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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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geführt haben? Oder unterschiedliche Musikstücke? Oder einfach nur Lautstärken?«
    »Das weiß ich auch nicht. Hier steht, dass an den Stellen, wo sich auf der Platte der Sand ansammelt, die größten Schwingungen herrschen. Es müssten also verschiedene Töne sein, die wir hier sehen …«
    Er scrollte hinunter. Hier war ein Porträt des Entdeckers Chladni zu sehen. Der Physiker hatte hohe Augenbrauen. Sein Haar war wirr in die Stirn gekämmt, aber trotzdem wirkte er wie ein biedermeierlicher Geheimrat.
    »Man benutzt das Verfahren auch, um Musikinstrumente zu untersuchen«, fuhr Jakob fort. »Ah, hier ist noch was: Ein amerikanischer Arzt namens Halbrook Curtis hat die Klangfiguren benutzt, um Sängern zu helfen, ihre Stimme auszubilden. Das war aber viel später. Hundert Jahre nach Chladni. Dieser Curtis war auch Stimmtherapeut an der Metropolitan Opera in New York.«
    Jakob zeigte Mara eine alte Zeichnung. Auf ihr war ein altertümliches technisches Gerät dargestellt, das ein bisschen aussah wie ein überdimensioniertes Grammofon.
    »Das ist ein Tonograf. Curtis hat ihn erfunden. Er ließ die Sänger in den Trichter singen, und dann ordnete sich auf der Platte hier der Sand so an, dass die Schwingungen sichtbar wurden. So konnten die Sänger ihre Töne kontrollieren.« Er sah Mara an. »Eine interessante Erfindung. So konnte man schon vor der Zeit von elektronischen Messungen, von Oszillografen und so weiter Töne sichtbar machen. Und das ganz ohne Strom.«
    »Aber was hilft uns das jetzt?«, fragte Mara. »Was haben wir davon, dass wir wissen, worum es sich bei den merkwürdigen Bildern handelt? Dass es chladnische Klangfiguren sind?«
    Jakob legte die Hand an sein Kinn. »Wenn Klang auf diese Weise zu einem Zeichen wird, muss es etwas mit der Karte zu tun haben.«
    »Eigentlich sehen die Klangfiguren selbst ein bisschen wie Markierungen aus.«
    »Oder sie sind selbst Karten.«
    »Nein, dafür sind sie zu regelmäßig.«
    Jakob schlug auf den Tisch. »Aber sie können etwas markieren, wenn man sie auf die Karte legt. Man müsste sie mit der Karte verbinden.« Er stand auf, griff nach den Blättern und schaltete ein Gerät ein, das neben dem Computer stand. Es war ein Scanner.
    »Du meinst, man legt die Karte und eine dieser Zeichnungen übereinander wie zwei Folien? Und dann sieht man, wo sich die Stelle befindet, die wir suchen?«
    »Warum nicht?«, rief er. »Das wäre doch eine Lösung.«
    Er klappte den Deckel auf und legte das Blatt mit der Karte hinein. Zurück am Computer setzte er das Scanprogramm in Gang. Sekunden später war die Karte auf dem Monitor zu sehen.
    »Jetzt die Figuren.«
    Es dauerte etwas länger, weil sich neun Figuren auf einer Seite befanden und Jakob jede einzelne vergrößern, ausschneiden und abspeichern musste. Mara beobachtete das Geschehen mit wachsender Ungeduld. Doch je näher Jakob seinem Ziel kam, die einzelnen Grafiken übereinanderzuschichten und mit der Karte zu verbinden, desto mehr nagten an ihr die Zweifel.
    Wenn diese Methode wirklich die Lösung war, musste Wessely ja gewusst haben, wie man den Ort in Italien fand. Hatte er also verschwiegen, dass er es wusste? Oder hatte er nicht gewusst, wie man an die Lösung kam?
    Er hatte schließlich so viele Forschungen unternommen! Da konnte es ihm doch nicht verwehrt gewesen sein, selbst auf die chladnischen Klangfiguren zu kommen.
    Das war aber noch nicht alles.
    Die Figuren mussten irgendeine Bedeutung haben. Sie waren ja nicht vom Himmel gefallen. Von welchem Ton, von welchem Instrument oder welcher Stimme stammten sie?
    »Es ergibt keinen Sinn«, sagte Jakob. Er sah sie verwirrt an.
    Die Linien lagen jetzt übereinander. Es gab eine Menge Schnittpunkte, viele kleine Kreuzungen. Aus den ästhetischen Einzelfiguren war ein großes Muster geworden. Schön wie das Modell einer Schneeflocke, aber ohne klares Zentrum. Ohne Hinweis auf einen bestimmten Punkt auf der Karte, die hinter dem Geflecht fast vollständig verschwand.
    »Jetzt weiß ich nicht, wie wir weiterkommen sollen«, sagte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Ich schon.«
    Er sah sie an. »Wirklich? Das hier sagt dir etwas?«
    »Nein … Es ist nicht der Schlüssel. Ich meine, diese Muster nicht. Sie sollen nur allgemein das Prinzip zum Ausdruck bringen. Sie sagen uns, dass die Klangfiguren uns weiterhelfen, aber die Figuren auf dem Blatt sind nur irgendwelche. Wir dagegen brauchen eine ganz bestimmte Klangfigur.«
    »Sag mal, denkst du dir das alles

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