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Die Päpstin

Titel: Die Päpstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auf und
     rannte ihm über das schneebedeckte Feld entgegen, und er zügelte das Pferd neben ihr, beugte sich im Sattel zur Seite, hob
     sie hoch und setzte sie vor sich auf den Pferderücken. Sie lehnte sich zurück, gab sich ganz dem wundervollen Gefühl hin,
     in seinen starken Armen zu liegen. Sie war in Sicherheit. Jetzt konnte ihr nichts mehr geschehen; Gerold würde sie beschützen.
     Gemeinsam ritten sie auf die schimmernden Türme von Villaris zu, und die |319| Schritte des Pferdes wurden raumgreifender, und sie schaukelten sanft im Sattel, schaukelten sanft wie auf Wogen …
    Plötzlich endete die Bewegung. Johanna schlug die Augen auf. Über dem Bootsrand sah sie Baumwipfel, die sich schwarz und unbewegt
     gegen einen dämmrigen Himmel abzeichneten. Das Boot war zum Stehen gekommen.
    Irgendwo über ihr erklang Stimmengemurmel, doch Johanna konnte die Worte nicht verstehen. Hände wurden ins Boot gestreckt
     und packten sie, hoben sie in die Höhe und ans Ufer. Verschwommen erinnerte Johanna sich: Sie durfte nicht zulassen, daß die
     Leute sich ihrer annahmen – nicht, solange sie krank war. Und die Fremden durften sie auf keinen Fall zurück nach Fulda bringen!
     Wild schlug Johanna um sich, strampelte, wand sich. Sie spürte, wie ihre Faust jemanden traf. Wie aus weiter Ferne hörte sie
     einen Fluch. Dann fühlte sie einen kurzen, scharfen Schmerz am Kiefer – und dann nichts mehr.
     
    Langsam stieg Johanna aus einem Meer aus Schwärze empor. In ihrem Kopf war ein hämmernder Schmerz, und ihre Kehle war so trocken,
     als wäre das Fleisch roh und wund. Sie fuhr sich mit der Zunge über die spröden Lippen und leckte die Blutstropfen auf, die
     aus der aufgeplatzten Haut drangen. In ihrem Unterkiefer wühlte ein dumpfer Schmerz. Sie stöhnte leise auf, als ihre Finger
     eine schmerzhafte Schwellung am Kinn ertasteten.
Woher habe ich das?
fragte sie sich benommen.
    Dann, drängender:
Wo bin ich?
    Sie lag auf einer weichen Federmatratze in einem Zimmer, das sie nie zuvor gesehen hatte. Der Zahl und Beschaffenheit der
     Möbel nach zu urteilen, mußte der Besitzer des Hauses wohlhabend sein. Da war nicht nur das große, weiche Bett, in dem Johanna
     lag – sie erblickte auch gepolsterte Sitzbänke; einen Stuhl mit hoher Lehne, auf dem Kissen lagen; einen langen Eßtisch; ein
     Schreibpult sowie mehrere Schränke, Truhen und Vitrinen, die mit kunstvollen Schnitzereien verziert waren. In der Nähe brannte
     ein Herdfeuer. Zwei frische Scheite waren erst vor kurzem auf die Glut gelegt worden; ihr würziger Duft breitete sich im Zimmer
     aus.
    Ein paar Meter entfernt stand eine rundliche junge Frau. Sie hatte Johanna den Rücken zugewandt und knetete Teig. Als sie
     fertig war, wischte sie sich an ihrer Tunika das Mehl von den Händen; dann fiel ihr Blick auf Johanna. Rasch ging sie |320| zur Tür und rief: »Mein Gemahl! Mein Gemahl! Komm schnell. Unser Gast ist erwacht!«
    Ein großer, schlaksiger junger Mann mit gesunder roter Gesichtsfarbe kam ins Zimmer gestürmt. »Wie geht es ihr? Was macht
     sie?« fragte er.
    Sie?
Johanna zuckte zusammen, als sie dieses Wort hörte. Sie schaute an sich hinunter und stellte fest, daß ihre Mönchskleidung
     verschwunden war; statt dessen trug sie eine Frauentunika aus weichem blauem Leinen.
    Sie wissen Bescheid.
    Johanna mühte sich, aus dem Bett zu steigen, doch ihre Glieder waren zu schwach; sie kamen ihr schwer wie Blei vor.
    »Ihr dürft Euch nicht anstrengen.« Sanft legte der junge Mann ihr die Hand auf die Schulter und drückte sie behutsam auf das
     Bett zurück. Er hatte ein freundliches, ehrliches Gesicht, und die Iris seiner großen runden Augen waren blau wie Kornblumen.
    Wer ist der Mann?
fragte sich Johanna.
Ob er Abt Rabanus und den anderen erzählt, daß ich eine Frau bin? Oder hat er es schon getan? Bin ich wirklich sein Gast,
     oder bin ich eine Gefangene?
    »Ich … habe Durst«, sagte sie mit krächzender Stimme.
    Der junge Mann tauchte einen Becher in einen Holzeimer, der neben dem Bett stand, füllte ihn randvoll mit Wasser, hielt ihn
     Johanna an die Lippen und achtete darauf, daß sie langsam und in kleinen Schlucken trank, doch Johanna packte den Becher und
     kippte ihn so, daß sie tiefe Züge nehmen konnte. Die kühle Flüssigkeit schmeckte köstlicher als alles, was sie jemals getrunken
     hatte.
    »Ihr dürft nicht so schnell trinken«, ermahnte der junge Mann sie. »Es ist gut eine Woche her, seit es uns gelungen ist, Euch
     ein paar

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