Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
eine Terz höher. Ich wurde gepackt und hochgehoben. Wieder rollte ich mich von einer Seite zur anderen. Es nutzte nichts. Dann knallte es. Es hörte sich an, als ob die Tür gegen die Wand gedonnert worden wäre.
»DA SIND SIE!«
Das war aber nicht Lee!
»Tötet sie. Alle!«
Verdammt, verdammt, verdammt.
Au! Die Mistkerle hatten mich einfach fallen lassen. Da ich nichts sehen konnte, knallte ich schmerzhaft auf die Fliesen. Und dann trat auch noch jemand auf meine Hand und ein anderer stolperte über meine Hüfte und prallte neben mir zu Boden. Geschah ihm recht. Endlich wurde auch der Sack von meinem Gesicht gezerrt.
Lee sah mich entsetzt an. Ohne zu zögern, hauchte er mir ins Gesicht. Die Schmerzen verschwanden und ich konnte erleichtert aufatmen.
»Komm schon.« Mit Elfenmagie zog er mich hoch und riss mich mit sich.
»Was ist denn hier los?« Ich klammerte mich an seiner Hüfte fest wie ein Baby bei seiner Mutter.
Lee rannte mit mir den Flur entlang, ins Treppenhaus hinein und die nächstliegenden Stufen nach oben. »Das Schloss wird angegriffen. Die Bürger von Krummau sind mit Fackeln und Forken hierher wie beim Sturm auf die Bastille. Wir müssen sofort weg.«
»Kannst du uns zurück nach London bringen?«
»Nein. Nicht ehe unser Auftrag ausgeführt ist. Du kennst die Regeln.«
»Welcher Auftrag? Kann uns Mildred hier nicht helfen?«
»Nein. Das ist öfter der Fall. Mildred ist auch nur ein Bote. Sie weiß oft nicht, was wir zu tun haben. Sie kann einem nur dabei helfen sich zurechtzufinden.« Er bog um die Ecke in einen Raum mit nur einem Fenster. Öffnete es und schob mich nach hinten auf seinen Rücken.
Zu spät, ich hatte gesehen, wohin das Fenster führte. »Das ist nicht dein Ernst!«, rief ich entsetzt. »Zu den Bären? Ohne mich!«
Er wandte den Kopf, um mich anzusehen. »Die werden uns nichts tun, schon vergessen?«
Ja. Aber jetzt erinnerte ich mich wieder und es schauderte mich. Ich rutschte von seinem Rücken. »Nein. Ich versuche einen anderen Weg. Dein Knurren will ich nie wieder hören.«
Lee hielt mich am Oberarm fest. »Fay, sei doch vernünftig.«
»Das bin ich. Ich mache mir in den Rock, wenn du das noch einmal in meiner Gegenwart tun solltest. Und dann muss ich aus Scham mit dir Schluss machen und will dich nie wiedersehen.« Ich starrte ihn an.
Lee starrte zurück. Eine gefühlte Ewigkeit. Draußen hörten wir Schritte, Poltern und Schreie.
»Ach, verflixt«, zischte Lee, warf mich über seine Schulter und spurtete zur Tür hinaus.
Wieder einmal machte mein Bauch unliebsame Bekanntschaft mit seinen spitzen Schulterknochen.
»Jetzt halt dich fest«, sagte er laut und gab Gas.
Wir preschten durch eine Horde Männer. Ich sah sie übereinander stolpern und einige zu Boden fallen. Die hinteren begannen uns zu verfolgen.
»Da sind sie!«, wurde geschrien.
Wir waren noch nicht wirklich durch die Menge durch, als die ersten schon reagierten und uns nacheilten.
»Schneller!«, rief ich.
Einer kam so dicht heran, dass sich seine Hand bereits gefährlich nah an meinen Armen befand. Und Lee wurde schneller. Ohne Rücksicht auf die Menschen, die uns sahen, stob er in elfenmagischer Geschwindigkeit an ihnen vorbei. Ich konnte kaum etwas ausmachen, fühlte nur an meinem Magen, ob es treppab oder geradeaus ging.
Aber dann fiel mir etwas ins Auge.
»Halt! Stopp! Wir müssen zurück.«
Lee stoppte abrupt und setzte mich ab. Er hatte unsere Verfolger abgehängt. Vorläufig.
»Spinnst du? Die wollen uns lynchen.«
»Wir müssen zu dem Kamin im Durchgang zum Schlosshof«, beharrte ich.
»Felicity, wir können nicht zurück. Ich kann uns erst aus dieser Zeit herausbringen, wenn unsere Aufgabe erledigt ist, bis dahin müssen wir die Situation meistern.« Lee war fest entschlossen mich wieder wie einen Sack über seine Schulter zu werfen.
»Dort ist eine von Pans Insignien.«
Lee starrte mich ungläubig an. »Woher willst du das wissen?«
»Ich hatte eine Vision.«
»Eine Vision?«
»So eine wie damals, als ich dich im Wasserbecken von Versailles gesehen habe.«
Lee sah mich noch immer an, als müsse er abwägen, ob es das Risiko wert war. Dann murrte er: »Ach, verdammt«, warf mich wieder über die Schulter und rannte zurück. Vor dem besagten Kamin ließ er mich runter.
Ich keuchte.
»Wo soll hier was sein?« Er begann die Steine der Rückwand abzuklopfen.
»Wenn du mich noch einmal so über die Schulter wirfst, kann ich nicht garantieren, dass deine feine lila Weste
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