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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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den Himmel führen?«
    »Ja, ich will nur das Beste für sie. Und es geht tatsächlich um Himmel und Hölle. Um den Abstieg hinab und dann wieder hinauf. Nur, wer das hinter sich gebracht hat, wird den Himmel dauerhaft auf seiner Seite haben. Nur leider haben Sie sie verloren. Das ist schlecht.«
    Quint kam das seltsam vor. »Ich werde sie wiederfinden. Das ist kein Problem für mich.«
    »Das hoffe ich. Denn ich gehe nicht davon aus, fünfzigtausend Dollar für nichts bezahlt zu haben.«
    Jetzt klang sie etwas drohend, und der Tonfall setzte in Quint Fantasien frei. Er hatte sich die Frau schon in verschiedenen Varianten vorgestellt. Als verruchter Vamp mit schwarzen Haaren, wobei er sich von Maras Aussehen ablenken ließ. Er war dann darauf gekommen, dass die Frau ja älter war – wahrscheinlich über dreißig. Vielleicht war sie rothaarig? Oder sie war gar nicht schlank, wie er hoffte, sondern dick und unsexy?
    Es sollte ja Fälle geben, in denen die Stimme das einzige Erotische an einer Frau war …
    »Strengen Sie sich an«, sagte sie und unterbrach die Leitung.
    Quint legte sein Handy weg und holte ein Notebook aus seinem Koffer. Innerhalb von wenigen Sekunden hatte er es hochgefahren. Er startete ein Programm, und sofort zeigte sich auf dem Display eine Karte vom Großraum Berlin. Am unteren Bildrand warteten Felder auf Eingaben. Er tippte eine Telefonnummer ein. Kurz darauf baute sich das Bild neu auf, und ein blinkender grüner Punkt wurde sichtbar. Er folgte Maras Handy auf ihrer Reise durch Berlin.
    Maras Handy begann zu spielen, und auf dem Display erschien der Name von Chloe. Mara angelte im voll besetzten Bus das Telefon heraus.
    »Wo bist du?«, fragte die Managerin. »Ich hoffe, nicht zu weit vom Hotel entfernt.«
    »Ich komme nicht mehr zurück.«
    »Was soll das heißen?«
    »Gritti – ich meine Grittis Bruder hat doch alles abgeblasen.«
    »Mara, das ist doch nur Gerede. Wir müssen uns darüber unterhalten. So einfach geht das nicht.«
    »So einfach geht das. Er will lieber alle Beteiligten auszahlen, als mit weiteren Konzerten Geld verlieren. Er hat es mir genau vorgerechnet, und er hat mich gefeuert.«
    »Wir können dagegen vorgehen. Mit einem Anwalt. Mara, da hängt ja auch noch mehr dran. Es geht nicht nur um dich.«
    »Was denn?«
    »Na, unsere Jobs. Die Musiker. Marc. All die anderen vom Organisationsteam.«
    Mara bemerkte die neugierigen Blicke um sich herum. »Es ist seine Sache, Chloe«, sagte sie. »Ich kann jetzt nicht weitersprechen.«
    »Er muss erst mal offenlegen, ob das mit den Verlusten überhaupt stimmt. Und sogar wenn er dich gefeuert hat, brauchst du ein neues Management. Jemand muss sich um dich kümmern. Du willst doch weiterhin Musik machen.«
    »Ich muss erst mal darüber nachdenken.«
    »Nun sei doch nicht so stur. Was willst du denn tun?«
    Mara nahm das Telefon vom Ohr und drückte Chloe weg. Dann schaltete sie das Handy aus. Erst jetzt fühlte sie sich befreit. Frei in ihren Entscheidungen. Frei, den nächsten Schritt zu tun.
    Aber was willst du denn machen? Du brauchst John, aber John ist nicht mehr da.
    Chloes Frage hallte in ihrem Kopf nach. Aber die Stimme der Managerin wurde leiser und leiser, wurde blass wie ein Gemälde, das sich unter Regen langsam auflöst.
    Sie wusste genau, was sie machen wollte.
    Sie wusste es so genau wie nie zuvor. Und in diesem Moment war ihr, als falle eine Müdigkeit von ihr ab, die wie ein schweres Gewicht auf ihr gelegen hatte.

10
    Zenos Reise war kurz. Aber ihm gingen dabei so viele Dinge durch den Kopf, dass sie ihm wie eine Ewigkeit erschien. Es war immer wieder erstaunlich, welche Kraft die Gedanken besaßen, das Zeitgefühl zu verändern.
    Zeno hatte seinen MP 3-Player dabei und hörte Musik – eines der Stücke, die er auf seinen letzten Erkundungstouren im Internet entdeckt hatte. Er hatte den Titel auf einer Plattform gefunden, hineingehört und gleich gespürt, wie der Funke übersprang. Und erst danach war ihm klar geworden, wer die Interpretin dieses Titels namens »Horizons of Harmony« war: Mara Thorn – die Geigerin, deren Name ihn schon geraume Zeit verfolgte.
    Mara Thorn, deren Geheimnis er lösen musste, wenn ihm sein Leben lieb war.
    Mara Thorn, die sich wahrscheinlich selbst nicht bewusst war, dass sie mit ihren Füßen auf dem Boden einer uralten Tradition stand – einer Tradition, die bis zu den Grundfesten der Musik als solcher zurückreichte.
    Zumindest glaubte Zeno, dass es so war. Und er hoffte, dass er

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