Die Orks
haben wir überhaupt je gehabt?«
»Jede, die wir haben wollten«, sagte Stryke zu ihm. »Außerdem macht es Sinn, die Mannis zu unterstützen. Sie sind den älteren Rassen gegenüber weniger abgeneigt. Und was noch wichtiger ist, es hilft uns, dass die Menschen uneins sind. Stell dir bloß vor, wie viel schlimmer es wäre, wenn sie vereint wären.«
»Oder wenn eine Seite gewänne«, fügte Coilla hinzu.
Vor der Kolonne und ihrem Blickfeld entschwunden betätigten sich Jup und Calthmon als Pfadfinder. Jup sah den beiden Soldaten nach, die sie abgelöst hatten, Prooq und Gleadeg, als diese zur Kolonne zurückritten. Erst jetzt beruhigte er sich langsam von seinem letzten Streit mit Haskeer. Er trieb sein Pferd an, eine Spur härter als nötig, und konzentrierte sich auf die Wegsuche. Die Landschaft wurde in zunehmendem Maße unübersichtlicher. Immer häufiger tauchten Erhebungen und Baumgruppen auf, und höheres Gras machte den Pfad ungewisser.
»Kennen Sie sich hier aus, Feldwebel?«, fragte Calthmon. Er redete leise, als könne ein lauterer Ton trotz der Wildnis in allen Richtungen ihre Anwesenheit verraten.
»Ein wenig. Von hier ab können wir damit rechnen, dass sich das Gelände ziemlich stark verändert.«
Wie auf ein Stichwort fiel der Weg, dem sie folgten, ein wenig ab und beschrieb eine Biegung. Das Unterholz auf beiden Seiten wurde dichter. Sie folgten der Biegung, deren Ende nicht zu sehen war. »Aber wenn der Trupp seine jetzige Richtung hält«, fuhr
Jup fort, »dürfte es keinen Grund…«
Vor ihnen lag eine Sperre quer über dem Weg.
»… zur Beunruhigung geben.«
Die Barrikade bestand aus einem auf der Seite liegenden Bauernkarren und einem Wall aus klobigen Baumstümpfen. Sie wurde von Menschen bewacht, die alle einheitlich in Schwarz gekleidet waren. Sie zählten mindestens zwanzig und waren schwer bewaffnet. Jup und Calthmon zügelten ihre Pferde in dem Augenblick, als die Menschen sie erspähten.
»Hölle und Verdammnis«, ächzte Jup.
Lautes Geschrei erhob sich jenseits der Barrikade. Schwerter, Äxte und Knüppel schwingend, eilten alle Menschen bis auf eine Hand voll zu ihren Pferden. Zwerg und Ork beeilten sich, ihre Reittiere zu wenden. Dann galoppierten sie davon, verfolgt von einer heulenden Meute, die nach Blut schrie.
»Gestern noch Mitglied des Vereinigten Expeditionskorps und heute in Jennestas Dienste verschachert«, erinnerte sich Stryke. »Du weißt, wie es war.«
»Ich weiß es«, erwiderte Coilla, »und ich gehe davon aus, dass du genauso empfunden hast wie ich.«
»Wie kommst du darauf?«
»Warst du nicht wütend darüber, dass du bei dieser Sache überhaupt nicht gefragt wurdest?«
Wiederum verwirrte ihn ihre Unverblümtheit. Und die Tatsache, dass sie seine Gefühle vollkommen richtig einschätzte. »Vielleicht«, räumte er ein.
»Du liegst im Krieg mit deiner Erziehung, Stryke. Du kannst dich nicht überwinden zuzugeben, dass es eine Ungerechtigkeit war.«
Die Art, wie sie seine innersten Gedanken erörterte, war Stryke unbehaglich. Er antwortete auf umständliche Weise.
»Für Leute wie Alfray war es am schwersten.« Er zeigte mit dem Daumen auf ihren Feldarzt weiter hinten, der jetzt neben Mekluns Bahre ritt. »Veränderungen sind keine leichte Sache in seinem Alter.«
»Wir haben über dich geredet.«
Der Anblick von Prooq und Gleadeg, die auf dem Pfad voraus auftauchten, entband ihn zunächst einer Antwort. Die beiden kamen zu ihnen galoppiert.
»Vorauskundschafter melden sich zurück, Hauptmann«, deklamierte Prooq schneidig. »Ablösung erfolgt durch Feldwebel Jup.«
»Irgendwas, worauf wir achten sollten?« »Nein, Hauptmann. Der Weg voraus scheint sicher zu sein.«
»In Ordnung. Reiht euch in die Kolonne ein.« Die Soldaten ritten weiter.
»Du wolltest gerade etwas sagen«, erinnerte ihn Coilla. »Über die Veränderung.«
Bist du von Natur aus hartnäckig, dachte Stryke, oder gibt es einen Grund für all diese Fragen? »Na ja, die Dinge haben sich für mich unter unserer neuen Gebieterin nicht sonderlich verändert«, sagte er. »Zumindest anfangs nicht. Ich behielt meinen Rang und konnte immer noch gegen den wahren Feind kämpfen, wenn auch nur gegen eine Partei.«
»Und du hast den Befehl über die Vielfraße erhalten.«
»Später. Obwohl das nicht allen gefallen hat.«
»Was hast du gedacht, als du herausgefunden hast, dass du unter einem teilweise menschlichen Herrscher dienst?«
»Es war… ungewöhnlich«, erwiderte er
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