Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
beziehungsweise wanderte – in diesen vier kahlen Wänden auf und ab. Vor meiner Tür hatte man einen Wachposten postiert. Wahrscheinlich war der Earl of Pembroke, wenn auch bewundert, nicht sonderlich beliebt. Dabei brannte es mir regelrecht unter den Fingernägeln zu erfahren, was los war. Eine Insignie Pans? Hier?
Es klopfte einmal kurz an und schon wurde die Tür aufgestoßen. Es war nicht Lee, sondern der Wachposten.
»Folge mir. Man benötigt deine Hilfe.«
Genaugenommen benötigte man sie in der Küche. Ich sollte beim Auftragen helfen! Das würde mir ja nichts ausmachen, aber was war mit meinem gebrochenen Schlüsselbein? Als ich der Köchin von meinen Schmerzen erzählte, winkte sie jedoch rigoros ab.
»So was hat hier jeder schon mal gehabt. Dann schenkst du einfach nur die Getränke nach. Da hinten ist ein Krug und dort findest du Wein und Bier. Du musst auch nicht jetzt sofort anfangen. Das Festmahl beginnt erst in drei Stunden. Sieh zu, dass die Kleidung deines Herren in Ordnung ist und nimm ihm einen Imbiss mit aufs Zimmer.« Sie drückte mir ein Tablett mit etwas Käse, Brot und zwei Äpfeln in die Hand und der Wachposten führte mich zu Lees Zimmer.
Zum Glück fand ich Lee allein dort vor. Ich warf das Tablett mit Schwung auf das Bett und setzte mich.
»Weißt du, dass ich gerade als dein Dienstmädchen abkommandiert wurde?«, fauchte ich.
Er sah mich überrascht an. »Wieso?«
»Weil ich dieser blöden Hofdame nachgeplappert habe. Du hast mich mit deinen Gedanken ganz aus dem Konzept gebracht hast. Jetzt glaubt jeder, ich wäre deine verarmte Cousine, die für deine Wäsche zuständig ist.«
Lee hob eine Augenbraue. »Gut, dass du mich informierst. Ich wollte dich nämlich schon als meine Frau suchen lassen.«
»Fällt dir ja früh ein. Wieso hast du mich Eleonore von Aquitanien nicht direkt als deine Frau vorgestellt?«
Er lächelte hämisch und klaubte das Tablett und die heruntergesprungenen Lebensmittel vom Bett. »Falls es dich interessiert, was ich zwischendurch erreicht habe: Ich konnte die Königinmutter von einer anderen Route überzeugen. Das Lösegeld für Richard Löwenherz sollte also sicher ankommen. Sie möchte es persönlich begleiten. Und so wie ich sie kennen, kann dann nichts mehr schiefgehen.« Er schwieg kurz. »Aber das ist noch nicht alles: Mein kurzer Aufenthalt in der Kemenate hat meine Vermutung bestätigt. Dort liegt eine von Pans Insignien. Wahrscheinlich zwischen ihrem Schmuck. Ich konnte nur nicht sagen, ob es die Krone oder einer der Ringe war oder ob ein Umhang dort herumlag. Aber ich habe definitiv Schwingungen gespürt.« Er stellte das wiederhergerichtete Tablett auf den Tisch.
»Wieso wurde sie nicht früher erspürt?«, fragte ich verwundert. »Wenn die Schwingungen so stark sind, müsste dann nicht ein Aufgebot an Elfen und Drachen hier rumschwirren?«
»Das ist eine gute Frage, der ich nachzugehen gedenke.« Er lächelte mich schelmisch an. »Lust auf eine kleine Expedition? Dafür musst du auch nicht mein Bett machen.«
Ich stand auf und strich mein Kleid glatt. »Wirst du es überhaupt brauchen oder erledigt das morgen Eleonores Zofe?«
»Ach, Fay, du bist echt süß, wenn du eifersüchtig bist.«
Ich holte tief Luft, aber er war schon aus dem Zimmer. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich ihm Krümel ins Bett streuen.
Ich folgte Lee durch sämtliche Gänge der Burg. Nachdem wir drei Flure in verschiedenen Stockwerken durchkämmt hatten, schüttelte er frustriert den Kopf.
»Ich fühle sie nicht mehr.«
»Und jetzt?«, pflaumte ich ihn an. Ich würde mich gleich in der Küche melden müssen und hatte gehofft, wir könnten vorher verschwinden. »Ich habe ein gebrochenes Schlüsselbein und soll gleich Hunderten von Gästen Wein einschenken. Und du … du …«
Lees Blick verfinsterte sich. »Hör mal, ich kann nichts dafür, dass du dich als mein Dienstmädchen ausgegeben hast. Wenn es nach mir gegangen wäre, könnten wir beide gleich gemütlich nebeneinander an der Tafel sitzen. Daran bist ganz allein du schuld. Du und deine Verklemmtheit.« Lee funkelte mich an. Er war wirklich wütend!
Ich schluckte. In diesem Ton sprach Lee nie mit mir. »Die blöde Hakennase von Hofdame hat das gedacht. Ich konnte zum ersten Mal die Gedanken von einem Menschen lesen und das hat mich aus der Fassung gebracht.«
»Dann lass es nicht an mir aus«, zischte er.
»Musst du immer mit jeder Frau flirten, die dich anhimmelt? Wenn du mich statt dieser
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