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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Arm hoch bis in meinen Kiefer gezogen. Die Zahnschmerzen setzten mit voller Wucht ein. Mir wurde übel. Jetzt wusste ich, ich würde es nicht durchhalten.
    Kurz vorm Ticketschalter tippte ich Ruby auf die Schulter. »Ich muss heim«, erklärte ich ihr leise, damit die anderen nichts hörten. »Ich habe schreckliche Zahnschmerzen und halte den Film nicht durch. Entschuldige mich bei den anderen, ja?«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, drängelte ich mich durch die Menschen Richtung Ausgang, als mich jemand festhielt. Ich spürte ein Kribbeln durch meine gefütterte Jacke und wusste sofort, wer es war.
    »Ich habe dir schon die ganze Zeit angesehen, dass was nicht stimmt«, sagte Lee. »Warum sagst du nicht, dass du Schmerzen hast?«
    »Was hätte das geholfen? Ich brauche ein paar Tabletten, dann wird es wieder.«
    »Wird es nicht«, widersprach er. »Ruby sagte, du hättest schon seit heute Morgen Schmerzen und wärst so reizbar wie ein Stier in der Arena. Du brauchst einen Zahnarzt.«
    »Nein, ich brauche Ruhe, zwei Tabletten und Schlaf«, sagte ich so fest ich konnte.
    »Hast du Angst vorm Zahnarzt oder vor seiner Rechnung?«, wollte er unumwunden wissen.
    »Ich muss nicht zum Zahnarzt«, log ich. »Ich gehe heim. Ich habe nur die Tabletten zu Hause vergessen. Mein Fehler. Wenn ich sie dabeihätte …«
    »Vielleicht kann ich dir helfen …«
    »NEIN!« Ich riss mich los und machte einen Schritt zurück, nur um einen breitschultrigen, kahlköpfigen Mann anzurempeln. Er sah finster auf mich herunter und ich entschuldigte mich tausendfach.
    Lee warf dem Typen nur einen Blick zu. Ein dumpfes Grollen ertönte. Sofort wandte der Riese sich kleinlaut ab und stellte sich wieder in der Reihe an. Am liebsten hätte ich mich auch verkrümelt. Lee
war
unheimlich.
    Er zog mich am Arm zurück auf den Leicester Square. »Zeig mir den Zahn. Ich kann dir bestimmt helfen.«
    Ich tippte an meine Stirn. »Ich werde bestimmt nicht hier auf dem Platz meinen Mund aufreißen. Mach dir keine Sorgen. Ich fahre jetzt heim, nehme eine Tablette und morgen ist wieder alles im Lot …«
    Weiter kam ich nicht. Denn während ich sprach, pustete mir Lee ganz sanft in den Mund. Ich schmeckte Nelken, Salbei, Minze und Salmiak. Es kitzelte, mein Mund war einen Augenblick lang betäubt, ich konnte nicht einmal meine Zunge bewegen. Aber das dauerte höchstens eine Viertelsekunde, dann wich die Taubheit. Alles prickelte. Wie ein Arm, der eingeschlafen ist und bei dem die Blutzirkulation wieder einsetzt. Dann fühlte sich mein Mund frisch und sauber an. Als hätte ich die Zähne geputzt und mit Mundwasser gespült. Aber seit ich die Zahnspange hatte, hatte es sich nicht mehr so sauber angefühlt.
    Und meine Zahnschmerzen waren weg.
    Weggeblasen?
    Was zum Teufel hatte er gemacht?
    Er pustete mir in den Mund und meine Schmerzen verschwanden?
    Ich wich einen Schritt zurück. Lee sah auf einmal recht unbehaglich aus.
    »Hör mal, Felicity, es ist nicht …«
    »Was? Nicht das, was ich denke?«, unterbrach ich ihn. Mein Herz trommelte ängstlich. Kalter Schweiß begann meinen Rücken hinunter zu laufen. »Soll ich dir sagen, was ich denke? Ich hatte Zahnschmerzen und du hast sie
weggepustet
. Und jetzt erzähl mir nicht, ich hätte mir das eingebildet. Ich habe mir auch nicht eingebildet, dass du andere Leute manipulieren kannst. Oder dass du mit mir sprichst, ohne deinen Mund zu bewegen. Was bist du? Ein Hypnotiseur?«
    Lee starrte mich an. Ich konnte erkennen, dass er nach einer Ausrede oder Lüge suchte.
    »Weißt du was? Lass es!«, fauchte ich. »Und bitte: Halt dich fern von mir.«
    Ich drehte mich um und ging. Ich hatte tatsächlich Angst vor ihm.

UNHEIMLICH

    Beinahe die ganze Nacht hatte ich wachgelegen und überlegt, was da vorgefallen war. Meine Zahnschmerzen waren weg. Lee war wieder da. Erst gegen vier war ich in einen unruhigen Schlaf gefallen. Ich hatte einen seltsamen Traum gehabt. Von einem Mann mit nacktem Oberkörper. Er stand mit dem Rücken zu mir und entlang seiner Schulterblätter verliefen jeweils zehn Zentimeter dunkle, unförmige Warzen, die aussahen wie die so genannten Kastanien bei Pferden oben an der Beininnenseite. Als er den Kopf wandte, kam Rauch aus seinen Nasenlöchern. Ich erwachte müder als ich eingeschlafen war.
    Tagsüber half ich Mum im Pub und konnte zum Glück schon um acht Uhr nach Hause. Todmüde fiel ich ins Bett. Diese Nacht schlief ich gut. Keine Träume, keine Visionen. Dadurch war ich früh auf, hatte geduscht

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