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Die Palm-Beach-Verschwoerung

Titel: Die Palm-Beach-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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zweifelhafte - Gerüchte gegeben. Nichts war ans Tageslicht gekommen. In van Goghs Nachlass hatte sich kein Hinweis gefunden. Auch nicht bei den Bildern, die sein Bruder verkauft hatte. Oder van Goghs Mäzene, Tanguy oder Bonger.
    Einer der Kunstbände auf ihrem Schreibtisch zeigte auf dem Umschlag van Goghs Portrait von Dr. Gachet. Ellie zog ihn zu sich heran und betrachtete die Augen des Arztes - diese melancholischen, blauen Augen.
    Ein solches Bild wäre es wert, andere Menschen umzubringen, dachte sie.
    Und auf einmal war sich Ellie bewusst, dass sie mit den falschen Menschen redete, in die falschen Bücher blickte.
    Sie betrachtete sich van Goghs berühmtes Porträt.
    Sie hatte sich über das Leben des falschen Malers den Kopf zerbrochen.

96
    »Bist du bereit?« Ellie reichte mir das Telefon.
    Ich nickte und fühlte mich, als würde mir jemand eine Waffe in die Hand drücken, mit der ich jemanden umbringen sollte. Mein Mund war trocken wie Sand, aber das war egal. Ich hatte von diesem Augenblick geträumt, seit ich den Funkruf von Dee erhalten hatte und eine Stunde später Tess und meine Freunde tot gewesen waren.
    Ich sank auf einen von Sollies Terrassenstühlen. »Ja, ich bin bereit …«
    Ich wusste, dass Stratton mit mir reden würde. Ich stellte mir vor, dass sein Herz raste, sobald er hörte, wer dran war. Er war überzeugt, dass ich sein Bild hatte. Er hatte dafür getötet, und er gehörte mit Sicherheit zu den Menschen, die sich einbildeten, mit ihrem Instinkt immer richtig zu liegen. Ich tippte die Nummer ein und hörte den Rufton. Zurückgelehnt holte ich tief Luft. Eine Latino-Haushälterin meldete sich.
    »Dennis Stratton, bitte.«
    Nachdem ich ihr meinen Namen genannt hatte, holte sie Stratton an den Apparat. Ich sagte mir, dass alles ganz schnell vorbei sein würde. Ich hatte ein Versprechen gegeben. Meinem Bruder Dave. Und Mickey, Bobby, Barney und Dee.
    »Aha, der berühmte Ned Kelly«, begrüßte mich Stratton, als er endlich am Apparat war. »Schön, dass wir mal reden können. Was kann ich für Sie tun?«
    Ich hatte mich nie direkt mit ihm unterhalten. Ich wollte ihm keine Sekunde verlogener Scheiße gönnen. »Ich habe es, Stratton«, war alles, was ich sagte.
    »Sie haben was, Mr. Kelly?«
    »Ich habe das, wonach Sie suchen, Stratton. Sie hatten die ganze Zeit Recht. Ich habe den Gaume.«

    Es entstand eine Pause. Er schätzte ein, wie er reagieren sollte. Ob ich die Wahrheit sagte oder ihn verarschte. Ihn reinlegte.
    »Wo sind Sie, Mr. Kelly?«, fragte er.
    »Wo ich bin?« Ich schwieg. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Ich frage Sie, von wo aus Sie anrufen, Mr. Kelly. Ist das so kompliziert für Sie?«
    »Ich bin nah genug«, erwiderte ich. »Wichtig ist nur, dass ich Ihr Bild habe.«
    »Nah genug, hm? Warum testen wir das nicht einfach? Kennen Sie das Chuck & Harold’s?«
    »Natürlich«, antwortete ich und blickte nervös zu Ellie hin. Das war alles nicht vorgesehen. Das Chuck & Harold’s war eine Kneipe in Palm Beach, in der jeder jeden beobachtete.
    »Dort gibt es ein Münztelefon. In der Nähe der Herrentoilette. Ich werde dort, sagen wir, in genau vier Minuten anrufen. Und ich meine genau vier Minuten, Mr. Kelly. Sind Sie wirklich ›nah genug‹? Sorgen Sie dafür, dass Sie dort sind, um abzuheben, wenn es klingelt. Nur Sie und ich.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, sagte ich mit Blick auf meine Uhr.
    »Dann würde ich losflitzen, Mr. Kelly. Jetzt sind es noch drei Minuten und fünfzig Sekunden. Die Zeit läuft. Ich würde den Anruf nicht verpassen, wenn ich jemals wieder über diese Angelegenheit reden wollte.«
    Ich drückte die Austaste und schaute Ellie an.
    »Los!«, sagte sie.
    Ich raste durchs Haus zum Vordereingang und sprang in Ellies Dienstwagen. Sie und die beiden FBI-Agenten rannten mir hinterher und setzten sich in ein anderes Auto. Ich legte den Rückwärtsgang ein, jagte durchs Tor und in einem großen Bogen und mit quietschenden Reifen auf die County Road. Die sechs oder sieben Straßenblocks bis zum Poinciana Square raste ich, so schnell ich konnte. Mit fast siebzig Sachen bog ich
um die Kurve und hielt, wieder mit quietschenden Reifen, direkt vor der Kneipe.
    Ich blickte auf meine Uhr. Haargenau vier Minuten. Ich kannte den Weg zur Herrentoilette. Ich hatte mich oft an der Bar herumgetrieben. Genau in dem Moment, als ich das Telefon erreichte, begann es zu klingeln. »Stratton?«, fragte ich.
    »Ich sehe, auf Sie kann man sich verlassen«, sagte er,

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