Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
und den unschuldigen kleinen Jungen. Sie ist gefährlich.« Grandma spuckte drei Mal neben die Haustür und ging wieder hinein.
Grandpa stapfte mit großen Schritten zum Holzschuppen. Und dann tauchte plötzlich Liams Gesicht über dem Schuppen auf.
»Ein Wechselbalg. So, so.«
Ich starrte ins Wasser. Der Schuppen, Grandpa und Cornwall waren verschwunden. Nur Liams Augen blickten mich noch immer an. Dann nahm ich aus den Augenwinkeln wieder eine Bewegung wahr. Erschrocken drehte ich mich um und plumpste ins Gras.
Liam und Fynn standen direkt vor mir. Beide blickten mich finster an.
»Man trifft sich immer mehrmals im Leben, aber diesmal entwischst du uns nicht«, sagte Liam mit einem düsteren Lächeln. »Was war das gerade, Felicity? Eine Vision? Du kannst im Wasser sehen? Ohne Ausbildung?«
»Und wenn die Vision stimmt, bist du ein Wechselbalg?«, ergänzte Fynn.
»Was genau ist ein Wechselbalg?« Ich rappelte mich auf, damit ich nicht so zu ihnen aufschauen musste.
Liam zuckte die Schultern. »Gute Frage. In der Regel existieren die nur im Märchen. Dort sind es Feenkinder, die von ihren Eltern wie ein Kuckucksei in ein fremdes Nest gelegt werden, damit sie sich den Reichtum dieser Familie aneignen.«
»Das scheidet dann ja schon mal aus«, sagte ich ein wenig kurzatmig, weil ich mich so erschreckt hatte. »Meine Mum war gezwungen Cornwall zu verlassen, weil das Geld nicht reichte. Und es reicht heute noch nicht.«
»Dann muss es einen anderen Grund geben, weshalb sie dich in diese Familie gebracht haben.«
»Wie viel habt ihr eigentlich mitbekommen?« Ich war mir sicher, dass die beiden nicht von Anfang an da gestanden hatten.
»Genug, um uns zu fragen, ob du wirklich die auserwählte und prophezeite Retterin der Elfenwelt sein kannst. Die Frage ist, bist du wirklich so wichtig für uns oder kann man dich entbehren?«
Ich schluckte. Der schöne Liam klang absolut kalt und entschlossen. Leider hatte ich Fynn völlig falsch eingeschätzt. Er sah aus, als würde er seinem Geliebten blind gehorchen.
»Hör mal, mir ist es völlig egal, welche Neigung ihr beiden habt. Wegen mir dürft ihr beide gerne heiraten.« Obwohl Liam ein großer Verlust für die Damenwelt wäre. »Wieso konntest du überhaupt meine Vision eben sehen und hören?«
»Habe ich nicht. Ich habe deine Gedanken durch deine Augen im Wasserspiegel gelesen. Das war noch wesentlich interessanter, als wenn du wieder ohne Unterwäsche gewesen wärest.«
Ich fühlte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg. Ich hatte mich selten so blamiert wie hier auf Avalon. Ich hatte bei meinem letzten Aufenthalt hier die Schande erlebt, vor der gesamten Schule daran zu denken, dass meine Unterwäsche ausgewaschen im Zimmer hing und nur ein einfacher, hässlicher Schulkittel mich von der vollkommenen Nacktheit trennte. Blöderweise gehörte das Gedankenlesen zu einem der Schulfächer, die hier unterrichtet wurden. Ich hatte also garantiert für großartigen Unterhaltungsstoff auch nach meiner Abreise gesorgt. »Als ob dich das interessiert«, murmelte ich beschämt.
»Ist dein Verlobter nicht in der Nähe?«, fragte Fynn und sah sich nach allen Seiten um.
»Er ist nicht mein Verlobter«, bekannte ich düster. »Wie habt ihr mich gefunden?«
Liam und Fynn sahen sich an.
»Oh!«, machte ich, ihre betroffenen Mienen richtig interpretierend. »Ich habe euer Date gestört. Wenn es nur darum geht, werde ich meinen Mund halten. Aber nur wenn ihr nichts von unserem nächtlichen Besuch in der Bibliothek erzählt.« Ich betrachtete Liam. »Du siehst dem Merlin übrigens gar nicht ähnlich.«
Er zuckte gleichgültig die Schultern. »Ich weiß. Ich glaube auch eher, dass meine extrem ausgearbeiteten kognitiven Sinne eine größere Rolle dabei spielen als das verwandtschaftliche Verhältnis. Was wolltet ihr eigentlich in der Bibliothek?«
Das würde ich ihm wohl schwerlich auf die Nase binden.
»Es gibt keine Insignien Pans auf Avalon«, sagte Fynn.
Ich starrte ihn an.
»Jeder Schüler kennt das Buch der Prophezeiung mehr oder weniger auswendig. Wir wussten sofort, welche Seite ihr aufgeschlagen hattet«, erklärte Liam und beugte sich zu mir herunter. »Aber wir können dir helfen.«
»Da bin ich aber gespannt«, sagte ich trocken. »Ich brauche dieses Mal aber keine Unterwäsche. Ich trage welche.« »Wie du dir denken kannst, interessiert uns das jetzt nicht sonderlich.« Liam kreuzte die Arme vor der Brust. »Wir wissen etwas über die Insignien, das nicht
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