Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
öffnete die Augen und lächelte Eamon an. Mein Danke blieb mir im Hals stecken, als ich Lee hinter ihm stehen sah.
»Hallo, Cousin«, sagte Eamon, obwohl er noch immer mir ins Gesicht blickte.
»Hallo, Eamon«, sagte Lee und kam näher. »Was tust du hier?«, wiederholte er meine Frage. Deirdre war etwas näher gekommen. Lee ignorierte sie.
»Ich habe gerade unserer Prophezeiten das Leben gerettet. Wo warst du?«
Lee sah zu Deirdre, die jetzt ein wenig im Wasser wippte, fast, als wäre sie aufgeregt und würde von einem Bein aufs andere treten. »Vielleicht bist du gar nicht verlobt, Lee.« Auf einmal war ihre Stimme wieder rau und schmachtend. »Bei Eamon gibt es wohl ebenfalls eine Verbindung. Beide haben gezuckt, als sie sich berührten.«
Lee schluckte. »Du fühlst es auch?« Die Frage war nicht an mich gerichtet. Eamon nickte. Lee schien alles andere als glücklich darüber. »Wieso?«, fragte er.
Eamon zuckte die Schultern. »Ich habe nur eine Vermutung. Du weißt, dass es niemanden gibt, der uns Genaues darüber sagen kann.«
»Wovon sprecht ihr?«, warf ich ein.
»Das Buch der Prophezeiung war immer äußerst vage, was den Gefährten anging«, sagte Eamon an Lee gewandt, ohne meinen Einwurf zu beachten.
»Sprecht ihr von dem elektrischen Impuls? Was genau hat es damit auf sich?«, fragte ich hellhörig.
»Es wurde nur vorhergesagt, ein illegitimer Sohn aus dem Königshaus wäre der Begleiter der Auserwählten. Daher ging man stets von dir aus«, fuhr Eamon ungerührt fort.
Ich sah von Eamon zu Lee und wieder zurück. Gefährte. Königshaus. Illegitim.
Lee schaute Eamon lange an und sagte dann: »Nivaine …«
Ich konnte genau erkennen, wie schmerzhaft der Name für Eamon war. »Wer ist Nivaine?«, fragte ich vorsichtig, obwohl ich die Antwort ahnte.
»Zumindest spüre ich das gleiche wie du, wenn ich sie berühre«, sagte Eamon. »Das wirft ein paar Fragen auf.«
»Die SIE gern beantwortet hätte«, sagte ich und fasste beide gleichzeitig am Unterarm an. Der Stromschlag warf uns alle drei zurück. Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit. Sie funkelten mich wütend an.
Aus den Augenwinkeln sah ich Deirdres große Augen. Sogar ihr Mund stand offen.
Eamon schien es auch zu registrieren und wandte sich zu ihr um. »Wenn du irgendjemandem ein Wort hiervon erzählen solltest, werde ich dafür sorgen, dass nur noch drei Nymphen für uns tätig sind.«
Deirdre wurde bleich. Es machte leise Plitsch und sie war verschwunden.
Eamons Worte durfte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Seine Autorität war im Moment wieder so groß, dass ich nicht wenig Respekt vor ihm hatte. Sogar Lee wirkte eingeschüchtert.
»Jetzt zu dir.« Eamon drehte sich zu mir um und ich wich vor seinem stechenden Blick zurück. »Ich will nie wieder einen solchen Schlag von dir erhalten, haben wir uns verstanden? Du hast anscheinend schon herausgefunden, wann der elektrische Schlag besonders stark ist. Also probier das nie wieder an mir aus.«
Ich nickte verwirrt.
»Dann wäre das geklärt. Nun zu deiner Frage: Normalerweise spürt man diesen Impuls nur bei Personen, die mit einem verbunden sind. Inwieweit du und ich verbunden sind, ist fraglich.« Er hob den Kopf und horchte. »Der Räuberhauptmann ist wieder hierher unterwegs. Ich muss gehen.«
»Nur eins noch!«, hielt Lee ihn zurück. »In welchem Jahr befinden wir uns und gibt es einen Hinweis auf die Aufgabe?«
»Ihr seid im Jahr 1193. Ich weiß nicht, worum es geht. Für diesen Auftrag bin ich nicht zuständig.«
»Weshalb bist du dann hierhergekommen?«, fragte ich Eamon. »Nur um mich zu retten?«
Aber fort war er. Im einen Augenblick stand er uns noch gegenüber, im nächsten war er verschwunden. Er hatte sich buchstäblich in Luft aufgelöst.
»Äh, nicht ganz«, sagte Lee. »Sieh mal da.« Er deutete auf eine grüne Libelle, die auf der anderen Seite des Weihers gerade ins Wasser tauchte.
Eine tauchende Libelle?
»Das war keine Libelle. Eamon ist ein richtiger Elf. Er kann fliegen.«
»Und tauchen, wie es scheint.« Also würde ich nicht so schnell erfahren, was Eamon hier eigentlich zu schaffen hatte. Interessanter war aber doch eigentlich, warum Lee und ich jetzt schon zum zweiten Mal gemeinsam auf eine Mission geschickt wurden. War ich jetzt auch eine Agentin? Eine Art Bond-Girl?
Lee las meine Gedanken an den Augen ab und grinste. »Keine Ahnung«, sagte er und sein Blick glitt wohlwollend an mir auf und ab. »Aber du machst auf jeden Fall eine
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