Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
Vom Netzwerk:
bräunliche Grasboden plötzlich von ihrem Blick, und mit einem Mal öffnete sich das Panorama der Kölner Vorstädte. Ein dunkelgraues Band wurde sichtbar, umgeben von den regelmäßigen Mustern der Häuser und Straßen. Auf dem Band waren längliche Klötze verstreut – Frachtschiffe, die den Rhein entlangfuhren.
    Weißliche Wolkenfetzen jagten vorbei und begannen, das Bild zu stören. Schließlich tauchte das Flugzeug voll und ganz in hellen Nebel ein, hinter dem das Panorama verschwand.
    Mara spürte, wie eine große Anspannung von ihr abfiel.
    Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Eine Weile döste sie vor sich hin. Irgendwann schienen die Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen, ein Eigenleben zu entwickeln und ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Wer war Orpheus?
    Was war das Haus der Musik?
    Sie würde es herausfinden. Und wenn der Preis dafür, etwas über ihre Vergangenheit zu erfahren, ein Neujahrskonzert war, würde sie auch das überstehen.
    Und Deborah und ihr Helfer waren hoffentlich weit, weit weg.

30
    Wien begrüßte Mara mit strahlendem, fast spätsommerlichem Wetter.
    Sie hatte vom Flughafen aus die Bahn genommen und war an der Haltestelle Mitte ausgestiegen. Von hier war es nicht weit bis zum Stephansdom im innersten Stadtzentrum, um den herum sich ein Netz von Gassen erstreckte, das als erste Barriere bis an die alte Ringstraße reichte, die die Wiener Innenstadt wie ein riesiges C umschloss. Die offene Seite wurde von der Donau begrenzt. Sie war auf dem Stadtplan, den Mara an der Haltestelle eingehend studierte, als dicke blaue Linie eingetragen.
    Sie war in ihrer Jugend schon einmal in Wien gewesen. Sie war damals gerade in die Grundschule gekommen, und ihre sogenannten Eltern hatten beschlossen, eine Städtereise zu machen. Mara fragte sich, ob sie sich an die Stadt erinnerte oder nur an Fotos, die bei diesem Wienbesuch entstanden waren.
    Mara streiften Bilder von altertümlichen, dunklen Gebäuden, die Ehrfurcht einflößten, von Grünspan auf den kuppelförmigen Kupferdächern – als sei hier alles mit Mehltau überzogen. Doch jetzt war der Himmel blau, und obwohl die Gassen in der Altstadt recht eng waren, fand der Sonnenschein seinen Weg zwischen die Häuser und ließ die Fassaden leuchten.
    Vor dem Dom drängten sich die Touristen. Männer in Mozartkostümen mit roten Röcken, Schnallenschuhen und weißen Perücken verteilten Konzertprogramme. Auf der Längsseite der Kirche warteten Fiaker auf Gäste, die sich durch die historische Stadt kutschieren lassen wollten.
    Vielleicht war der Name »Haus der Musik« die Bezeichnung für eine Institution, in der Musik eine bestimmte Rolle spielte. Schon der Blick auf die Plakate, die in der Touristeninformation herumhingen, zeigte Mara, dass davon sehr viele in Wien existierten. Es gab den Musikverein, das Konzerthaus, die Oper, zusätzlich die Volksoper, ein Musicaltheater und außerdem Konzerte in Kirchen und an vielen anderen Orten. Es gab die Universität, die Hochschule für Musik und angewandte Kunst und eine städtische Musikschule.
    Wien war eine Stadt der Musik. Mozart, Haydn, Schubert, Beethoven, Brahms, Bruckner, Mahler, der Walzerkönig Strauß – sie alle hatten hier Spuren hinterlassen. Und ihre Porträts gehörten immer noch zum Stadtbild. Die Wohnungen dieser Komponisten waren Museen – etwa Mozarts Wohnung in der Altstadt oder Haydns Haus im Bezirk Mariahilf. War in einer solchen Stadt, deren Historie so eng mit der Musikgeschichte verbunden war, nicht jedes Haus ein Haus der Musik?
    Am Tresen der Touristeninformation erlebte Mara eine Überraschung.
    »Das Haus der Musik?«, sagte die Dame dort beflissen. »Das ist ganz in der Nähe.«
    »Ist es ein Konzertsaal?«, fragte Mara.
    »O nein, es ist ein recht neues Museum, das viele Aspekte der Musik präsentiert. Schauen Sie, ich erkläre Ihnen den Weg.« Damit zog sie einen Stadtplan heran und meinte, dass Mara nur am Stephansdom vorbeigehen musste. »Die Kärnterstraße hinunter, dann in die Annagasse. Seilerstätte heißt die Straße, schauen Sie – hier.«
    »Gibt es dort etwas zu sehen, das mit dem Neujahrskonzert zu tun hat?«, fragte Mara.
    »Aber ja. Die erste Etage ist der Geschichte der Wiener Philharmoniker gewidmet. Es gibt sogar ein kleines Kino, in dem Filme von Neujahrskonzerten gezeigt werden.«
    Mara erfuhr, dass das Museum noch bis zehn Uhr abends geöffnet hatte. Jetzt war es kurz nach halb sieben. Etwas später stand sie vor einer klassizistischen

Weitere Kostenlose Bücher