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Die Orks

Titel: Die Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Nicholls
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und steigerte sich ihre Stimme noch einmal. Die in dem Gemach verteilten Kerzen und Fackeln flackerten in einem unmerklichen Luftzug. Irgendwie schien sich die Atmosphäre zusammenzuballen, zu verdichten und sich auf den scharlachroten Inhalt des Bottichs zu legen. Das Blut kräuselte sich und wogte. Es schwappte widerlich hin und her. Blasen bildeten sich und platzten träge und sonderten dünne Schwaden eines übelriechenden rostfarbenen Dunsts ab. Dann beruhigte sich die Oberfläche und gerann rasch. Eine Kruste bildete sich. Sie bekam ein anderes Erscheinungsbild, einen Regenbogeneffekt, wie Öl auf Wasser. Schweißperlen standen auf Jennestas Stirn, und glatte Haarsträhnen klebten daran. Vor ihren Augen fing das geronnene Blut sanft an zu schimmern, als werde es von innen beleuchtet. Ein flimmerndes Bild formte sich langsam auf dem Glanz. Ein Gesicht. Die Augen waren sein auffallendstes Merkmal. Dunkel, kieselhart, grausam.
    Jennestas Augen nicht unähnlich. Aber insgesamt war das Gesicht viel weniger menschlich als ihres. Mit einer Stimme, die aus den Tiefen eines bodenlosen Ozeans hätte stammen können, ergriff die Erscheinung das Wort.
    »Was willst du, Jennesta?« In ihrem herrischen, geringschätzigen Tonfall lag nicht einmal ein Fünkchen Überraschung.
    »Ich dachte, es sei an der Zeit, dass wir uns unterhalten.«
    »Ah, die große Fürsprecherin der Sache der Spätankommer geruht mit mir zu reden.«
    »Ich bin keine Fürsprecherin der Menschen, Adpar. Ich unterstütze nur gewisse
    Elemente zu meinem eigenen Nutzen. Und zum Nutzen anderer.« Das wurde mit einem spöttischen Lachen aufgenommen.
    »Derselbe Hang zur Selbsttäuschung wie eh und je. Du könntest zumindest ehrlich in Bezug auf deine Motive sein.«
    »Und deinem Beispiel folgen?«, erwiderte Jennesta.
    »Zieh den Kopf aus dem Sand, und schließ dich mir an. Gemeinsam hätten wir bessere Aussichten, die alten Bräuche zu bewahren.«
    »Wir leben hier nach den alten Bräuchen, ohne uns dazu herabzulassen, mit den Menschen gemeinsame Sache zu machen oder sie um Erlaubnis zu bitten. Du wirst es noch bereuen, dich mit ihnen verbündet zu haben.«
    »Mutter hätte das vielleicht anders gesehen.«
    »Die gesegnete Vermegram war in vielerlei Hinsicht großartig, aber ihr Urteilsvermögen war nicht in jeder Beziehung untadelig«, entgegnete die Erscheinung frostig. »Aber das ist Schnee von gestern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es deine Absicht war, dich in belanglosem Geplauder zu ergehen. Warum behelligst du mich?«
    »Ich wollte dich nach etwas fragen, das ich verloren habe.«
    »Und was könnte das sein? Vielleicht ein Hort von Edelsteinen? Ein kostbares Grimoir? Deine Jungfräulichkeit?«
    Jennesta ballte die Fäuste und hielt ihren zunehmenden Ärger im Zaum. »Bei dem Gegenstand handelt es sich um ein Artefakt.«
    »Äußerst mysteriös, Jennesta. Warum erzählst du mir das?«
    »Mir kam der Gedanke, du könntest… etwas über seinen Verbleib erfahren haben.«
    »Du hast immer noch nicht gesagt, was es ist.«
    »Es ist ein Gegenstand, der für niemanden außer mir einen Wert hat.«
    »Das ist nicht besonders hilfreich.«
    »Hör zu, Adpar, entweder du weißt, wovon ich rede, oder du weißt es nicht.«
    »Ich erkenne dein Dilemma. Wenn ich nichts über dieses Artefakt weiß, willst du nicht das Risiko eingehen und ins Detail gehen, weil das mein Interesse wecken könnte. Wenn ich etwas weiß, dann nur aus dem Grund, weil ich bei seinem
    Verschwinden die Hand im Spiel hatte. Ist es das, wessen ich beschuldigt werde?«
    »Ich beschuldige dich nicht.«
    »Das ist auch gut so, weil ich keine Ahnung habe, wovon du redest.« Jennesta war nicht sicher, ob das die Wahrheit war oder ob Adpar ein bekanntes Spiel spielte. Es ärgerte sie, dass sie es nach all den Jahren immer noch nicht sagen konnte.
    »Also gut«, sagte sie. »Belassen wir es dabei.«
    »Wenn du natürlich dieses… was es auch sein mag so dringend haben willst, sollte ich mich vielleicht dafür interessieren…«
    »Du wärst gut beraten, dich aus meinen Angelegenheiten herauszuhalten, Adpar. Und sollte ich herausfinden, dass du etwas mit dem Verschwinden des Artefakts zu tun hast…«
    »Weißt du, meine Liebe, du siehst recht kränklich aus. Leidest du unter Unpässlichkeit?«
    »Nein, tue ich nicht!«
    »Ich nehme an, es liegt am Energieverlust in deinem Teil des Landes. Hier ist das kein so großes Problem. Ich frage mich, ob es eine Verbindung geben könnte? Zwischen

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