»Genau. Nach allem, was sie Ihrer Siedlung letzte Nacht angetan haben, kann ich mir nicht vorstellen, dass Ihre Leute moralische Bedenken haben. Wenn sie wiederkommen, können wir diesen Hundesöhnen selbst Feuer unter dem Hintern machen.«
»Das Problem ist«, sagte Rellston, der jetzt nicht mehr grinste,
»dass ihre Kämpfer unseren immer noch zahlenmäßig überlegen sind. Sie haben auch keine Frauen und Kinder, die ihre Vorräte aufessen.« Der Oberbefehlshaber raffte sich
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