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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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zerstört. Das hätten Sie nicht tun dürfen …«
    »Sie zeigt … den Weg zur Hölle, Mara. Niemand darf diesen Weg kennen. Und daher darf niemand die Violine besitzen. Alles, was man darüber wissen kann …« Er unterbrach sich, und ein müdes Lächeln zog über seine Lippen, in dem aber doch so etwas wie eine tiefe Befriedigung erkennbar war. »Ich habe alles darüber gesammelt. Und alles, was ich auf Jakobs Computer darüber fand, habe ich gelöscht. Alles ist … bei mir.« Jetzt verstand Mara, was für eine Art von Befriedigung auf Wesselys Gesicht lag. Es war die Befriedigung, ein Ziel erreicht zu haben. Am Ende eines langen Weges zu sein.
    »Was heißt das, es ist bei Ihnen? Haben Sie es nur noch in Ihrem Kopf? Und ansonsten vernichtet?«
    »Nein, Mara.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht vernichtet. Verwahrt. Es ist nicht an mir zu entscheiden, was damit geschieht. Es liegt in der Hand des Allmächtigen. Er allein soll bestimmen, wer die Unterlagen findet. Er allein weiß ja schließlich auch, welche Bedeutung Orpheus zukommt. Die Violine ist nur Menschenwerk …«
    »Aber sie ist der Schlüssel«, rief Mara. »Sie widersprechen sich doch selbst. Sie können nicht auf der einen Seite alles verstecken, was man über diesen Ort weiß, und auf der anderen die Violine zerstören.«
    Hätte er doch nur die Unterlagen vernichtet, dachte Mara. Und hätte er ihr stattdessen die Violine gelassen. Hätte er es nur umgekehrt gemacht.
    »Du hängst an dem Instrument. Aber es ist nur eine Geige, Mara. Sie ist ein Symbol für etwas viel Tieferes. Und als es um die alte Prophezeiung ging, da habe ich gezögert, sie zu zerstören. Ich dachte, wenn Gott zulässt, dass sie die Jahrhunderte überlebt, hat das einen Sinn. Und so habe ich die Sachen zu ihm gebracht …«
    »Zu ihm? Was heißt das?«
    Das Lächeln schien auf Wesselys Gesicht eingefroren zu sein wie bei einer Statue. »Ich habe die Sachen an den heiligsten Ort von Wien gebracht.«
    »Der heiligste Ort?« Mara schüttelte den Kopf. »Aber Sie hätten doch die Geige auch dorthin bringen können. Wo ist das? Wo ist der heiligste Ort von Wien?«
    Sein Blick verschleierte sich. Das Lächeln löste sich auf. Er rang nach Worten, hustete und sprach weiter. »Als ich sie dir gab …« Wieder unterbrach er sich. Mara glaubte, sich verhört zu haben. Was meinte er?
    »Als Sie sie mir gaben? Sie gaben sie mir nicht. Sie haben sie ins Wasser geworfen.«
    »Ich meine … nicht heute, Mara. Ich meine … damals …«
    Mara brauchte ein paar Sekunden, bis sie verstand, was er sagen wollte.
    »Soll das heißen, Sie waren derjenige, der sie mir schickte, als ich achtzehn Jahre wurde?«
    »Ich habe dich schon dein ganzes Leben im Auge gehabt, Mara. Ich habe alles verfolgt. Deine ersten musikalischen Versuche, deinen Ärger mit den Pflegeeltern. Wie du von zu Hause ausgerissen bist. Eigentlich wollte ich endlich mit dir Kontakt aufnehmen, als du volljährig warst. Aber ich habe zu lange gezögert. Du hast Gritti kennengelernt, und ich kam nicht mehr an dich heran.«
    »Wieso haben Sie mir die Violine gegeben, um sie mir dann wieder zu nehmen …?« Maras Augen füllten sich mit Tränen.
    »Ich war besessen davon, den Ort der Orphiker zu finden. Als ich dir die Geige gab, wollte ich dich testen. Ich wollte wissen, ob du der neue Orpheus bist. Seine Wiedergeburt.«
    »Und bin ich es?«
    »Das weiß niemand. Wenn du trotzdem den Weg dorthin findest, vielleicht. Vorbei an denen, die ihn auch suchen und dir im Wege stehen. Den Alten Seelen. Von ihnen musst du dich fernhalten, Mara, das ist ganz wichtig … wichtig … Violine …«
    Seine Worte wurden undeutlicher. Er hatte die Augen geschlossen, sie waren jetzt nicht mehr als flatternde dunkle Schlitze. Das Blut pulste weiter aus dem verletzten Arm.
    »Nicht aufgeben«, rief Mara. »Bleiben Sie bei Bewusstsein. Hilfe ist unterwegs … Sagen Sie mir, wieso Sie ausgerechnet mir die Violine gegeben haben. Hätte es nicht jemand anderes sein können? Jemand von der Musikhochschule? Ein wirkliches, wahres Talent?«
    Wessely stöhnte. »Ein wirkliches, wahres Talent … Das bist du doch, Mara. Aber … ich habe einen Grund … Ich kannte … deine Mutter.«
    »Was? Sie kannten sie? Aber …«
    »Sie war eine wunderbare Frau … Sie war die Letzte aus der alten Familie, die die Geige zuletzt besaß. Bei meinen Forschungen, auf der Suche nach der Violine, lernte ich sie kennen … und …«, er holte tief Luft, bevor er weitersprach,

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