Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
Mitglieder des Kronrates ihre Nachkommen einarbeiten. Familienunternehmen, wenn man so will. Das hat sich seit Jahrtausenden bewährt. Schlimm genug, dass die beiden Brüder Oberons dieser Sitte nicht folgen. Und jetzt auch noch der zukünftige Merlin.« Er schüttelte leise lachend den Kopf.
Ich seufzte und sah mich um. Erst jetzt fiel mir etwas auf und mein Herz setzte einen Moment aus. »Lee, hier gibt es keinen Ausgang!«
GEWITTERSTURM
Lee drehte sich um die eigene Achse und sah, was ich sah. Steine. Bruchsteine, sorgfältig aufeinander gesetzt. Ohne die kleinste Öffnung. Nicht einmal ein Mauseloch war zu sehen. Zudem war der Raum so niedrig, dass Lee nur gebückt darin stehen konnte.
» Oh, mein Gott! Wir werden sterben. Wir sind eingemauert. Niemand wird unsere Schreie hören, wir können Mildred nicht erreichen. Hier finden uns nicht einmal die Raben. Noch nicht einmal Ratten!«
»Ratten?« Lee sah mich irritiert an. »Wieso sollten uns Ratten finden?«
»Das ist es ja! Nicht mal irgendein Getier, das unsere Leichen später fressen könnte, findet uns hier. Unsere Körper werden wie Mumien hier liegen und zu Staub verfallen, sobald Luft daran kommt. Man wird nicht einmal mehr genug DNA finden, um uns zu identifizieren.«
»Fay, wenn du nicht sofort aufhörst, bin ich gezwungen dir eine Ohrfeige zu verpassen.«
Ich schwieg und kauerte mich auf den Boden.
Lee ging mit der Fackel die Wand ab. Nicht, dass er dafür mehr als drei Schritte gehen musste.
»Kannst du uns nicht zurückbringen? In unsere Zeit?«, fragte ich leise, um nicht länger hysterisch zu wirken.
Lee tastete mit der freien Hand über die Mauer. »Du weißt doch: Hier gibt es etwas zu erledigen, und erst wenn das getan ist, können wir zurück. Ich verspreche dir, sobald wir wieder springen können, lasse ich dir eigenhändig das Bad ein.«
Die Fackel flackerte ein wenig unstet und langsam schaltete sich mein Gehirn wieder ein. »Woher hast du die Fackel?«, fragte ich verblüfft.
»Die lag hier. Ich glaube, es gibt doch einen Ausgang.«
Sie flackerte wieder, sobald er sie vor die Steine rechts neben sich hielt. Er drückte dagegen und puhlte am Mörtel. Der bröckelte.
Ich kroch zu ihm und kratzte an den Steinen weiter unten. »Gewöhnt man sich eigentlich irgendwann an diese abrupten Sprünge?«, fragte ich nach ein paar Minuten mürrisch. Mir war soeben ein Fingernagel abgebrochen. »Ich meine, eben noch Avalon und Rauferei, jetzt irgendeine Katakombe.«
»Weißt du, Schatz, bevor ich dich kannte, hatte ich nie so viele abrupte Zeitsprünge. In dreihundertzwanzig Jahren nicht.«
Ich hielt einen Moment inne und sah ihn an. Er arbeitete weiter, als wäre nichts geschehen. Dabei hatte er mich Schatz genannt!
Nach einer geschätzten Ewigkeit ließen sich ein paar Steine bewegen. Lee wandte seine magische Kraft an und zog den ersten davon heraus. Dann ging es ganz einfach. Kalte Luft strömte herein, die darauf deutete, dass wir eine Außenmauer aufgebrochen hatten. Ich atmete erleichtert auf. Nicht nur, dass diese Kammer nicht unser Grab werden sollte, wir mussten uns auch nicht weiter durch fremde Gänge schleichen, wo die Gefahr bestand erwischt zu werden. Vor allem in Jeans in wer weiß welchem Jahrhundert. Diese Bruchsteinwand deutete zumindest auf ein vergangenes Zeitalter hin.
»Das müsste reichen.« Lee drehte sich zu mir um. »Ich gehe vor.« Er schob die Fackel durch die Öffnung und kroch auf allen vieren hinaus.
»Über das Schatz unterhalten wir uns noch mal«, grummelte ich.
»Tun wir. Schatz«, kam es von draußen.
Ein forscher Wind wehte mir die Haare ins Gesicht. Das Licht erlosch. Ich hielt es keinen Moment länger in dieser Gruft aus und kroch Lee hinterher. Hier draußen war es genauso stockfinster.
»So weit, so gut.« Lee richtete sich zu seiner vollen Länge auf und streckte sich.
Der Himmel war anscheinend bewölkt, kein Mond, geschweige denn Sterne waren zu sehen. Ein spärlicher Lichtschimmer weit über uns ließ uns die hohe Mauer eines Schlosses erkennen. Eines äußerst feudalen Schlosses, denn sehr weit oben waren ein paar kleine Fenster erleuchtet und der Schein reichte, um einen hohen Turm auszumachen.
»Wo sind wir hier?«, fragte ich erstaunt. »An der Loire?«
»Ich weiß nicht … ich war nur einmal an der Loire. Die meisten Schlösser dort wurden im sechzehnten Jahrhundert erbaut, also vor meiner Geburt. Ich war nur einmal dort, weil ein verarmter Adliger einen Anschlag auf Ludwig XV.
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