Die Pan-Trilogie, Band 1: Das geheime Vermächtnis des Pan (German Edition)
wirklich ein paar Jahre in Amerika gelebt und war mit ihm zusammen auf der Schule. Flo ist gebürtige Texanerin und war einige Jahre seine Maskenbildnerin.«
»Ha! Du hast schon wieder meine Gedanken gelesen«, warf ich ihm vor.
»Entschuldige. Aber die waren schwer zu übersehen.« Er lächelte mich ein wenig schief an.
Ob er wusste, wie sexy das wirkte?
»Ehrlich? Sexy? Nein, wusste ich nicht.«
Ich stöhnte und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
»Ruf Flo an, sie soll hierher kommen. Ich dusche und mache uns was zu Essen.« Lee erhob sich und suchte ein paar frische Klamotten aus seinem Kleiderschrank.
»Konntest du wirklich von Anfang an alles lesen, was ich dachte?«, hakte ich noch einmal verzweifelt nach.
»Wenn du mir in die Augen gesehen hast, ja.«
Wie peinlich. Wie beschämend! Ob der Trick mit der Alufolie auf dem Kopf wirkte?
Lee grinste leicht. »Nein. Tut er nicht. Ich gehe jetzt duschen.«
»Und wann erzählst du mir von deinem Geheimnis?«, fragte ich, während ich nach meinem Handy in der Hosentasche fischte.
»Du erfährst es. Versprochen, Fay. Aber jetzt noch nicht.« Damit verschwand er die Treppe nach unten.
Ich musste mich wohl oder übel mit dieser seltsamen Aussage zufrieden geben. Dennoch ließ es mir keine Ruhe. Wieso konnte er Gedanken lesen?
Florence war eine Stunde später da. Sie setzte sich unaufgefordert zu uns an den Esszimmertisch und steckte sich eine Zigarette an.
»Hier wird nicht geraucht«, sagte Lee streng.
»Ich dachte, ihr seid nicht zusammen«, sagte Flo und ignorierte Lee. Er nahm ihr kurzerhand die Zigarette ab und warf sie in den Kamin.
Florence zog einen Schmollmund. »Prüde Engländer. Schales Bier, scheußliches Essen und nicht einmal anständigen Kaffee bekommt man in diesem Land. Pfui.«
»Wenn ich dir Modell stehen soll, kann ich auch was verlangen«, meinte Lee und grinste mit hochgezogenen Brauen.
Flo rollte die Augen und erhob sich. »Alors, komm, Chérie. Was ziehst du an?«
»Äh …« Mist. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Davon abgesehen war es um meine Garderobe auch nicht so toll bestellt.
»Jeans, T-Shirt, Weste?« schlug ich vor.
Florence schnaubte wie ein Pferd. »Wo bin ich hier? Bei den Hillbillys? Lee, besorg ihr was.«
Na, das konnte ja heiter werden. Lee besorgte mir ein Outfit für ein Date mit einem anderen Kerl. Ich grinste in seine Richtung. Er seufzte ergeben.
»Kein Problem. Ihr könnt schon loslegen. Fay weiß, wo alles ist.«
Ach ja? Seit wann?
Florence sah mich durchdringend an. Aber Lee war schon verschwunden und ein paar Sekunden später hörten wir die Haustür ins Schloss fallen.
»Weißt du, Chérie, ich habe ja viele Jahre in Frankreich gelebt, aber euer Verhältnis ist selbst mir suspekt.«
Eineinhalb Stunden später sah ich in den Spiegel, mehr als zufrieden. »Flo, du bist eine Göttin. Und Lee, danke. Danach hätte ich wahrscheinlich nie gegriffen, aber es sieht toll aus.«
Florence begutachtete zufrieden ihr Werk. Sie hatte meine Haare ein wenig in Form geschnitten (nicht zu viel, das mochte Lee nicht, wie sie erneut betont hatte), geföhnt und hochgesteckt. Dabei hatte sie mir so viele Tipps gegeben, die ich selber zu Hause beherzigen könnte, aber ich konnte mir nicht einmal die Hälfte merken. Lee war vor einer Viertelstunde mit drei gewaltigen Tüten von Harrods zurückgekommen. Darin enthalten waren Röhrenjeans, eines dieser modernen blousonähnlichen Shirts in dunklem Lila, eine kurze taillierte schwarze Lederjacke und schwarze Stiefel mit hohen Absätzen. Sogar an Schmuck hatte er gedacht − Modeschmuck in Form von Kette, Armreif und passenden Ohrringen.
»Wow! Woher wusstest du, dass mir das steht?«, fragte ich, als ich mich verblüfft vor seinem riesigen Spiegel drehte.
»Ich habe mir einfach vorgestellt, worin ich dich gerne mal sehen würde.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. »Bei meinen Rundungen war das ziemlich gewagt.«
»Blödsinn, Fay. Du hast wenigstens eine Figur. Felicity Stratton hat nämlich keine.«
»Dann hätte ich auch gerne keine«, seufzte ich und dachte an Felicitys schlanke Taille und die endlosen Beine.
»Pfff«, machte Florence hinter mir. »Du bist eine Frau mit
Charakter
. Ist nicht jede!«
Ich lächelte ihr dankbar zu. Dank ihrem Styling und dem Makeup, das sie mir auch noch verpasst hatte, wirkte ich sogar etwas größer und schlanker.
Lees Gesicht, als er mich sah, war allerdings finster. Als würde es ihm nicht passen, dass
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