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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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spricht. Mr Gritti spricht jedoch Deutsch. Bitte sehr …«
    Die beiden Männer hatten Platz genommen, und auf einmal war es, als zögen sie die ganze mentale Energie, die in dem Raum herrschte, an sich. Mara, die ja ohnehin am Rand des Tischs saß, fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen, sie fühlte sich überflüssig. Wie eine anonyme Verhandlungsmasse. Kapital, das auf einer Bank liegt und über das in irgendwelchen Versammlungen entschieden wurde.
    Hätte Grittis Bruder nicht erst mit ihr sprechen können, bevor er an die Öffentlichkeit ging?
    Wie kam er dazu, eine Erklärung dazu abzugeben, wie es mit ihren Konzerten weiterging?
    Natürlich ging es weiter wie bisher …
    Oder etwa nicht?
    Am liebsten hätte sich Mara selbst gemeldet, um eine Frage zu stellen, als ob sie eine Journalistin wäre, aber das ging natürlich nicht.
    »Wird sich etwas an der Tourneeplanung ändern?«, fragte jemand aus der hinteren Reihe.
    Al Gritti zeigte ein künstliches Lächeln. »Ich denke nicht«, sagte er in gutem Deutsch, aber mit deutlicherem amerikanischem Akzent als sein Bruder. »Maras Tournee scheint erfolgreich zu sein. Warum sollte sich etwas ändern?«
    Eine Frau meldete sich: »Welche Pläne haben Sie nach der Tournee?«
    »Das weiß ich noch nicht. Entschuldigen Sie bitte, aber Johns Tod hat mich sehr überrascht und schockiert. Wir konnten noch keine Entscheidungen treffen.«
    »Ihr Bruder hat viele unterschiedliche Geschäfte in der Musikbranche gemacht. Zum Beispiel hat er schon in den Siebzigerjahren mit der psychologischen Wirkung von Musik experimentiert und soll auch zu Ergebnissen gekommen sein, die niemals veröffentlicht wurden. Wie gehen Sie mit diesem Erbe um?«
    Gritti runzelte die Stirn. »Wie meinen Sie das?«, fragte er.
    »Es heißt«, fuhr die Journalistin fort, »dass viele Forschungsergebnisse, die Ihr Bruder erarbeiten ließ, brachliegen.«
    Er schwieg, dann beugte sich Mr Kohn zu ihm herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Tut mir leid«, sagte Gritti, »davon weiß ich nichts.«
    »Nächste Frage«, warf Chloe ein.
    Jemand in der ersten Reihe hob die Hand. Es war die Frau im Kostüm. Gritti musterte sie und lächelte, als fühle er sich gezwungen, ihren Beinen ein Kompliment zu machen.
    »Sagen Sie uns doch bitte etwas zu dem Verhältnis, das Sie zu Ihrem Bruder hatten. Haben Sie sich oft gesehen? Haben Sie zusammengearbeitet? Mochten Sie sich?«
    Gritti schüttelte den Kopf. »Natürlich gab es Probleme – wie bei allen Brüdern … Ich denke, das ist normal.«
    Die Frau hatte den Block auf dem Schoß, den Kugelschreiber hielt sie bereits in der Hand, aber sie schrieb nicht. »Könnten Sie bitte etwas konkreter werden?«
    »Wir sind zusammen aufgewachsen. Sicher wissen Sie, dass wir aus Hollywood kommen. Unser Vater war … wie sagt man …« Er murmelte etwas vor sich hin …
    Chloe half aus. »Studioleiter«, sagte sie.
    Gritti nickte. »Genau, er war Studioleiter beim Film. Mein Bruder hat sich schon früh mit Filmmusik beschäftigt. Mich dagegen hat mehr die Kameraarbeit interessiert …«
    Die Frau schrieb immer noch nicht. Mara nahm an, dass Gritti Fakten vortrug, die man überall nachlesen konnte.
    »Wissen Sie, mein Bruder ist … war zehn Jahre älter als ich. Das ist schon ein Unterschied. Er hat Anfang der Siebzigerjahre in Kalifornien seine erste Firma gegründet, da war er Anfang zwanzig. Ich war ein Teenager.«
    »Was für eine Firma war das?«, fragte jemand dazwischen.
    Gritti hob die Schultern. »Sie hatte mit Musik und Computern zu tun. Damals war das etwas ganz Neues …«
    »Hatte Ihr Bruder auch eine musikalische Ausbildung?«
    »Nein«, sagte Gritti. »Aber er hat mir mal gesagt, eine Sache hätte ihn immer sehr fasziniert, und das hätte seine Liebe zur Musik geweckt.«
    Die Frau im Kostüm meldete sich wieder.
    »Und was war das?«
    Gritti machte eine Kunstpause, ließ seinen Blick über alle Journalisten schweifen. Dann sagte er: »Unsere Mutter. Er hat sie sehr geliebt. Sie ist früh gestorben, und ich kann mich kaum an sie erinnern. Aber eines hat ihn wohl fasziniert.« Wieder eine Pause. Mara war klar, dass er es nun ganz und gar darauf anlegte, gehört zu werden.
    Die Stifte berührten die Blöcke, Finger schwebten schreibbereit über den Tastaturen.
    »Sie hat wohl wunderbar Geige gespielt«, sagte er.
    Kurz darauf und nach einer weiteren Blitzlichtkaskade, in deren Mittelpunkt vor allem Gritti und sein Anwalt standen, erklärte Chloe die Pressekonferenz

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