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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Stirn. »Der heiligste Ort von Wien? Der erzbischöfliche Palast? Ein Grab? Ein Ort in einer Kirche …?«
    Er rollte wieder nach vorn, nahm die Computermaus und öffnete den Internetbrowser. In die Eingabezeile schrieb er: »der heiligste Ort von Wien«.
    Es erschienen Links über Wiens Vorort Heiligenstadt, über eine Veranstaltung namens »Die Nacht der Mystik« und – auf einer Seite über heidnische Kraftorte – über eine heilige Quelle keltischen Ursprungs, die sich im Wienerwald befinden sollte.
    »Das passt alles nicht«, sagte er.
    »Es gibt eben Dinge, die man nicht so einfach googeln kann.«
    Jakob nickte, biss sich nachdenklich auf die Unterlippe, dann sah er Mara an. »Sag mir eins …«
    »Ja?«
    »Wir müssen jetzt eine Entscheidung treffen.«
    »Was meinst du?«
    »Willst du diesen Ort in Italien wirklich finden?«
    Mara entfuhr ein Seufzer. »Es ist alles so abstrakt und seltsam. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass er existiert. Und wenn – ob es ihn noch gibt …«
    »Darum geht es nicht, Mara. Es geht um eine einfache Frage. Ja oder nein? Wenn du es nämlich nicht willst, weil du denkst, das alles sei nur eine Legende und es habe eigentlich nichts mit dir zu tun, dann trennen sich unsere Wege hier.«
    Da hatte er das Wesentliche auf den Punkt gebracht.
    »Ich bin dir nicht böse, wenn du aussteigst«, sagte Jakob. »Oder gar nicht erst einsteigst. Wie man es nimmt …«
    »Wie denkst du darüber?«
    »Das darf dich nicht beeinflussen. Du musst eine eigene Entscheidung treffen.«
    Etwas, das Jakob gerade gesagt hatte, klang ihr in den Ohren nach. Es war eine bestimmte Formulierung.
    Wenn du denkst, dass das alles eigentlich nichts mit dir zu tun hat …
    Sie hatte sich ja schon entschieden, als sie an der Mauer an der Ringstraße gelehnt hatten. Aber jetzt musste sie auch dazu stehen. Das war ein Unterschied.
    Es hatte mit ihr zu tun. Jede Menge sogar. Es betraf die Rätsel, die Mara immer lösen wollte. Die Fragen, die sie schon immer beschäftigten.
    Woher kam sie? Woher kam ihre Familie?
    Wer war ihre Mutter?
    Ihren Vater kannte sie ja nun, aber es war die Familie ihrer Mutter, die mit der Violine zusammenhing und die vielleicht weit in die Geschichte der Orphiker zurückreichte. War die Suche danach nicht genau die Chance, die sie sich immer erhofft hatte?
    Und der Gedanke, vielleicht tatsächlich ein Erbe des sagenhaften Orpheus zu finden. Deborah hatte daran ein rein finanzielles Interesse, und auch John hatte wohl der Gedanke angetrieben, eine große Marketingsache daraus zu machen. Für Mara jedoch war es etwas Persönliches. Etwas Eigenes. Und nun spürte sie ganz deutlich, dass sie diejenige war, die überhaupt ein Recht hatte, diese alten Mythen auszugraben.
    Sie war die Berufene.
    »Und? Hast du dich entschieden?«, fragte Jakob.
    Mara suchte nach Worten, und bevor sie etwas sagen konnte, ertönte ein Geräusch durch das Haus. Ein Scheppern. Es kam von unten.
    »Was war das?«, fragte Mara.
    Jakob stand auf, ging vorsichtig zur Tür und öffnete sie.
    »Da ist jemand«, sagte er leise.
    »Warum flüsterst du?«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung. »Pst …«
    Sie ging zu ihm. Gemeinsam blickten sie in den dunklen Flur. Weit hinten lag die Wohnungstür. Etwas Helles bewegte sich an der Wand. Mara dachte, jemand mit einer Lampe sei in der Wohnung, doch dann wurde ihr klar, dass der Lichtschein aus dem Treppenhaus kam. Er fiel durch das geriffelte Glas der Tür.
    »Unten im Erdgeschoss ist der Laden«, flüsterte Jakob. »Hier, im ersten Stock wohne ich. Und die beiden anderen Stockwerke sind an eine Computerfirma vermietet, wo nachts niemand arbeitet.«
    Beklemmung erfasste Mara. Jetzt kam von der Tür ein leises metallisches Klicken, dann ein Schaben.
    »Da versucht jemand einzubrechen.«
    »Ist mir klar.«
    »Hast du ein ordentliches Schloss?«
    »Ja sicher, aber …«
    Es knarrte, und die Tür schwang auf. Der Schein einer Taschenlampe schwebte herein, gefolgt von einer dunklen Gestalt, die hinter sich die Tür schloss. Sie wanderte auf dem Parkettboden in die Richtung, wo Jakob und Mara standen. Kurz bevor er auf sie traf, zog Jakob Mara in den Computerraum hinein, legte den Finger auf die Lippen, ging zum Computer und schaltete ihn aus. Der Bildschirm wurde dunkel.
    »Versuch, leise aufzutreten!«, raunte Jakob, und Mara spürte, wie er in der Finsternis nach ihrer Hand griff. Sie folgte ihm in kleinen Schritten, immer darauf bedacht, dass das alte Parkett nicht

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