Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
gemunkelt, dass der jetzige Merlin sein Vater ist.«
Liams Finger umkrallten meinen Arm fester. Das tat weh und ich zuckte zusammen.
Fynn versetzte Lee einen Stoß. »Hör auf damit«, wies er ihn zurecht.
Lee lächelte spöttisch auf Fynn hinunter. Er überragte ihn um einen halben Kopf.
»Das letzte Mal warst du wesentlich netter«, sagte ich zu Fynn. »Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«
»Du hast mich beim letzten Mal als schwul bezeichnet, ehe du sang- und klanglos verschwunden bist«, warf er mir vor.
Ups. Ich versuchte mich zu erinnern. Wir hatten Champagner auf seinen achtundzwanzigsten Geburtstag getrunken und dann war ich in Versailles aufgewacht. »Tut mir leid«, wollte ich schon sagen, als mein Blick auf die Schatten an der Wand fiel. Einer davon deutete wieder auf Liam und dann auf Fynn. Ich konnte einen gespitzten Mund erkennen und wie er seine Hände miteinander verschränkte. Wie bei einem Pärchen. Ich blieb abrupt stehen. Schnell wandte ich den Blick ab.
Liam sah mich an. »Komm schon. Du brauchst nicht die Spröde zu spielen.«
»Tu ich nicht«, sagte ich langsam und betrachtete ihn genau. Liam war der schönste Mann, dem ich je begegnet war, Lee eingeschlossen. Er hätte mit Sicherheit Werbeverträge für Designer abschließen können, wenn er nicht auf Avalon leben würde. Dass er nicht auf Frauen stand, hätte ich jedoch nie erraten. Aber der Schatten hatte das nicht umsonst gezeigt. Ich kniff meine Augen zusammen. »Im Gegensatz zu dir.«
»Felicity!«, ermahnte mich Lee.
Ich hörte den Anflug von Eifersucht aus seiner Stimme heraus. »Du und Fynn, ihr seid ein Paar!«, rief ich.
Jetzt blieben alle wie vom Donner gerührt stehen.
Liam brach schließlich das Schweigen: »Das ist Unsinn. Und absolut irrelevant. Du willst nur Zeit schinden. Ich weiß nicht, was ihr hier zu suchen hattet, auf alle Fälle könnt ihr es dem Merlin erklären. Und zwar jetzt!« Er zog mich wieder vorwärts, dieses Mal mit mehr Gewalt.
Fynn allerdings hatte seine Gesichtsfarbe gewechselt. Er starrte mich an und dann die Wand und öffnete den Mund. Diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte Lee. Er schubste ihn mit aller Kraft von sich und packte dann Liam am Kragen. Dummerweise ließ Liam mich nicht los und ich wurde mit herumgeschwenkt. Ich stolperte über eine Leiter. Die fiel polternd um, die Karbidlampe stürzte zu Boden und zerbrach. Sofort war es stockfinster.
Ich war auf alle viere gefallen. Lee spürte ich über mir. Er packte mich und zog mich mit sich. Ich vermutete, er suchte die Öffnung zum Tunnel. Anscheinend fand er sie auch. Sie war wieder geschrumpft. Ich zwängte mich durch das schmale Loch. Lee schob von hinten, nicht sehr gentlemanlike, nach. Hinter uns konnte ich Liam und Fynn aufgeregt nach uns suchen hören. Anscheinend konnten sie genauso wenig im Finstern sehen wie ich. Zum Glück.
Einen Augenblick später waren die Geräusche verstummt. Ich krabbelte ein wenig weiter und wollte mich aufrichten. Dabei stieß ich mir den Kopf.
»Autsch!« War der Tunnel nicht vorhin höher gewesen?
»Fay?«
»Lee!« Gott sei Dank. Es hörte sich an, als wäre er direkt hinter mir.
»Keine Angst, ich bin hier. Warte, ich versuche, Licht zu machen. Mist. Ich habe die Taschenlampe in der Bibliothek verloren.«
Ich tastete meine Hosentaschen ab. »Ich auch.«
»Hier liegt was«, sagte Lee.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann sah ich einen Funken glimmen. Kurz darauf brannte eine Fackel. Wir befanden uns in einem Kellergewölbe. Gewölbe war vielleicht etwas hochgegriffen, nur die Decke war gewölbt, ansonsten war es kleiner als die Besenkammer am Horton College. Und es war definitiv anders als der Tunnel, durch den wir hergekommen waren. Na toll. Wir waren mal wieder in der Zeit gesprungen.
»Wo sind wir hier?«
Lee zuckte die Schultern und sah sich um. »Keine Ahnung. Woran hast du denn gerade gedacht?«
»Ich? An nichts.«
Lee schüttelte ungläubig den Kopf. »Und woran denkst du jetzt?«
Ich seufzte und sprach es schließlich aus: »Ok, es war ein gutes Ablenkungsmanöver, aber was ist eigentlich so fatal an der Beziehung von Fynn und Liam? Fynn sah aus, als würden wir ihn ans Kreuz nageln.«
Lee lächelte bitter. »Als künftiger Merlin wird von Liam erwartet, dass er Nachkommen in die Welt setzt. Schon der jetzige Merlin hat mit der Tradition gebrochen, weil er sich entweder nicht zu Liam bekennt oder der tatsächlich nur ein Adoptivkind ist. Generell wird erwartet, dass
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