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Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Orpheus-Prophezeiung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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befürchtete Mara, ihn verloren zu haben, doch dann sah sie ihn zu einer Straßenbahn eilen. Sie folgte ihm, und sie bestiegen beide den Wagen und fuhren kurz darauf die Ringstraße entlang.
    »Schau, das Parlament«, sagte eine ältere Frau, einen Reiseführer in der Hand, die neben Mara in dem Gedränge stand. Sie trug den gleichen Rucksack wie ihr Mann, der nickte. Das Gebäude, das wie eine moderne hellgraue Akropolis mit griechischen Säulen und einem Fries voller Figuren am Giebel aussah, glitt vorüber. Eine große steinerne Rampe führte hinauf.
    Kurz darauf öffnete sich auf der linken Seite der Ringstraße ein Parkareal, hinter dem ein hochgerecktes, mit spitzem Dach nach oben strebendes Gebäude sichtbar wurde.
    »Das Rathaus«, erklärte die Frau. »Und gleich kommt die Universität.«
    Die Bahn bremste. An der Haltestelle stieg der Mann aus. Sie überquerten die breite Straße und tauchten in immer engere Gassen ein. Mehrmals kam Mara der Gedanke, dass sie sich im Kreis bewegten. Schließlich blieb er vor einem Laden mit grüner Markise und einer Glastür stehen. Ein großes Schild hing an der Tür. »Bin gleich zurück«, stand darauf. Drinnen war es dunkel. Als Mara an dem Laden ankam, öffnete ein junger Mann den Eingang und ließ sie und den Mann herein. Er spähte noch einmal die Straße entlang und schloss von innen ab.
    »Gehen wir nach hinten«, sagte er.
    Sie durchquerten den Verkaufsraum, den hohe Regale säumten, die mit Büchern aller Formate vollgestopft waren. Bücher füllten auch große Kartons, denen sie ausweichen mussten. Mit dickem Filzstift waren Preise aufgemalt: ein Euro, zwei Euro, drei Euro.
    Ein Geruchsgemisch aus vergilbtem Papier und Staub, verbunden mit dem Mief alter Teppiche drang Mara in die Nase. Der junge Mann, der sie hereingelassen hatte, zog einen dicken Vorhang zur Seite, der an großen Ringen befestigt war. Dort ging es in ein Hinterzimmer mit Regalen an den Wänden, die vor allem Aktenordner beherbergten. Aus einem hohen Milchglasfenster, hinter dem Gitterstäbe Schatten warfen, sickerte das letzte Licht des späten Tages auf einen Schreibtisch.
    »Willkommen«, sagte der junge Mann zu Mara und rückte einen Stuhl heran. Er setzte sich hinter den Schreibtisch. Der Geistliche blieb vor dem Vorhang stehen. Die dunkle Farbe seines Anzugs verschmolz fast mit dessen Stoff, sodass der unheimliche Eindruck entstand, sein Gesicht und sein weißer Kragenspiegel schwebten im Raum.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich es vermeide, Licht zu machen«, sagte der Mann. »Es ist besser, wenn niemand weiß, dass wir uns hier treffen.«
    »Ist einer von Ihnen Orpheus?«, fragte Mara.
    Der junge Mann und der Geistliche wechselten einen Blick, in dem Mara so etwas wie Belustigung bemerkte.
    »Mein Name ist Jakob Lechner«, sagte der junge Mann. »Mir gehört das Antiquariat.«
    Seltsam, dachte Mara. Sie hatte instinktiv gedacht, dass Antiquariate eher älteren Herren mit Strickjacke, Cordhose und randloser Brille gehörten, die in den Hinterzimmern über den Büchern brüteten und Pfeife rauchten. Dass ein Mann, der kaum älter war als sie selbst, so einen Laden besitzen könnte, kam ihr unrealistisch vor. Aber warum eigentlich?
    »Und dieser Herr hier«, fuhr Lechner fort, »ist Georg Wessely. Wir sind gemeinsam unter dem Namen Orpheus aufgetreten, um mit Ihnen zu kommunizieren.«
    »Und Sie wissen beide etwas über meine Familie?«
    »Einiges«, meldete sich nun Wessely. »Und über andere Dinge. Wir wissen, dass Sie Kontakt zu Deborah Fleur hatten, die für John Gritti gearbeitet hat. Und wir wissen, wie gefährlich sie ist.«
    »Allerdings«, sagte Mara.
    »Wir hätten es lieber gesehen, wenn Sie die Geige mit nach Wien gebracht hätten.«
    Mara lachte auf. »Na, ich hätte das auch lieber gesehen. Die Geige bedeutet mir sehr viel. Es war meine eigene Schuld … Ich habe mir den Schlüssel für das Schließfach stehlen lassen. Und als ich dann bemerkt habe, dass er weg war, war es viel zu spät. Jetzt habe ich Tamara verloren.«
    »Sie nennen sie Tamara?«, fragte Wessely. »Dann muss sie ja eine große Bedeutung für Sie haben. So hieß doch Ihre Mutter.«
    »Das wissen Sie auch?« Mara sah von ihm zu Lechner und wieder zurück. »Sie müssen mir helfen, mehr darüber herauszufinden. Oder mir zumindest alles sagen, was Sie wissen.«
    »Sagen Sie uns erst, welche Bedeutung die Violine für Sie hat«, sagte Lechner.
    »Welche Bedeutung? Aber das müsste Ihnen doch klar sein! Die

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