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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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zertrat die nicht allzu dicke Eisdecke. Dann schälte er die losen Eisplatten weg und platschte mit der Hand flach auf das Wasser. »Mildred? Hörst du mich?«
    Ich wusste, dass mein Mund weit offen stand. Und ich wusste, dass ich aussehen musste wie ein Idiot, aber ich konnte nicht anders. Vor allem nicht, als aus diesem Wasser heraus Blasen aufstiegen, denen ein flachsfarbener Schopf folgte. Zu guter Letzt kam eine wunderschöne Blondine mit wallenden Locken (die − was dem Ganzen die Krone aufsetzte − trocken waren) und nur mit einem Leopardenbikini-Oberteil bekleidet heraus. Nun ja, nicht ganz heraus. Sie reckte nur ihren Oberkörper aus dem Wasser.
    »Hey, Lee. Lange nicht gesehen«, sagte sie in von Cockney durchtränktem Englisch. »Du siehst gut aus. Die Frisur steht dir. Wie dieser Schauspieler. Der, der den Vampir spielt. Du weißt schon.«
    Lee ging in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sprechen. »Das habe ich in letzter Zeit öfter zu hören bekommen«, sagte er lachend und erwiderte ihre Umarmung. »Hör mal, Mildred. Kannst du mir und meiner Freundin ein paar Klamotten besorgen?«
    Jetzt sah sie zu mir und anscheinend sah ich wirklich ziemlich blöd aus, denn sie lachte laut auf. Ihr Lachen schreckte ein paar Krähen auf dem nahen Feld auf, die schimpfend wegflogen.
    »Sei leise«, mahnte sie Lee. »Wir dürfen so nicht entdeckt werden."
    Sofort wurde die Blonde ernst. »Schon klar. Wie seid ihr überhaupt hierhergekommen? Das ist das achte Jahrhundert.«
    »Keine Ahnung«, log Lee, ohne einen Blick auf mich zu werfen. »Ich bin auch nicht wirklich vorbereitet. Falls du irgendwas herausfindest, wäre ich dir dankbar. Oh, und vielleicht kannst du moderne, warme Unterwäsche besorgen. Ich glaube, die Kälte bekommt Felicity nicht so gut.«
    Mildreds Kopf schwang ruckartig zu mir. »Lee, sie ist ein
Mensch

    »Ich sagte ja schon: Alles etwas kompliziert.«
    Die Wasserfrau starrte mich noch immer an. »Nymphe«, sagte sie, als widerspräche sie jemandem.
    »Bitte?«, fragte Lee verwirrt.
    »Ich bin eine Nymphe, keine Wasserfrau«, korrigierte sie und sah mir weiter in die Augen.
    Oha. Auch sie konnte Gedanken lesen.
    »Ich bin gleich wieder da.« Mildred verschwand und Lee erhob sich und kam zu mir.
    »Alles klar?«
    Ich sah ihn fassungslos an. »Mildred?«
    »Eigentlich heißt sie Juturna, aber sie findet Mildred moderner.« Er zwinkerte. »Sie mag Krimiserien aus den Achtzigern und hat sich nach einer der Figuren benannt.«
    O. Mein. Gott.
    Zeitagenten. Elfen. Nymphen, die sich nach Filmfiguren benennen. Was kam als nächstes?
    »Hier. Felldecken, karierte Hosen, Tuniken sowie Schurwoll-Unterhosen und –hemden für das zarte Menschlein.« Mildred war wieder aus dem Wasser aufgetaucht. Ihre Augen waren so grün wie Blätter im Frühling. Sie musterten mich neugierig.
    Lee nahm ihr die Sachen ab und drückte mir ein paar davon in die Hand. Obendrauf lag eine dicke, gestrickte Unterhose: Modell Omas Nierenwärmer. Ich starrte entgeistert darauf. Und Lee hatte sie gesehen. Sein Grinsen war breit.
    »Und wo soll ich mich umziehen?« Meine Stimme klang ziemlich belegt. Eine furchtbar peinliche Situation.
    »Dort drüben hinter dem Baum? Der ist ziemlich dick.«
    Ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
    »Was für Superkräfte habt ihr Elfen sonst noch? Könnt ihr durch Wände oder Bäume gucken? Dann können wir uns das Theater sparen.«
    Mildred lachte. »Lee, ich glaube fast, du hast jemanden gefunden, der zu dir passt. Geh hinter den Baum, Felicity, ich passe auf, dass er nicht spannt.«
    Ich ging zu dem Baum und betrachtete die Klamotten. Grob gewebte Stoffe in Karo-Muster. Nicht gefüttert. Kein Fell. Es war Winter! Hatten unsere beiden Naturgeister das überhaupt registriert? Mir war jetzt schon so kalt, als hätte ich die Nacht in einem Kühlschrank verbracht. Aber die Nacht stand erst bevor. Ich packte das Kleid oder die Tunika, oder was immer es war, an den Schultern und hielt es vor mich. Karl Lagerfeld wäre vermutlich lieber erfroren, als sich einen solchen Sack überzuwerfen. Unförmig und gerade geschnitten. Zumindest brauchte ich keine Bedenken zu haben, es könnte zu eng sein. Im Gegenteil.
    Mir kam eine Idee.
    Lee lehnte leger an einer Weide und unterhielt sich mit der halbnackten Mildred wie mit einer guten Bekannten. Einer sehr guten Bekannten. Und die Nymphe warf ihm immer wieder kokette Blicke zu, lachte schon mal ein wenig lauter und strich sich ihre vollen, langen blonden

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