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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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motiviert hat. Ich denke, mein Bruder hat es sich leisten können. Ich könnte es mir auch leisten, aber ich will es nicht. Und dann gibt es noch die dritte Möglichkeit. Und die wäre die einfachste. Der Businessman, der so was macht, wäre schlicht und ergreifend verrückt.« Gritti grinste. »Die einfachste, wie gesagt. Und nun hau ab. Ich will dich nicht mehr sehen. Und zieh bitte aus deinem Hotelzimmer aus. Sofort. Sonst muss ich es dir in Rechnung stellen.«
    Wie in Trance packte Mara ihre Sachen. Sie hatte die alte Gewohnheit, das Nötigste in einem Rucksack zu verstauen, nie aufgegeben. Nun besaß sie natürlich weit mehr Klamotten und Zeug als damals, aber sie brauchte nicht lange, um sich darüber klar zu werden, was sie mit den Dingen machte, die sie nicht unterbekam. Sie ließ sie einfach zurück. Letztlich war nur wenig wichtig: Kleidung, Papier, Bargeld. Und natürlich Tamara.
    Den Riemen des Rucksacks über der Schulter, den Geigenkasten in der rechten Hand, stand sie kurz darauf im Aufzug. Als sich im Erdgeschoss mit einem leisen Glockenton die Tür öffnete, bereitete sich Mara darauf vor, wieder einer Belagerung von Journalisten gegenüberzustehen.
    Seltsam. Der Eingangsbereich war leer. Die Presse hatte entweder das Interesse verloren, oder sie befasste sich jetzt mit Johns Bruder, und er musste sie sich vom Hals halten. Falls er das überhaupt wollte.
    Während sie auf die Glastür zuging, dachte sie, dass sie nun eine Grenze überschritt. Und dass sie vielleicht Chloe Bescheid sagen sollte.
    Fast wäre sie stehen geblieben und hätte das Handy herausgeholt, um sie anzurufen.
    Nein.
    Chloe würde sich irgendwann melden und sie fragen, wo sie war. Es reichte, wenn Mara wartete, dass sich die PR- Managerin bei ihr meldete.
    Es hatte keinen Sinn, irgendwem hinterherzulaufen.
    Weiter. Auf die Straße, wo ihr der kühle Wind, vermischt mit den Gerüchen des Herbstes und der Stadt, entgegenwehte.
    Jetzt war sie auf dem Gehsteig. Ihr wurde bewusst, dass sie nicht wie sonst in ein Taxi gestiegen war, sondern dass sie – wie damals, wie heute Morgen – einfach lief. Einen Fuß vor den anderen setzte.
    Sie hatte keine Ahnung, wohin sie gehen sollte. Und in dem Moment, in dem ihr das klar wurde, kristallisierte sich in ihrem Kopf eine Idee heraus.
    Wenn sie schon über die Grenze ging, dann auch richtig. Zurück zu den Wurzeln. Zurück in die Vergangenheit.
    Sie packte den Griff des Geigenkoffers fester und schritt kräftig voran.

9
    »Mensch, kannste nicht woanders rumstehen?«, fragte ein höchstens Zwanzigjähriger, der sich vorbeidrängte.
    Quint stand im Eingangsbereich des Hauses, das dem Hotel gegenüberlag. Es war ein Waschsalon. Alle paar Minuten musste er Platz machen, weil jemand hinein- oder herauswollte. Meist junge Leute. Quint hielt sie für Studenten oder heruntergekommene Künstler. Die Szenerie erinnerte ihn ein wenig an New York.
    Es war eine Atmosphäre, die er hasste.
    Er nickte nur und machte Platz. Von hier war der Blick auf das Hotel phänomenal. Er würde keine fünf Minuten warten, dann war es Zeit, hineinzugehen und sich in die Lobby zu setzen.
    Dass Mara ihn in dem Park heute Vormittag bemerkt hatte, war ihm klar. Aber er sollte sie ja nun mal im Auge behalten. Und er arbeitete allein. Was konnte er schon tun, wenn Mara nun ihrerseits Alleingänge unternahm?
    Nicht ganz klar war Quint allerdings, warum das alles so wichtig war. Gut, man hatte ihn beauftragt, Gritti aus dem Weg zu räumen. Es war anzunehmen, dass irgendeine Sache im Musikgeschäft dahintersteckte – ein Business, von dem Quint nicht viel verstand. Aber er war in der Lage, sich vorzustellen, dass auch darin wie in jedem anderen Geschäft – wenn man es ganz groß betrachtete – eine Menge Geld steckte. Dass man die Musiker als etwas ansah, was mehr und noch mehr Geld erzeugen konnte, wenn man es vernünftig anpackte.
    Und dass Mara so eine Geldquelle war, die man Gritti, in dessen Besitz Mara ja gewesen war, streitig machen wollte. Es war wie in einem Ring von Bordellbesitzern, die um die besten Nutten kämpften. Eigentlich ganz einfach.
    Oder nicht ganz so einfach.
    Schließlich waren mit Johns Tod die bestehenden Verträge ja nicht gestorben, und irgendjemand trat jetzt die Rechtsnachfolge des Toten an. Und nun hatte der eben die Hand auf Mara.
    Quint fragte sich, ob seine Auftraggeberin einen zweiten Mord von ihm verlangen würde. Oder so viele Morde, bis Johns Musikimperium – oder was immer der Typ

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