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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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was ich damit mache.«
    Er hielt ihn in die Höhe, packte ihn in der Mitte und riss ihn entzwei.
    »Du kannst mit deinem Exemplar dasselbe tun.«
    »Das werde ich sicher nicht«, rief Mara. »Und wenn ich das richtig sehe, geht es ohnehin nur darum, dass ich ein von John unterschriebenes Exemplar habe. Sie können mit Ihrer Vertragskopie machen, was Sie wollen. Meine ist deswegen immer noch gültig.«
    »Interessiert mich nicht«, sagte Gritti. »Du wirst in meiner Firma nicht mehr auftreten. Fertig.« Er gab die Schnipsel Kohn, der sie ordentlich in seiner Tasche verstaute.
    »Aber das ist doch Blödsinn«, rief Mara. »Und außerdem würde ich es begrüßen, wenn Sie mich nicht andauernd duzen würden. Wir kennen uns doch gar nicht.«
    »Ich dachte, du hättest gelernt, dass das im Business üblich ist. Aber das spielt ja nun keine Rolle mehr, Frau Thorn.«
    »Warum wollen Sie die Konzerte canceln? Es ist doch alles gebucht. Es gibt Verträge mit den Sälen und Veranstaltern. Sie werden einen großen finanziellen Verlust erleiden. Gut, wir mögen uns nicht. Das ist ja nun klar, und so was kommt vor. Es kann sogar sein, dass Sie meine Musik nicht mögen. Das soll es ja auch geben. Aber Sie können sich doch nicht das Geld durch die Lappen gehen lassen, das Sie mit den Konzerten verdienen würden. Sollten wir nicht wenigstens die Tournee zu Ende machen?«
    Mara stoppte, und plötzlich kam ihr der Gedanke, dass es ja nicht nur um sie allein ging. Sie war ja nicht die einzige Musikerin auf der Bühne. Es gab ein ganzes Orchester. Es gab Techniker. Es gab einen PR- Stab. Es gab Chloe.
    »Bist du jetzt fertig?«, fragte Gritti. Er sagte etwas auf Englisch, was sie nicht verstand, und brachte damit Kohn dazu, in seiner Tasche zu wühlen. Schließlich zog der Anwalt einen großen Packen Papiere heraus – es waren eng gehaltene Tabellen mit Zahlen. Gritti blätterte darin. »Wie viele Konzerte hast du mit meinem Bruder gemacht?«, fragte er.
    »Fünf«, sagte Mara. »Zwei kommen noch. Dann ist die Tournee zu Ende.«
    »Fünf Konzerte.« Gritti prüfte die Tabellen, schlug dann den Packen wieder zu und legte ihn auf den Ordner.
    »Fünf Konzerte. Und bei jedem hat mein Bruder knapp achtzigtausend Dollar verloren.«
    »Verloren? Aber die Konzerte waren doch sehr gut gefüllt. Gut – restlos ausverkauft war kein einziges, aber …«
    »Muss ich dir erklären, was verloren heißt? Mein Bruder hat die Karten zu günstig verkauft, er hat Werbung finanziert, die eine Menge Geld gekostet hat und die letztlich nichts brachte. Er hat sogar einen Werbespot im Fernsehen für deine neue CD laufen lassen. Weißt du, was so was kostet?«
    »Ja, sicher, aber das hat doch nichts mit den Konzerten zu tun.«
    »Ich berechne die Ausgaben aber so. Es sind ziemlich genau vierhunderttausend Dollar, die mein Bruder verbrannt hat. Und ich habe nicht die Absicht, ihnen noch weitere hundertsechzigtausend hinterherzuwerfen. Lieber zahle ich die Hälfte davon als Ausfall. Und abgesehen davon: Die Möglichkeit, unseren Kontrakt auf diese Weise zu beenden, ist im Vertrag vorgesehen. Du kannst in deiner Kopie nachschauen.«
    Mara starrte die beiden Männer an. Der Anwalt sah auf die Unterlagen. Gritti wich ihrem Blick nicht aus.
    Der Kellner kam mit einem Tablett, auf dem sich zwei Kaffeekannen und Tassen befanden. Sofort machte der Anwalt Platz auf dem Tisch. Der Kellner servierte und entfernte sich.
    »Auf Wiedersehen, kleine Lady. Das war’s. Ich wollte, dass du es als Erste erfährst. Mit Chloe, Marc und den anderen spreche ich gleich.«
    Sie konnte es nicht fassen. John hatte so viel Geld in ihre Auftritte, in ihre Musik gesteckt …
    »Du bist ja immer noch da«, sagte Gritti.
    »Warum hat er das getan?«, wollte Mara wissen.
    »Was meinst du?«
    »Warum hat er das Geld ausgegeben? Ohne etwas zu verdienen?«
    Gritti hob die Hände. »Ich kann nicht die Gedanken meines Bruders lesen. Und schon gar nicht nach seinem Tod. Aber wenn ein Businessman so was macht, gibt es eigentlich nicht viele Möglichkeiten …«
    »Ich verstehe es nicht.«
    »Entweder er ist der Ansicht, die Investition lohnt sich doch noch. Er glaubt, dass irgendwann der Durchbruch kommt, mit dem sich alles wieder auszahlt. Das glaube ich zum Beispiel nicht. Aber das kann auch daran liegen, dass ich keine Lust aufs Musikgeschäft habe.«
    »Und die anderen Möglichkeiten?«
    »Er will jemandem einen Gefallen tun. Er will den Förderer spielen, den Mäzen. Es mag sein, dass ihn das

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