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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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derzeit in Wien, um bestimmte Archive zu besuchen. Ich wiederum habe dieses Antiquariat geerbt, das früher einem Onkel von mir gehörte. Und der hat schon vor Jahrzehnten Georg mit Büchern versorgt, wenn er in Wien war.«
    »Könnten wir nicht vielleicht doch Licht machen?«, fragte Mara. »Es ist mir lieber, wenn ich sehe, mit wem ich rede.«
    »Ja, sicher. Es ist nur so, dass Georg schreckliche Angst hat, ins Fadenkreuz dieser Deborah zu geraten.«
    »Weiß er denn viel über sie?«
    »Mehr als ich.«
    Eine Schreibtischlampe mit grünem Schirm flammte auf. Dahinter saß Lechner. Mara konnte ihn jetzt zum ersten Mal richtig ansehen. Und noch immer wirkte er nicht wie der Inhaber eines Antiquariats. Eher wie ein junger Sportler. Oder ein Bergsteiger.
    »Wir haben die Suche nach dem geheimen Ort dieses Orpheus-Kults zu einem Steckenpferd gemacht. Ich besorge Georg die Literatur, die er über seine Archivbesuche hinaus für seine Forschungen braucht, und er lässt mich daran teilhaben.«
    Da stimmt irgendwas nicht, warnte eine Stimme in Maras Innerem. Sie war schwach und dünn, aber sie war deutlich. Und gleichzeitig wirkte Lechner gar nicht verschroben, sondern eher offen und sympathisch … Aber irgendetwas davon nahm sie ihm nicht ab.
    »Das heißt, er erforscht diese Sekte im Auftrag der Kirche.«
    »Sie haben ja gehört, was er über die religiöse Bedeutung von Orpheus gesagt hat. Der antike Musiker ist fast so etwas wie eine alternative Jesusfigur. Der Vatikan geht solchen Dingen in seinen Forschungsabteilungen nach.«
    »Und was hat er mit der Bemerkung am Schluss gemeint? Als es darum ging, warum Deborah mich ermorden lassen sollte? Ich verstehe das nicht. Eigentlich müsste sie doch mit allen zusammenarbeiten, die mit der Schwarzen Violine zu tun haben.«
    Lechner sah Mara ins Gesicht, und erst jetzt bemerkte sie, wie blau seine Augen waren. Sein Blick war ausdrucksvoll, aber das lag nicht nur an der Augenfarbe. Er strahlte Selbstbewusstsein und Gewissheit aus.
    »Das müsste sie, ja. Aber können Sie es sich nicht denken? Ich meine, wenn Sie mal genau überlegen, was Georg sagte.«
    »Ich möchte etwas erfahren. Ich möchte nicht auf die Folter gespannt werden.«
    »Die Violine geht in den Besitz dessen über, der als Reinkarnation von Orpheus gilt. Und wer hatte denn die Violine in letzter Zeit?«
    »Deborah? Und davor ich?«
    »Und nun machen Sie was draus.« Sein Blick ruhte auf ihr.
    »Deborah ist der neue Orpheus?« Sicher, dachte Mara, warum sollte Orpheus nicht eine Frau sein?
    »Vielleicht hält sie sich dafür. Aber sie ist keine Musikerin. Und deshalb dürfte ihr selbst klar sein, dass sie es nicht sein kann.«
    Plötzlich wurde Mara klar, was er meinte. Daran hatte sie überhaupt noch nicht gedacht!
    »Sie meinen, dass …«
    »Warum nicht? Sie haben das Recht, die Geige zu besitzen. Sie können wundersame Dinge anstellen, wenn Sie die Schwarze Violine spielen. Denken Sie daran, wie Sie dem Killer entgangen sind. Es war letztlich der Macht Ihrer Musik zu verdanken.«
    »Und Sie meinen, Deborah weiß das? Oder ahnt das?«
    »Davon gehe ich aus. Die ganze Aktion mit dem Auftragskiller hatte nur einen Sinn: herauszufinden, ob Sie sich irgendwie gegen Ihre Ermordung zur Wehr setzen konnten. Wenn es gelingt, hat das Schicksal recht, und Sie sind es. Wenn nicht, wäre Deborah eine unliebsame Konkurrentin losgeworden, auf die sie verzichten kann. Und ein Konkurrent war auch Gritti.«
    »Das ist Wahnsinn.«
    »Nicht in den Kategorien, in denen Deborah denkt. Auch wenn sie nicht zu der Sekte gehören mag, teilt sie doch deren Vorstellungswelt. Und in den Kategorien dieses Denkens sitzt Orpheus gerade genau in diesem Raum.«

32
    Es war nicht der Tanzsaal, in dem Pater Gregorius Georg Wessely empfing, sondern ein winziges Büro im Herzen der Wiener erzbischöflichen Residenz. Wessely erreichte es nach einem längeren Marsch über die Flure des neuen Teils des Gebäudekomplexes.
    Der Raum war sehr modern eingerichtet und besaß die typische sterile Ausstrahlung aller Arbeitsstätten, wo nichts Kreatives entstand, sondern nur verwaltet wurde.
    Der Pater war unrasiert und sah blass aus. Wahrscheinlich war er übernächtigt. Trotzdem ließen sein klarer Blick und seine Befehlsstimme keinen Zweifel daran, dass er hellwach war.
    »Setzen Sie sich, ich habe wenig Zeit«, sagte er. »Schön, dass Sie kommen konnten.« Als sich Wessely niedergelassen hatte, stützte der Pater die Ellbogen auf die Tischplatte und

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