Die Orks
zu gehen.«
»Das wussten wir nicht.«
»Der Instrumental ist sehr wichtig für uns. Er bedeutet meinen Leuten und den Göttern sehr viel. Aber es wäre mir ein Vergnügen, ihn Ihnen zu zeigen, wann immer Sie wollen. Obwohl ich bei allem Respekt sagen muss, dass ich nie gedacht hätte, ein religiöses Relikt könne für einen Kriegstrupp von Interesse sein.«
»Oh, bei uns dreht sich nicht alles ums Kämpfen und Chaos«, sagte Jup zu ihr.
»Wir wissen auch Kultur zu schätzen. Ich meine, Sie sollten sich wirklich irgendwann mal Haskeers Gedichte anhören.«
»Ist das wahr? Nun, Sie haben offenbar verborgene Tiefen. Das würde mir gefallen.« Haskeer gaffte sie an.
»Was?« Einen entsetzlichen Moment lang glaubten sie, sie meine jetzt gleich.
»Also, der Instrumental und Gedichte«, fuhr sie fort.
»Darauf können wir uns wirklich freuen.«
»Ja. Das wäre… nett«, erwiderte Stryke wenig überzeugend.
»Es gibt viel zu tun«, sagte die Hohepriesterin.
»Ich muss gehen. Noch einmal vielen Dank, Alfray. Und Ihnen allen.« Sie sahen ihr nach, wie sie die Leiter hinabstieg und über die Straße ging.
»Haskeer, du Idiot!«, schäumte Coilla.
»Na ja, wer nicht fragt, kriegt auch nichts.« Auch Jup gab seinen Senf dazu.
»Du bist ein Riesenrindvieh, Haskeer.«
»Geh und lutsch einen Stein. Und warum musstest du ihr sagen, dass ich Gedichte schreibe, du Rotzlöffel?«
»Ach, halt doch die Klappe.«
»Tja, wenigstens wissen wir jetzt, was sie davon hält, sich von dem Stern zu trennen«, sagte Alfray.
»Ja«, pflichtete Coilla ihm bei.
»Aber dank dieses Spatzenhirns hier…« – sie zeigte auf Haskeer –
»… hätten wir uns beinahe verraten.«
»Dieser verdammte Katz hätte uns auch sagen können, dass er rausgeworfen wurde«, beschwerte sich Jup.
»Was sollen wir jetzt machen?«
»Schlafen, wenn ihr auch nur einen Funken Verstand habt«, riet Stryke.
»Das werde ich jedenfalls tun. Ihr solltet es auch, solange ihr noch könnt.«
»Und genießt es«, fügte Jup missmutig hinzu.
»Es könnte das letzte Mal sein.«
Er war sich der Tatsache bewusst, dass sie neben ihm stand. Gemeinsam starrten sie auf den Ozean. Ein leichter Wind zupfte spielerisch an ihrer Kleidung. Die Sonne stand hoch am Himmel, und es war ein heißer Tag. Über den entfernten Inseln flatterten Schwärme schneeweißer Vögel. Sie sammelten sich auch an der Spitze der Halbinsel im Süden. Er verspürte nicht das Bedürfnis zu reden, und sie schien ebenso zu empfinden. Sie ließen das riesige, ruhige, glänzende Gewässer einfach ihr Gemüt reinigen und befrieden. Schließlich, wenngleich ihr Appetit für die Szenerie noch nicht gesättigt war und es wahrscheinlich auch nie sein konnte, wandten sie sich ab. Sie ließen ihren Aussichtspunkt auf den Kreidefelsen hinter sich und begannen mit dem Abstieg zu den welligen Wiesen. Bald war das Gras knöcheltief, und sein lebhaftes Grün vermischte sich hier und da mit Ansammlungen von Blumen wie Goldklumpen.
»Ist das nicht eine wunderschöne Gegend?«, bemerkte die Frau.
»Sie übertrifft alles, was ich kenne«, erwiderte er,
»und ich bin weit gereist.«
»Dann musst du viele Gegenden gesehen haben, die sich mit ihrem Liebreiz messen können. Unser Land ist nicht gerade arm an Naturwundern.«
»Nicht dort, woher ich komme.«
»Das hast du schon öfter gesagt. Ich gestehe, dass ich keine Ahnung habe, wo das sein könnte.«
»In Zeiten wie diesen«, gab er zu,
»geht es mir genauso.«
»Immer in Rätseln sprechen«, neckte sie mit blitzenden Augen, während Belustigung ihr starkes Gesicht aufhellte.
»Das ist nicht meine Absicht.«
»Nein, ich glaube, du willst es wirklich nicht. Aber du hast die Macht, dich von dem Rätsel zu lösen, das dich zu verfolgen scheint.«
»Wie?«
»Komm und fange hier ein neues Leben an.« Wie schon beim ersten Mal, als sie diesen Gedanken ausgesprochen hatte, überlief ihn ein Schauder der Sehnsucht und Erregung. Teils war es die Üppigkeit des Landes und teils sie und die implizite Rolle, die sie in seinem neuen Leben spielen würde.
»Ich bin mehr als versucht.«
»Was hält dich davon ab?«
»Die zwei Dinge, die mir immer im Weg stehen.«
»Und die wären?«
»Die Aufgabe, die ich in… meinem eigenen Land unerledigt lassen würde.«
»Das andere?«
»Das ist vielleicht am schwierigsten zu überwinden. Ich weiß nicht, wie ich hierher komme, und auch nicht, wie ich wieder gehe. Und ich kann es auch nicht bewusst
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