Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
an?«, fragte ich perplex.
»Dass Ihr Euch mit diesem hübschen jungen Mann zur Unzucht dort getroffen habt.«
Ich starrte ihn an und fühlte, wie mir dabei die Hitze ins Gesicht schoss. »Oh, nein, nein, nein. Sie … Ihr versteht das vollkommen falsch.«
»Ihr habt ihn also nicht so dicht an Euch herankommen lassen?«, hakte er streng nach.
»Nein, habe ich nicht. Keine Sorge.«
»Ihr seid also noch Jungfrau?«
Meine Güte, der wollte es aber genau wissen. Ich nickte ergeben, mit glühenden Wangen.
Jetzt tätschelte er mir freundlich die Wange und brachte mich zum Ausgang. »Nun denn, mein Kind. Das ist gut. Das ist sehr gut.«
Der letzte Satz hörte sich seltsam zufrieden an, wie bei einem Schurken, der gerade erfahren hat, dass das Haus, das er ausrauben möchte, leer steht.
Ich ging zurück zum Schloss. Es war ruhiger. Die Menschen hielten sich nach dem Gottesdienst noch immer in Grüppchen auf und schwatzten. Man hatte mehr Zeit. Nur ein Junge überholte mich unterwegs und grinste frech. Wahrscheinlich noch einer, der dachte, ich hätte mit Lee im Bärengehege »Unzucht« getrieben.
Das Schloss war zwar nicht so groß wie Versailles, aber wesentlich beeindruckender als so manche englische Burg. Es gab drei Schlosshöfe und die Wände waren allesamt mit Fresken bedeckt. In den Zwischengängen befanden sich kleinere Galerien und Kamine.
Schlagartig blieb ich stehen. Der Kamin dort drüben hatte Ziegelsteine. Genau die gleichen Ziegelsteine wie in meiner Vision. Er war jetzt aus und gefegt. Im Sommer brauchte man kein Feuer. Ich trat näher und fühlte die hintere Wand. Fest. Ich klopfte. Kein Hohlraum. Es waren aber die richtigen Ziegel. Die Farbe, der Mörtel, genau gleich und noch in sehr guter Erinnerung. Ich sah mich kurz um, ob ich auch allein war. Erst jetzt wagte ich es, mich auf die ausgefegte Brennstelle zu stellen und den Kopf in den Abzug zu stecken.
In ungefähr drei Metern Höhe war eine Ausbuchtung zu erkennen. Unwillkürlich wurden meine Beine weggezogen, mein Kopf knallte hart gegen den Simms. Ehe ich schreien konnte, stülpte man mir einen Sack über den Kopf und trug mich weg. Ich konnte so viel strampeln, wie ich wollte, mindestens vier kräftige Arme hatten mich im Griff.
Was sollte das? Was hatten die mit mir vor? Was hatte ich an mir, dass ich schon wieder entführt wurde? Nicht der Präsident der Vereinigten Staaten brauchte eine Horde Bodyguards. Ich benötigte sie viel mehr.
Ich versuchte noch einmal mich zu befreien, bekam eine Hand frei und packte aufs Geratewohl zu. Ein Schopf Haare. Ich zog mit aller Kraft, bekam ein Büschel ausgerissen und hörte meinen Entführer laut fluchen. Geschah ihm recht. Im nächsten Moment schlug mich jemand ins Gesicht. Mit der Faust. Ich sah Sterne und Blut strömte über mein Gesicht. Es kam aus meiner Nase. Zum Glück hatte die nicht gekracht. Im Gegensatz zu meinem Schlüsselbein, das noch nicht ganz verheilt war. Ich konnte nicht verhindern, dass mir das Blut in den Mund lief. Röchelnd spuckte ich es aus und meine einzige Sorge war nicht zu ersticken.
»Legt sie dahin.«
Eine mir fremde nasale Stimme gab Anweisungen. Gleich darauf spürte ich einen harten Untergrund im Rücken. Ein Tisch? Ich rollte zur Seite und stieß gegen ein Hindernis. Mist, eine Wand. Sofort packten mich wieder ein paar Hände und drückten mich zurück auf die Platte.
»Die ist bestimmt noch Jungfrau. Sonst würde sie sich nicht so wehren«, hörte ich eine andere Stimme dicht über mir.
Sobald ich wieder zu Hause war, würde ich einen Selbstverteidigungskurs belegen. Falls ich je wieder nach Hause kam. Wo, zum Teufel, steckte Lee? Wieso war er so beliebt bei Frauen, dass er seiner Verlobten nicht zu Hilfe eilen konnte?
»Dann ist es ja gut. Gleich wird sie eh Ruhe geben.« Die nasale Stimme wieder. »Haltet ihren Kopf. Ich muss alles Blut auffangen können. Es darf nicht ein Tropfen Verlust gehen.«
Wie bitte? Ich begann mich wieder zu wehren. Gleichzeitig schrie ich: »Lee!« Zumindest versuchte ich es. Der Sack, in dem mein Kopf steckte, wurde enger gezogen, mein Kopf zur Seite gedrückt. Mein Hals allerdings lag frei. Wie war das mit unserer besonderen Verbindung? Also schrie mein Gehirn : Lee! Lee! Hilf mir. Sie wollen mich umbringen!
»Was ist da los?«, fragte Nasalstimme.
Auch ich hörte das dumpfe Poltern vor der Tür. Gott sei Dank! Lee hatte meinen stummen Hilfeschrei gehört.
»Nehmt sie mit. Hierher.«
Die nasale Stimme klang mit einem Mal
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