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Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Die Päpste: Herrscher über den Glauben - von Petrus bis Franziskus - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert F. Pötzl
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wurde, was er begonnen hatte und seine Nachfolger nur zögerlich weiterführten, der Ausgangspunkt für eines der ehrgeizigsten Bauprojekte der Renaissance. Und für eines der unübersichtlichsten: Bis heute streiten Wissenschaftler darüber, wer wann was genau entwarf, baute, verwarf, abriss.
    Bald nach Anbruch des 16. Jahrhunderts begann dann ein neues architektonisches Großprojekt, das die gesamte christliche Welt tangieren sollte. 1503 kam Giuliano della Rovere als Julius II. auf den Heiligen Stuhl, der längst ein Thron war. Seine Familie besaß keine Reichtümer, aber Macht: Sein Onkel war Papst Sixtus IV . gewesen, der zwei Kirchen und zwei Kapellen in überschaubarer Größe hatte bauen lassen, darunter die Sixtinische Kapelle im Palast des Vatikans.

Papst Julius II .
    (Gemälde von Raffael, um 1512)
    ALINARI /BRIDGEMANART.COM

Julius II. wünschte sich mehr, etwas Repräsentatives im antiken Maßstab. Er ließ sich als neuer Cäsar feiern, er wollte einer wehrhaften und siegreichen Kirche vorstehen, wie ein würdiger Nachfolger der Imperatoren. Sein Ruhm war ihm wichtig und ebenso sein Nachruhm. So rasch wie kein Papst zuvor kümmerte er sich um die Gestaltung der eigenen letzten Ruhestätte. Michelangelo Buonarroti (1475–1564), der junge, gefragte Bildhauer, sollte ihm ein imposantes Grabmal aus Carrara-Marmor erschaffen. Michelangelos Ideen zeigten: Der Papst hatte Sinn für Monumentalität in eigener Sache.
    Julius II. engagierte außerdem den Architekten Donato Bramante (1444–1514), damit dieser die Kirche am Vatikanshügel umbaue. Vor allem sollte Bramante wohl den 50 Jahre zuvor begonnenen Chor fertigstellen und für die Grabstätte herrichten. Die Erneuerung der Basilika – darauf hatte Julius II. , wie er selbst bekannte, schon gewartet, seit er zum Kardinal ernannt worden war.
    Bramante war einerseits der passende Mann: Antike Stilvorbilder regierten, zumal im Vatikan. Dieser Baumeister konnte Kirchen wie Tempel aussehen lassen. Seine Architektur ist von einer eleganten Schwere, die zum Ausdruck bringt, dass hier etwas unverrückbar ist. Alles, was er baute, schien wie für eine neue Ewigkeit gemacht. Andererseits ließ sich Bramante als echter Renaissance-Künstler nur schwer bändigen. Die Kulisse für die Kunst eines anderen liefern, noch dazu für die Kunst eines Mannes, der eine gute Generation jünger war, das widerstrebte seinem Künstlerstolz. Er wollte eigene Könnerschaft zelebrieren.
    Also schlug er alle möglichen Maßnahmen vor, die vor allem eines suggerierten: wie verlockend es wäre, die konstantinische Kirche abzureißen und Platz für eine neue Monumentalarchitektur zu schaffen. Der Papst war nicht abgeneigt, auch wenn er das Gegenteil bekundete und notieren ließ, man müsse das Geweihte über das Profane stellen.
    Bramante, der fürchtete, von Konkurrenten ausgestochen zu werden, entwickelte wie besessen immer neue Pläne, in Holz und auf Pergament. Nicht jeder Entwurf, nicht jede Überarbeitung ist erhalten geblieben. Seit Jahrhunderten ist umstritten, ob Bramante ursprünglich einen – sehr antikisch wirkenden – Zentralbau und erst später einen Kreuzgrundriss im Sinn hatte oder ob er sofort eine Mischform entwickelte.
    Schließlich entschieden sich Papst und Baumeister wohl für eine dreischiffige Anlage. Es wäre eine Art überdimensionale Gebäudeskulptur geworden, im Grunde die Steigerung einer Kirche. Die vorgesehenen Ausmaße waren mehr als gigantisch, sie waren atemberaubend. Zeitweise träumte Bramante von 50 Meter hohen Vierungspfeilern, also von Kuppelstützen in Hochhaushöhe. Die Kuppel selbst sollte ohnehin riesig werden: 44 Meter Durchmesser, wie das Pantheon. Die alte Basilika aber würde in einer solchen Architektur auf- und zugleich untergehen.
    Noch war der Prunk kaum mehr als eine bloße Phantasie, fixiert nur als Entwurf und als Bild auf einer Münze, die 1505 für die Grundsteinlegung am 18. April 1506 geprägt wurde. Auf der Medaille erkennen manche Fachleute die Westseite der neuen Kirche, eine Landschaft aus Türmen und Kuppeln; die Inschrift nennt sie den »Peterstempel«. In diesem Teil des Gebäudes wollte der Papst seine Juliuskapelle inklusive Grabmal unterbringen.
    Der ganze Wettbewerb mit der Antike, die ganze Triumphästhetik erwies sich allerdings als gefährlich. Denn die – bei Baubeginn schon gar nicht mehr gültigen – Pläne für die neue Kirche wurden von den Kritikern der päpstlichen Herrschaft als endgültiger Beweis der

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