Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Eleonore angesehen hättest, wäre das Ganze nicht passiert«, setzte ich zum Gegenangriff an. »Du und dein umwerfender Charme!«
Im nächsten Moment zog er mich hinter einen Vorsprung und legte einen Finger an seine Lippen. Ein paar Sekunden später hörte ich ein Rascheln und Schritte. Eleonore von Aquitanien schritt von zwei Wachen flankiert an uns vorbei und verschwand in einem Zimmer.
»Und?«, fragte ich Lee. »Spürst du was?«
Er starrte konzentriert auf einen Stein über mir und schüttelte dann den Kopf.
»Und wie sollen wir erfahren, wo die Insignie jetzt ist?«, raunte ich Lee zu.
Die Königinmutter trat soeben wieder aus der Kammer. Außer den Wachen waren auch ihre Hofdamen (inklusive Madame Hakennase) in ihrer Begleitung. Der kleine Tross rauschte in entgegengesetzter Richtung davon und verschwand hinter einer großen Doppeltür. Als die Tür ins Schloss fiel, postierten sich die Wachen davor. Ich sah keine Chance an den beiden vorbeizukommen, die Hofdamen zu überrumpeln und in Gegenwart von Eleonore von Aquitanien, der willensstärksten Frau des Mittelalters, das Zimmer nach einem Schmuckstück zu durchwühlen.
»Das schaffen wir nie«, stöhnte ich verzweifelt.
Lee wandte mir den Kopf zu. Seine Augen funkelten und um seine Lippen spielte ein schelmisches Grinsen. »Du gibst viel zu leicht auf. Das ist doch ganz leicht.«
Ich sah Lee zweifelnd an.
»Wir nutzen meinen Charme.«
Mir war schlecht. Und das nicht von der Kohlsuppe, die wir in der Küche vor dem Festmahl vorgesetzt bekommen hatten, die war überraschend lecker gewesen. Nein, ich musste das Gejohle, die unflätigen Anzüglichkeiten und das Begrapschen der angetrunkenen Männer in der Halle ertragen.
»Stell dich nicht so an«, sagten mir meine neuen Kolleginnen achselzuckend. »Solange sie dir nicht in den Gängen auflauern, sind es nur fettige Hände. Mehr nicht.«
»Mehr nicht?« Ich starrte ein Mädchen namens Bridget fassungslos.
Sie zuckte ungeduldig die Schultern. »Diese Hände können auch hart zuschlagen. Lass den Rittern ihren Spaß. Die Königin sorgt schon dafür, dass nichts Ernsteres geschieht. Ein paar Zwicke kann man aushalten.«
Also musste ich fremde Männerhände an meinen Beinen und meinem Po ertragen. Morgen war der bestimmt blau vor lauter Kneifen. Aber das war nicht das einzige, das mir Übelkeit verursachte.
Lee - mein Verlobter Lee saß am Tisch direkt neben der Königinmutter und flirtete hemmungslos. Er ging auf ihre Avancen ein und fütterte sie mit den besten Bissen von den Platten. Ich sah, wie sie mit halbgeöffneten Lippen und sengendem Blick eine Traube aus seiner Hand aß. Lee schien sich pudelwohl zu fühlen. Er lachte, er neckte, er lauschte aufmerksam ihren Worten, ganz der perfekte Kavalier. Der Hundesohn! Wenigstens hatte er mich vorhin im Vorbeigehen angehaucht und mir damit sämtliche Schmerzen aus der Schulter vertrieben.
»Schätzchen, hast du nachher noch was vor?« Ein dunkelhaariger Typ lächelte mich mit glasigen Augen nicht sehr verführerisch an. Er war höchstens Ende zwanzig, schlank und hatte einen Siegelring mit Bärenmotiv.
»Wieso? Willst du mir spülen helfen?«, fragte ich kurzangebunden.
»Spülen?« Er lachte. »Wenn du Wasser willst, können wir baden gehen.«
Ich horchte auf. »Baden? Hier kann man baden?«
Der Dunkelhaarige hob anzüglich die Augenbrauen. »Wer hätte gedacht, dass ein Küchenmädchen so begierig auf Sauberkeit aus sei.« Sein Blick glitt an mir herunter und wieder hoch. »Obwohl du tatsächlich nicht so schmutzig bist, wie die meisten. Sogar dein Haar glänzt. In diesem Licht schimmert es beinahe golden.«
Der Gute hatte definitiv ein paar Gläser zu viel. Ich füllte ein wenig Wasser in seinen Becher.
»Soll ich dir zeigen, wo man hier baden kann?«, raunte er mir ins Ohr, als ich den Becher an ihm vorbei balancierte und auf dem Tisch abstellte.
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke, Mylord, es reicht, wenn ihr mir erklärt, wo sich das Bad befindet.«
»Nicht doch, Süße, das Wasserbad gibt es nur mit mir zusammen. Wenn du deine Meinung ändern solltest, ich bin Sir William FitzGerald. Du findest mich im zweiten Stockwerk. Passenderweise das letzte Zimmer im Gang. Direkt neben der Dienstbotentreppe.«
»Danke, Sir. Jetzt weiß ich, welche Wege ich meiden werde.«
Sir William lachte. Eigentlich wirkte er gar nicht mal so unsympathisch. Sein Lachen war ehrlich. Und die kleinen Falten, die sich dabei um seine Augen bildeten wirkten
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