Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)
Bibel. »Das einzige Problem ist nur, dass mir Gritti das Geld noch nicht bezahlt hat. Aber damit halte ich mich an seinen Rechtsnachfolger. Zum Glück gibt es darüber, wer das ist, keine Unklarheiten.« Er seufzte. »Willst du sonst noch was von mir? Wenn du mit mir zusammenarbeiten willst, weil Grittis Bruder ein Arschloch ist, vergiss es. Ich war mal im Veranstaltungsgeschäft, das hat mir gereicht. War’s das?«
Ein Moment der Stille entstand. Schritte näherten sich, der Butler kam.
»Ihr Termin, Mr Potter …«
»Ist er schon da?«, fragte Potter und sah dabei nicht den Butler, sondern Mara an.
»Er wartet am Tor.«
»Soll reinfahren.« Potter ging zum Schreibtisch, legte den Ordner ab und sah Mara an. »Ich muss dich nun leider verabschieden. Die Geschäfte rufen … Und wenn man vom Teufel spricht …«
Wenn man vom Teufel spricht? , dachte Mara. Was meint er denn damit? »Wiedersehen«, zischte sie Potter zu. »Und danke für den Kaffee.«
»He, warum so zickig? Immerhin habe ich dir geholfen, oder nicht? Du könntest ruhig ein bisschen dankbarer sein. Was hab ich dir getan? Ich habe ganz normal mit dir geredet. Ich hab dich nicht angefasst oder so was. Und, ja du hast recht, ich habe dir Kaffee angeboten, den du noch nicht mal getrunken hast.«
Sein Gerede verebbte hinter Mara, die der großen Tür mit den Säulen entgegenstapfte, sie durchschritt und dann auf dem von Kies bestreuten Vorplatz stand.
Der Blick zum Tor war frei, und so konnte sie erkennen, dass eine schwarz glänzende Limousine wie ein großer krabbelnder Käfer langsam auf sie zuhielt. Der Wagen rollte knirschend und fast ohne Motorengeräusch an ihr vorbei und kam zum Stehen. Die Türen öffneten sich, das Insekt breitete seine Flügel aus – und heraus kamen Gritti und sein Anwalt.
»Mara«, sagte Gritti und tat erstaunt. »Ich hätte dich überall vermutet, aber nicht hier. Hast du versucht, bei Potter unter Vertrag zu kommen? Ich fürchte, da hast du wenig Glück gehabt. Ich glaube nicht, dass er mehr Lust verspürt, sein Vermögen zu verbrennen als ich.«
Mara wandte sich ab und ging auf das Tor zu.
»Einen Moment noch«, rief Gritti ihr nach. »Wir haben noch etwas zu klären. Wo wir gerade von Geld reden …«
Mara wäre am liebsten gerannt, aber sie wollte ihren Abgang nicht wie Flucht aussehen lassen. So bekam sie einige Wörter von dem mit, was Gritti ihr hinterherrief.
»Kreditkarte …«, hörte sie. »Konto … Vereinbarung … Guthaben.«
Geld, dachte sie. Ja. Es mag Johns Konto sein, aber es ist mein Geld, und wehe du rührst es an.
Endlich hatte sie das Tor erreicht. Die Tür daneben stand offen. Sie wandte sich um. Sie war darauf gefasst, mindestens bis in die Potsdamer Innenstadt zu Fuß gehen und dann den Zug nach Berlin nehmen zu müssen.
»Hallo, junge Dame.«
Da stand der Taxifahrer an seinen Wagen gelehnt und rauchte. Es schien immer noch dieselbe Zigarette zu sein.
»Ich dachte mir, dass Sie jemanden brauchen, der Ihnen hilft, wenn Sie da wieder rauskommen. Sie gehören da nicht hin, das hab ich mir gleich gedacht.«
Er öffnete den Wagenschlag. »Na steigense schon ein. Oder haben Sie nicht genug Geld für die Rückfahrt?«
Zeno spazierte durch den Wald. Sein Ziel war der Ort von Grittis Unfall. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass es besser war, wenn er den Wagen ein Stück weiter entfernt abstellte. Falls noch Journalisten auftauchten und Fotos machten. Und in dieser Situation war es sicher nicht gut, wenn die Alten Seelen erfuhren, was er tat. Auf jeden Fall musste das Auto und sein Kennzeichen von dem Fall ferngehalten werden.
So hatte er den Wagen zwei Kilometer weiter auf einem Waldparkplatz abgestellt, war ausgestiegen und hatte sich über das Navigationssystem auf seinem Handy orientiert.
Es gab einen Weg durch den Wald, der ein wenig verschlungen war, aber genau zu dem alten Haus führte, das schräg gegenüber der Unfallstelle lag.
Nun wanderte er schon fast eine halbe Stunde, hatte enge Wege zwischen dunklen Tannenschonungen absolviert und befand sich auf einem asphaltierten Stück neben einer Weide. Da tauchte das Haus auf.
Er blieb stehen und betrachtete die Aussicht. Er selbst stand auf einer kleinen Anhöhe, vor dem Saum des Waldes. Die Straße weiter unten verlief in einer großen Kurve wie durch ein sanftes Tal. Die Unfallstelle war deutlich zu erkennen: der kaputte Zaun, der aufgerissene Boden, die blanke Erde, der schwarze verkohlte Fleck.
Die Szenerie wirkte wie ein
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