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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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hellen Mantel gehüllt. Vor ihr auf dem Tisch lag Maras Geigenkasten. Deborah wirkte fremdartig an diesem Ort, aber Mara hätte nicht sagen können, warum. Die Szenerie mit den ordentlichen Wegen und den genau platzierten Büschen und Bäumen hatte etwas Künstliches. Es konnte sein, dass Mara das alles an die Welt in Twinworld erinnerte. Vielleicht löste sich die Gestalt ja gleich in einem weißen Lichtblitz auf.
    Wenn sie die Geige daließ, war es Mara recht.
    Sie ging langsamer. Als sie noch etwa zwanzig Meter entfernt war, blieb sie stehen. War Quint in der Nähe? Verbarg er sich irgendwo?
    Jetzt, im Herbst, waren die ohnehin wenigen Bäume kahl, die Büsche bestanden nur aus senkrechten bräunlichen Stängeln, aber hinter dem Platz, wo Deborah wartete, wuchsen sie als kleines Dickicht.
    Seltsam, dass gerade jetzt kein Radfahrer und kein Inlineskater auftauchte. Wahrscheinlich mieden sie den Hügel und bevorzugten den Weg unten am Wasser.
    »Du bist pünktlich, das ist gut«, sagte Deborah. »Du hast tatsächlich etwas mitgebracht, und das ist auch gut. Außerdem scheinst du wirklich alleine gekommen zu sein. Umso besser. Komm ruhig näher«, sagte Deborah und stand auf. »Du musst mir ja sowieso die Sachen geben. Und du willst doch sicher die Geige mitnehmen.«
    Also gut, dachte Mara. Bringen wir es hinter uns. Falls Quint in der Nähe sein sollte, wird es ihm kaum gelingen, mich noch einmal zu entführen.
    »Nun komm schon. Wie viel Zeit willst du dir noch lassen?«
    Mara setzte sich in Bewegung. Dann standen sie sich gegenüber.
    »Was hast du mitgebracht?«, fragte Deborah.
    »Wie du gesagt hast – Unterlagen über den Ort. Alles, was ich zusammentragen konnte.«
    Deborah betrachtete die schwarze Tasche. »Und das richtige Transportmittel hast du offenbar auch gleich mitgehen lassen. Echtes Leder. So was passt gar nicht zu dir. Du benutzt doch normalerweise Rucksäcke. Es gibt doch wohl in den Unterlagen einen Hinweis, wo sich die Leute befinden, denen du das abgenommen hast, oder?«
    »Du wirst alles finden. Und mehr werde ich dir auch nicht geben können.«
    »Dann schauen wir uns das doch mal an.« Sie streckte die Hand aus. In dem Moment, als Deborahs Finger den Griff berührten, brach etwas krachend durch das Gebüsch.
    Mara sah nur einen schwarzen Schatten. Vor Schreck zog sie die Tasche zurück. Deborah wandte sich um und blickte zu dem Mann, der plötzlich aufgetaucht war und nach dem Geigenkasten griff.
    Es war Wessely.
    Mit einer Geschwindigkeit, die Mara dem stets so steif und starr dastehenden Geistlichen niemals zugetraut hätte, klemmte er den Kasten unter den Arm und rannte los. Deborah folgte ihm, aber sie kam zu spät. Wessely war ihr entwischt, war schon fast mehr als fünfzig Meter weiter in Richtung Reichsbrücke.
    »Quint!«, rief sie und drehte sich um. » Quint, do something .« Dann lief sie auf Mara zu, holte aus und schlug ihr ins Gesicht. Dabei entriss sie ihr die Tasche. Hinter ihr stand wie aus dem Boden gewachsen der Mann mit den eng zusammenstehenden Augen.
    Deborah sah nicht ihn, sondern Mara an. »Hinterher, Quint«, sagte sie auf Deutsch. »Lassen Sie ihn nicht entkommen.«
    Quint lief los.
    »Was soll das bedeuten, Mara?«
    »Wir haben einen Deal. Die Informationen gegen die Geige. Du hast das Material erhalten, es ist in der Tasche. Also darf mein Freund hier die Geige mitnehmen.«
    Deborah öffnete die Tasche und kippte sie um. Blätter fielen heraus. Ein Packen Zeitungen.
    »Das soll also das Material sein?«
    Aber Wessely hat die Geige, dachte Mara. Und wenn wir Glück haben …
    Ein peitschender Knall riss sie aus ihren Gedanken. Mara rannte los – den ganzen Weg zurück. Vorbei an Skatern und Radfahrern, die erschrocken stehen geblieben waren. Fast wäre Mara über die ausziehbare Leine einer älteren Hundebesitzerin gestürzt.
    Am Fuß der Treppe, die auf die Reichsbrücke führte, stand Jakob. »Sie sind da hinauf«, rief er Mara zu, und sie sah nach oben. An der langen Zeile des Geländers standen Quint und Wessely. Quint mit erhobener Pistole, der Geistliche mindestens zwanzig Meter weiter. Er drückte die linke Hand auf den rechten Oberarm, trug aber immer noch den Geigenkasten. Der Amerikaner kam näher, Wessely ging langsam rückwärts.
    Neben Mara und Jakob sammelten sich Menschen. »Da muss doch jemand die Polizei rufen«, sagte jemand. »Und die Rettung«, kam es von jemand anderem. Ein junger Mann mit leuchtend gelbem Fahrradhelm tippte in sein Handy,

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