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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Geist Johns Stimme. Wie er zu ihr gesprochen hatte – vor ihrem ersten Konzert, vor ihrem ersten großen Zusammentreffen mit der Presse.
    »Du bist die Hauptfigur«, hatte er immer wieder gesagt. »Verhalte dich fair, aber lass sie nie vergessen, dass es letztlich um dich geht. Das heißt nicht, dass du dir irgendwelche Starallüren angewöhnen sollst. Aber du musst auch innerlich bereit sein für die Musik, für Interviews und all das. Und erst wenn du bereit bist, kannst du es auch leisten.«
    Sie gelangte an die vereinbarte Stelle. Das Taxi wartete schon. Mara wollte darauf zugehen, da stellte sich ihr jemand in den Weg.
    Ein junges Mädchen mit Ketten und Piercings, in abgewetzter Motorradjacke und Stiefeln, die geradezu nach Schuhcreme schrien. Die Jeans mit Edding verziert, das Haar halb geschoren und der restliche Schopf lila eingefärbt.
    »Hast du mal ’nen Euro?«, leierte sie, und man merkte, dass sie diesen Satz heute schon Hunderte Male gesagt hatte – obwohl erst Vormittag war. »Oder ein bisschen Kleingeld?«
    »Hau ab«, rief der Taxifahrer, der ausgestiegen war, »sonst mach ich dir Beine.«
    Das Mädchen sah zu Boden. Mara tat es leid, diesen resignierenden Blick zu sehen. War sie früher auch so gewesen? Hatte sie Mitleid ausgelöst?
    »He, bleib hier.«
    Sie kramte in ihrer Tasche und gab dem Mädchen einen Fünf-Euro-Schein. Die resignierten Augen weiteten sich, nun erst sah die Punkerin Mara an.
    »He, du siehst aus wie Mara. Du bist Mara. Willst du nicht mal bei uns was spielen? Bauwagenplatz Roter Damm. Komm doch mal vorbei. Frag nach Jojo.«
    Mara konnte kaum glauben, dass sie einfach so erkannt worden war. Was würde Chloe sagen, wenn sie ein Konzert bei den Punkern gab? Wie in den alten Zeiten. John hätte sicher nichts dagegen gehabt. Vielleicht konnte sie Chloe das Ganze ja als PR- Gag verkaufen. Aber das wäre nicht dasselbe. Es wäre unehrlich.
    Der Taxifahrer, der sich hinter sein Steuer gesetzt hatte, drückte auf die Lichthupe. »Wird das jetzt mal was?«, rief er.
    »Fick dich, du Arschloch!«, schrie das Mädchen in seine Richtung. Dann wandte es sich wieder Mara zu: »Und?«
    »Vielleicht. Mal sehen. Ist nicht so einfach.«
    Das Mädchen steckte den Schein ein, nickte nur und ging davon.
    Mara stieg ins Taxi.
    »Sie wissen, wo es hingeht?«
    »Weiß ich, junge Frau.«
    Der Wagen fuhr an. Mara ließ sich in die Polster des Rücksitzes sinken.
    Zeno öffnete das Browserfenster und ließ den Blick über die Schlagzeilen gleiten. Ganz oben war das Foto von Mara Thorn zu sehen. Sie hielt die Schwarze Violine in der Hand. Das Bild war bei einem Konzert entstanden. Doch was Zenos Aufmerksamkeit viel stärker als das Bild auf sich zog, war der Text.
    John S. Gritti – Maras Entdecker, ihr Mentor, ihr Manager – war ums Leben gekommen.
    Am Ende gab es einen Link zu mehr Informationen, doch die Redakteure der Website hatten das Ganze aufgebauscht. Im Grunde kam da nur Material über Gritti selbst. Seine Biografie, soweit man sie kannte. Kaum etwas zu seinem Tod. Es war ein Verkehrsunfall, so viel stand fest. Der Amerikaner war angeblich mit überhöhter Geschwindigkeit mit einem Leihwagen in der Nähe von Berlin unterwegs gewesen.
    Mara Thorn hatte noch keine Stellungnahme abgegeben. Sie entzog sich bisher der Presse.
    Zeno schob die Maus beiseite und starrte nachdenklich auf den Monitor.
    War das ein Zufall?
    Oder ein Zeichen?
    Ein Zeichen dafür, dass er nicht der Einzige war, der sich mit Maras Geheimnis befasste?
    Aber was hätte jemand, der etwas über Mara herausfinden wollte, von Grittis Tod?
    Es sei denn …
    Zeno zwang sich, den schockierenden Gedanken zu Ende zu denken.
    Es sei denn, sie waren schon so nah herangekommen, dass Gritti ein unliebsamer Mitwisser geworden war.
    Dann hätte ihn jemand ermordet.
    Zeno schüttelte den Kopf. Er sah Gespenster.
    Trotzdem.
    Er musste handeln.
    Die Gefahr, dass man ihm zuvorkam, war groß.

8
    Chloe nahm Mara schon in der Tiefgarage in Empfang. »Nun komm. Wir sind spät dran.«
    Sie eilten die Treppe hinauf, und mit jedem Schritt wurde der Lärm größer. Ein Flur, eine Glastür, und dann stand Mara der Menge der Journalisten gegenüber, die die Lobby des Hotels füllte. Chloe rief den schwarz gekleideten Security-Leuten, die sie offenbar eigens von der Veranstalterfirma des Konzerts übernommen hatte, etwas zu. Mara konnte es im Lärm nicht verstehen. Man brachte sie in einen großen Raum, an dessen Stirnseite ein langer Tisch

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