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Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)

Titel: Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Regnier
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Überlegungen.
    Ich zuckte die Schultern. »Was sollte ich denn tun?«
    »Kontern. Schlag zurück.«
    Ich schnaubte. »Eine falsche Bemerkung und ich fliege von der Schule. Cynthia und ihre Spießgesellen würden aussagen, ich hätte den Streit angefangen, und rate mal, wem die Lehrer mehr Glauben schenken? Einer Gruppe angesehener Schüler aus Diplomatenkreisen und Managerfamilien oder einer kleinen Alkoholikerin, deren Mutter noch nie bei einem Elternabend anwesend war?«
    »Du trinkst nicht«, widersprach er hart.
    »Du und meine Freunde, ihr wisst das. Aber die Lehrer riechen oft genug meine verrauchten Klamotten. Auch wenn Rauchen im Lokal verboten ist, aus dem Pub meiner Mutter bekommst du den Qualm nicht mehr raus.« Ich starrte ihn wütend an. Wütend, weil er Dinge aufrollte, die ich sorgsam verbarg. Wütend, weil er mich daran erinnerte, wie unzulänglich meine Herkunft war. Wütend, weil … ach, weil es ihn nichts anging, nur mich. Wer war er schon? Ein Schönling, der sich in mein Leben einmischte. Ein Fremder! Ein unheimlicher Fremder, der Schmerzen wegpustete.
    Sein Blick flackerte kurz. Im selben Moment ertönten hinter uns Stimmen.
    »Du blöde Kuh!«, giftete Cynthia. »Nur weil du in David Beckham verschossen bist, habe ich jetzt die Loser bei uns zu Hause. Mum wird ausflippen. Man weiß ja, woher die stammen.«
    Cynthia hatte uns sofort entdeckt. Während sie den letzten Satz geäußert hatte, hatte sie mir direkt in die Augen geschaut.
    Ich schluckte, aber ehe ich etwas sagen konnte, machte Lee eine Bewegung auf Cynthia zu. Reflexartig hielt ich seinen Arm fest, obwohl es wieder schmerzte. Er wirkte wie eine Raubkatze, die zum Sprung ansetzt. Sein Kiefer war nach vorn geschoben und ein leichtes Zittern durchfuhr seinen Körper. Alles an ihm strahlte Gefahr und Bedrohung aus. Ich war mir durchaus bewusst, dass ich ihn nicht zurückhalten könnte, wenn er sich losreißen sollte.
    Cynthia, Felicity, Jack und Ava blickten wie erstarrt auf Lee. Ich konnte ihre Angst bis hierher riechen – ich hatte selber Angst. Ich verstärkte den Druck meiner Hand. Seine Haut wurde an der Stelle, wo ich ihn festhielt, heiß. Ein paar Grad mehr und meine Hand würde mit seinem Arm verschmelzen. Trotzdem ließ ich nicht los.
    »Komm«, sagte ich leise und ergriff seine Hand. »Wir müssen noch unsere Biosachen aus dem Spind holen.«
    Es dauerte zehn Sekunden, bis er endlich reagierte. Er hielt meine Hand noch immer fest, als ich ihn mit mir zog. Ich warf einen Blick zurück und sah, dass der Star Club uns mit weit aufgerissenen Augen nachschaute.
    »Tut mir leid.«
    Ich hatte Lee in den Putzmittelraum gezerrt, den erstbesten Ort, der mir eingefallen war. Jetzt saß er auf ein paar gestapelten Kisten und sah mich zerknirscht an.
    »Ich wollte nicht, dass du mich so siehst.«
    »Herrgott, du bist echt beängstigend«, sagte ich. Mein Herz klopfte wie wild. Nicht, weil ich mich mit einem attraktiven Typen in einer einsamen, schwach beleuchteten Besenkammer befand, sondern wirklich vor Angst. Er war tatsächlich gefährlich. Er war kurz davor gewesen Cynthia zu zerfetzen. »Was bringt man euch in Amerika auf den Schulen bei?«, fragte ich atemlos. So langsam setzte der Schock ein. Meine Beine wurden zittrig. Ich glitt an der Tür hinunter und ließ mich auf dem Boden nieder.
    Sofort wurde Lee wachsam. »O Fay, bitte. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ehrlich. Ich war nur so furchtbar wütend.«
    »Das hat man gemerkt.«
    Er lächelte leicht. »Normalerweise raste ich nicht so schnell aus«, fuhr er fort. »Eigentlich bin ich recht friedliebend und vermeide Streitereien. Aber so abscheuliches Verhalten ist für mich seit jeher ein rotes Tuch. Und dann ausgerechnet …« Er brach ab und musterte mich eindringlich.
    Ich unterdrückte ein Schaudern. Was hatte er sagen wollen? Ausgerechnet bei mir? Wenn er das hatte sagen wollen, war es besser, es blieb unausgesprochen. Weshalb sollte er meinetwegen so fühlen?
    Mit einer geschmeidigen Bewegung stand er auf und machte einen Schritt auf mich zu. Ich zuckte zurück und presste mich an die Tür.
    Lee starrte mich schockiert an. »Felicity …«, murmelte er und seine Stimme klang rau.
    Ich hatte mich wieder im Griff. Er sich auch, wie es aussah. Also rappelte ich mich umständlich auf. »Gehen wir. Miss Greenacre wird schon warten.«
    Als wir zu unseren Schließfächern gingen, sagte Lee leise zu mir: »Ich werde dir beweisen, dass du dich nicht vor mir fürchten musst.

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