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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Zelle auf der Metallpritsche und starrte ins Leere.
    Ich blieb einen Moment stehen. Im dämmrigen Licht hätte ich in dem blassen Gesicht fast einen jüngeren Mann erkennen können. Eine Szene aus meiner Kindheit fiel mir ein: Frank, der mit großem Trara und einer Schachtel unter dem Arm nach Hause kam. Mom stand am Spülbecken. JM, Dave und ich saßen nach der Schule am Küchentisch und aßen eine Kleinigkeit. Ich war vielleicht neun.
    »Evelyn Kelly …« Mein Vater wirbelte Mom herum und redete wie der Moderator einer Spiele-Show. »Kommen Sie zu mir herunter!«
    Er präsentierte die Schachtel. Den Blick meiner Mutter, als sie die Schachtel öffnete, werde ich nie vergessen. Sie zog einen wundervollen Pelzmantel heraus. Frank legte ihn ihr über die Schultern und drehte sie herum wie eine Tänzerin. Sie war rot im Gesicht, schockiert, ihre Miene spiegelte irgendetwas zwischen Stolz und Unglauben.
    Mein Vater legte ihr die Hand in den Rücken wie beim Standardtanz und zwinkerte uns zu. »Wartet nur, was sich hinter dem Türchen Nummer drei befindet!« Mein Vater konnte einem Streifenpolizisten die Waffe abschwatzen, wenn er wollte.
    »Hey, Pop«, sprach ich ihn jetzt in seiner Zelle an.
    Mein Vater drehte sich zum Gitter. »Neddie«, grüßte er mich und zwinkerte.

    »Ich wusste nicht, was ich dir mitbringen sollte, also habe ich das hier für dich…«Ich zeigte ihm die Tüte mit KitKat und Hustenbonbons mit Kirschgeschmack. Meine Mutter brachte sie ihm jedes Mal mit, wenn sie ihn im Gefängnis besucht hatte.
    Frank setzte sich grinsend auf. »Ich habe deiner Mutter immer gesagt, dass ich eine Säge besser gebrauchen könnte.«
    »Ich hab’s versucht. Aber diese Metalldetektoren sind der totale Scheiß.«
    Er strich sein Haar glatt. »Ach, heutzutage ist alles anders.«
    Ich blickte ihn an. Er war mager und leicht gelb im Gesicht, aber er wirkte entspannt und ruhig.
    »Brauchst du was? Ich könnte vielleicht Sollie dazu bringen, dir einen Anwalt zu besorgen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Darum hat sich Georgie schon gekümmert. Ich weiß, dass du denkst, ich hätte alles verpatzt«, sagte er. »Aber ich musste es tun, Ned. Es gibt einen Kodex, auch unter Ärschen wie mir. Moretti hat ihn gebrochen. Er hat mein Fleisch und Blut umgebracht. Ein paar Dinge kann man nicht durchgehen lassen. Verstehst du das?«
    »Wenn du etwas für Dave hättest tun wollen, hättest du Dennis Stratton erschießen sollen. Er hat alles in Auftrag gegeben. Mit dem, was du getan hast, hast du uns unsere Chance verpatzt, ihn zu kriegen.«
    »Wieso habe ich dann das Gefühl, dass ich endlich was Gutes zu Stande gebracht habe?« Mein Vater lächelte. »Ich war jedenfalls immer nur eine kleine Nummer. Aber ich bin froh, dass du hier bist. Ich wollte dir nämlich noch was sagen.«
    Ich hielt mich an den Gitterstäben fest. »Ich dir auch.«
    Frank schenkte sich ein Glas Wasser ein. »Ich habe nie so richtig den Menschen in dir erkannt, der du eigentlich bist, oder? Nicht einmal, nachdem du in diesem Schulskandal entlastet wurdest, habe ich dir das gegeben, was du verdient hattest. Womit ich eigentlich sagen will, dass es mir Leid tut, dass
ich an dir gezweifelt habe. Du bist ein guter Junge - ein guter Mann.«
    »Hör mal, Pop. Wir müssen jetzt nicht darüber reden …«
    »Doch, das müssen wir«, widersprach mein Vater und bemühte sich aufzustehen. »Ich glaube, nach John Michaels Tod konnte ich mir die Wahrheit nicht eingestehen, dass ich es gewesen war, der ihn getötet hatte. Ein Teil in mir wollte sagen: Siehst du, meine Jungs sind genauso wie ich. Ganz die Kelly-Art. Tatsache ist, als du diese Stelle in Stoughton bekommen hattest, war ich mächtig stolz auf dich.«
    Ich nickte, um zu zeigen, dass ich verstanden hatte.
    »Neulich, zu Hause - das war der schlimmste Tag meines Lebens.« Mein Vater blickte mir in die Augen.
    »Daves Beerdigung.« Ich nickte und stieß die Luft aus. »Meiner auch.«
    »Ja.« Sein Blick wurde traurig. »Aber ich habe diesen Tag im Stadion gemeint. Als ich zugelassen habe, dass du einfach so gehst und den Kopf für etwas hinhältst, was ich getan habe. In dem Moment habe ich wohl gemerkt, wie sehr ich mein Leben verpfuscht habe. Wie groß du bist und wie klein ich geworden bin. Ach, was für ein Wichser ich immer gewesen bin. Eine Niete. Ganz im Gegensatz zu dir.«
    Frank schlurfte, etwas schwach auf den Beinen, zu mir herüber. »Das ist lange fällig, Ned, aber es tut mir Leid, mein Sohn. Mir tut es

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