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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ihn ja sicher beschreiben, oder nicht?«
    »Bestimmt«, sagte Jakob.
    Der Beamte wollte sich einem Kollegen zuwenden, dann überlegte er es sich anders. »Da wäre noch etwas. Zeugen haben ausgesagt, dass Herr Wessely einen Koffer von der Brücke geworfen hat. Einige fanden, der Behälter sah aus wie ein Geigenkasten. Hatte er eine Violine dabei?« Der Mann sah Jakob an, der den Überraschten spielte.
    »Ja, sicher. Die ist hinuntergefallen? Es muss bei dem Schuss passiert sein. Schade um das wertvolle Instrument … Wir haben oft darüber gesprochen. Er hat es sehr geliebt.«
    »Ja, schade«, sagte der Beamte. »Bitte warten Sie hier, bis wir ins Revier fahren.«
    Es war nach Mitternacht, als Jakob und Mara das Polizeigebäude an der Ringstraße verließen. Es waren nur noch wenige Autos unterwegs. Die künstliche Beleuchtung der historischen Gebäude machte die Leere noch deutlicher.
    Mara blieb stehen und lehnte sich an eine Mauer. Eine gelbe Lampe erleuchtete Jakobs Gesicht.
    »Was sollte das alles?«, fragte Mara.
    »Was sollte was?« Er wich ihrem Blick aus.
    »Wir haben der Polizei etwas vorgemacht. Du hast verschwiegen, dass Deborah und Quint hinter Wesselys Tod stecken.« Vaters Tod, schoss es ihr durch den Kopf. »Glaubst du«, fuhr sie fort, »dass uns das weiterhilft?«
    Sie musste sich zurückhalten, um nicht eine Flut von Vorwürfen auf ihn loszulassen. Es war ihr gelungen, während der Gespräche mit den Beamten das aufrechtzuerhalten, was Jakob auf der Donauinsel angefangen hatte – es so hinzustellen, als seien er und Wessely einfach nur zwei Männer, die sich vom Antiquariat kannten. Und als sei Mara zufällig dabei gewesen, weil sie sich gerade in Wien aufhielt und man ihr die Donauinsel hatte zeigen wollen. Natürlich hatten die Polizisten schnell herausgefunden, dass Mara »die« Mara Thorn war, über die man in den Medien in Deutschland gerade berichtete, dass sie ihre Karriere nach dem Tod ihres Managers aufgegeben hätte.
    Aber brauchten sie die Polizei denn nicht, damit Wesselys Mörder ihre gerechte Strafe erhielten? Quint war nicht nur verantwortlich für Wesselys Tod. Er hatte auch versucht, Mara zu töten. Er hatte Tamara gestohlen.
    »Wir können von der Polizei keine Hilfe erwarten«, sagte Jakob.
    »Wieso denn nicht? Willst du das alles auf sich beruhen lassen? Was sollen wir denn jetzt tun? Warten, bis sie uns auch umbringen?«
    Er schüttelte den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. »Aber Mara, verstehst du denn nicht? Wir haben die Chance, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Den Ort tatsächlich zu finden. Wenn wir der Polizei alles gesagt hätten, was wir wissen, den ganzen Rattenschwanz mit der Geschichte der Violine, mit Georgs Forschungen, mit dem Diebstahl der Geige in Berlin, mit Grittis Ermordung …«
    Natürlich, dachte Mara. Johns Tod geht ja auch noch auf Quints Konto. Das hätte sie fast vergessen.
    »Die hätten uns vielleicht auch noch eingebuchtet – wenn sie das überhaupt alles verstanden hätten. Was ich bezweifle.«
    »Hätten sie aber. Ich hätte es ihnen so lange erklärt, bis sie es verstanden hätten. Und dann hätten sie Quint geschnappt. Und Deborah auch.«
    »Das glaubst du nicht im Ernst. Dieser Quint ist ein Profikiller. Der bewegt sich zwischen den Ländern, wie es ihm gefällt. Wahrscheinlich sind die beiden gar nicht mehr in Österreich, geschweige denn in Europa. Mara, wir müssen nun selbst aktiv werden. Die Violine ist zerstört, aber es muss eine Möglichkeit geben, anhand der Unterlagen, die uns zur Verfügung stehen, mehr herauszufinden. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
    »Aber was bringt uns das noch?«
    Im selben Moment, in dem sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, dass es ihr sehr viel bringen konnte, den Ort zu finden.
    Was hatte Wessely gesagt? Ihre Mutter stammte aus der Familie, die die Violine zuletzt besessen hatte. Ihre Familie hatte also mit den Orphikern zu tun. Mara stammte von ihnen ab! Es musste also eine Möglichkeit geben, mehr über ihre Familie zu erfahren, wenn sie den Ort fand. Der Ort war der Ursprung ihrer Familie. Zumindest irgendwie.
    Jakob lehnte sich ebenfalls an die Mauer. Sie besaß einen kleinen Vorsprung. Und so standen sie da nebeneinander und blickten auf die Ringstraße. Gerade rasselte eine späte Straßenbahn vorbei. Im beleuchteten Innenraum starrte ein einzelner Mann nach draußen.
    »Georg hat Deborah Fleur schlauerweise nur Zeitungspapier in die Tasche gesteckt«, sagte

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