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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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er mit ihr sprechen. Das würde ihm helfen. Und ihm vielleicht das Leben retten.
    Das Leben retten …
    Und was, wenn er einfach floh? In der Versenkung verschwand?
    Er wusste, dass das zwecklos war. Niemand konnte vor ihnen fliehen.
    Dieser Gedanke gab ihm Hoffnung.
    Wenn man vor ihnen nicht fliehen konnte, dann würde sich auch Mara nicht vor ihnen verstecken können. Doch um ihnen zu zeigen, wie wichtig Mara war, brauchte er einen kleinen Beweis. Etwas Klitzekleines. Ein Indiz nur.
    Er wollte gerade den Motor starten, da näherte sich von hinten ein Wagen. Es war ein Taxi. Es verlangsamte die Fahrt immer mehr, je näher es an die Unfallstelle kam.
    Zeno sah den Fahrer, dann den Fahrgast auf dem Rücksitz.
    Lange schwarze Haare. Ein helles Gesicht.
    Es war Mara. Sein Herz schien einen Moment lang auszusetzen. Sah er Gespenster?
    Jetzt war der Wagen neben ihm. Er hatte angehalten. Sie hätte Zeno sehen können, wenn sie zur Seite geblickt hätte. Aber sie beugte sich zum Fahrer nach vorn und sagte etwas.
    Im selben Moment gab das Taxi wieder Gas, wurde sehr schnell und verschwand im nächsten Waldstück.
    Es war schon verschwunden, als Zeno endlich den Motor gestartet hatte und die Verfolgung aufnahm.

11
    Mara brachte ihre Geige und ihren Rucksack in einem Schließfach im Gepäckcenter des Berliner Hauptbahnhofs unter. Es erfüllte sie immer mit Wehmut, wenn sie Tamara irgendwo deponieren musste. Es war wie ein Abschied. Tief im Inneren fürchtete sie jedes Mal, das Instrument nie wiederzusehen.
    Aber da, wo sie jetzt hinfuhr, konnte sie es nicht gebrauchen.
    Sie verließ den Glaspalast des Bahnhofsgebäudes, stieg in ein Taxi und verlangte, in Richtung Potsdam gefahren zu werden.
    »Schaulustige, was?«, fragte der Taxifahrer. »Na mir solls recht sein. Kannste dir die Taxe überhaupt leisten, Mädchen?«
    Am liebsten wäre Mara sofort wieder ausgestiegen, aber dann hätte sie auf den nächsten Wagen warten müssen. Dieser hier war der letzte in der Reihe gewesen.
    »Nun fahren Sie schon«, rief sie und lehnte sich in den Sitz zurück.
    Der Fahrer blieb ruhig, während er sich auf den Weg in Richtung Westen machte. Maras Gedanken kehrten zu John zurück. Und zu Björn. Zu seiner bescheuerten Reaktion auf Grittis Visitenkarte.
    »Ich habe dich mit dem Typen gesehen«, hatte er sie angepflaumt. »Was hat er dir gegeben?«
    Sie hatte es ihm erzählt.
    »Das ist einer, der dich auspresst, merkst du das nicht? Er ist einer, der dir deine Freiheit nimmt. Einer von den Bonzen. Man sieht ja, wohin das führt.«
    Mara hatte sich schon oft über Björns überhebliche Art geärgert, aber jetzt reizte sie sein Verhalten zum ersten Mal zum Widerspruch. »Ach ja, das sieht man?«, giftete sie zurück. »Woran sieht man das denn? Und wohin führt es?«
    »Die Leute, die für so einen arbeiten, müssen alle nach der Pfeife von irgendwelchen Managern tanzen. Und rat mal, wer das meiste Geld verdient? Die Manager selbst.«
    »Das seh ich aber anders. Die Künstler kriegen doch auch was davon ab. Es gibt richtige Konzerte. Nicht in irgendwelchen Bruchbuden, wo die Leute einen Euro bezahlen. Wenn überhaupt.«
    Am nächsten Tag wählte Mara die Telefonnummer, die auf der Visitenkarte stand. Noch Minuten vor dem Telefonat hatte sie klare Vorsätze gefasst. Nichts unterschreiben. Nicht mit dem Typen in irgendein Zimmer alleine gehen. Nichts dergleichen.
    Es tutete zwei Mal, dann meldete sich Gritti. Erst in diesem Moment fiel ihr auf, dass er einen leichten Akzent hatte. Es klang amerikanisch. Seltsam, dabei hatte sie ihn zuerst für einen Italiener gehalten.
    Sofort fiel ihr wieder Björn ein, der besonders für die Amerikaner großen Hass hegte: Superbonzen. Superausbeuter. Kriegstreiber.
    »Was genau wollen Sie von mir?«, fragte Mara und versuchte, ihre Stimme so kühl wie möglich klingen zu lassen.
    Der Mann lachte. »Was mag ich wohl wollen? Ich habe gesehen, dass du Talent hast.«
    »Das haben Sie gesehen? Was meinen Sie damit?«
    »Mädchen«, sagte er, und Mara schluckte einen Schwall Zorn hinunter. So ließ sie sich nicht gerne anreden. »Mädchen, du glaubst nicht, wie viele auf diese Chance warten, bei uns Aufnahmen machen zu können. Und du stellst dich quer?«
    Ja, sie stellte sich quer. Aber warum eigentlich? Was wollte sie?
    »Ich weiß, was in dir vorgeht«, fuhr er fort. »Es geht vielen so. Sie machen Musik, spielen hier, spielen da. Dann kommt, wenn sie Glück haben, eine winzige Chance, professionell in die Sache

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