Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
die zweite in meinem Schloss einfach ein Buch, das schrieb, was ich ihm diktierte. Nichts anderes.«
Er beugte sich über mich und ich rutschte so dicht wie möglich an die Wand. Ich roch seinen Duft: Veilchen. Genau wie Lee manchmal. Das machte die ganze Situation mehr als irreführend.
»Mit dieser Erwähnung änderte sich alles und meine Hoffnung kehrte zurück. Du warst die einzige und direkte Nachkommin Fafnirs. Bedenke, was das für dich bedeutet. Was du bewerkstelligen kannst.« Seine Augen funkelten triumphierend.
»Wir beide, du und ich, wären in der Lage, das Elfenreich übermächtig zu machen. Mit dir an meiner Seite und den Insignien der Anderwelt, dem Vermächtnis Pans und Fafnirs, könnte uns nie wieder jemand etwas anhaben. Alle Ressourcen dieser Welt sind irgendwann aufgebraucht. Aber nicht mit den Insignien.«
Hörte er sich eigentlich selbst zu? Hörte er, was er da sagte? Oberon sah mich in diesem Augenblick zum Glück nicht an, denn in meinen Gedanken erschien gerade Charlie Chaplin als Diktator, mit einer Weltkugel spielend.
»Ich musste nur nach dir suchen. Du bist der Schlüssel zu diesem Reich. Ich habe über zweihundert Jahre gebraucht, bis ich das Ei gefunden habe und noch einmal hundertzwanzig, bis ich wusste, wie man es zum Ausbrüten bringt. Und als ich wegen einer dringenden Angelegenheit zurück in die Anderwelt musste, ging alles daneben, was ich seit Jahren vorbereitet hatte.«
Ich schluckte.
Oberons Augen schossen Blitze. »Das Buch, das ich geschrieben habe, fing an sich zu verselbstständigen. Es begann von allein alte Weissagungen zu wiederholen und neue hinzuzufügen. Meine sorgfältige Planung lief aus dem Ruder. Vor den Augen des Merlin und des Kronrats berichtete es von dir und deiner Geburt und ich konnte nicht mehr eingreifen. Als ich endlich die Stelle aufsuchte, an der ich dich zurückgelassen hatte, zeugte nur noch die zerbrochene Eierschale von dir. Ich vernichtete sie. Ich dachte, ich hätte sie komplett beseitigt, aber ich habe es nie überprüft. Das war ein Fehler gewesen. Das Stück, das Lee uns vorlegte, musste dieser alte Mann, der sich als dein Großvater ausgegeben hatte, entwendet haben.«
Ich setzte mich aufrechter hin. Jetzt wurde es richtig interessant.
»Du wurdest von diesem alten Mann im Wald gefunden. Ich hatte nicht bedacht, dass ein Mensch so tief dort eindringen würde. Die meisten Anwohner mieden die Elfenhaine intuitiv. Zwar wusste ich immer, wo du warst, aber ich konnte dich nicht einmal entführen, ohne dass es in dem von mir geschaffenen Buch aufgeführt worden wäre. Seit deinem Ausbrüten gerieten meine Pläne in Gefahr. Und die Insignien waren noch immer verschwunden.« Oberon hatte seinen unruhigen Gang wieder aufgenommen.
»Wie kam das Stück Eierschale zum Urquhardt Castle?«, fragte ich, als ich mich entsann, dass Ciaran es dort in der Hand des zweiten toten Wachmanns gefunden hatte.
Der Elfenkönig sah mich an. »Sehr unglücklich, dass ausgerechnet Monahan es fand. Er war ein guter Wachmann gewesen. Zu gut. Er hatte das Stück Schale schon bei Connor gefunden und der war im Bodmin Moor darauf gestoßen. Den Schwingungen nach, hatte es in der Nähe einer der Insignien gelegen. Ich musste leider dafür sorgen, dass Monahan die Schale nicht weitergab. Das hätte den Kronrat vielleicht auf die richtige Spur gebracht. Auf den wahren Erben Pans, dich.«
Hieß das etwa …? Ich sah ihm entsetzt in die Augen.
Oberon nickte. »Ja, ich musste Monahan … na ja … unschädlich machen. Er stellte eine neue Gefahr dar. Eine Gefahr für die Zukunft, die ich mir für mein Reich ausgemalt hatte. Dummerweise war das alles umsonst gewesen, denn er hatte die Eierschale gar nicht bei sich. Um nicht entdeckt zu werden, legte ich eine Drachenkralle neben ihn, eine gute Ablenkung.«
Er hatte seine eigenen Leute umgebracht. Und ich hatte Eamon verdächtigt. Alles war ganz anders gewesen als gedacht. »Was war mit den beiden anderen Wachmännern? Wer hat den im Bodmin Moor getötet? Und wer war für die Vergiftung in Böhmen verantwortlich?«, hakte ich nach.
»Das war ich nicht. Die Drachen waren dichter an dir dran als gedacht.«
»Ich stand aber nicht ständig im Buch der Prophezeiung«, überlegte ich weiter. »Als ich die Anderwelt zum ersten Mal betrat, war mein Name verschwunden. Eamon hat es mir erzählt.«
Oberon holte tief Luft. »Ich probierte damals etwas anderes aus, um an die Insignien zu kommen. Ich diktierte dem Buch der
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