Die Pan-Trilogie, Band 3: Die verborgenen Insignien des Pan (German Edition)
im Buch der Prophezeiung steht. Und ich bezweifle, dass irgendjemand sonst davon weiß. Diese Schriften sind so alt, die könnte Pan noch selber verfasst haben. Das war es doch, wonach ihr gesucht habt, oder?«
»Und ihr wollt mir diese Information überlassen? Einfach so, ganz selbstlos?«
»Nicht ganz. Du musst uns helfen, aus Avalon zu fliehen«, verkündete Liam.
Ich starrte erst ihn, dann Fynn an. »Aus Avalon fliehen? Warum?« Mal abgesehen von meinem peinlichen Erlebnis hier war es ein Stück Paradies auf Erden. Wenn nicht ausgerechnet der Merlin das Oberhaupt dieser Insel wäre, könnte ich mir sehr gut vorstellen hier zu leben.
Fynn antwortete leise: »Wir wollen eine gemeinsame Zukunft. Das wird hier nicht gehen.«
»Was geschieht, wenn man euch erwischt?«, wollte ich wissen. Das war keine gute Frage. Ich sah ihre steinernen Mienen. »Wollt ihr für immer versteckt leben? Ewig ein Leben auf der Flucht?«, fragte ich fassungslos. »Ihr wisst schon, dass es vor dem FISS kein Kronzeugenschutzprogramm gibt, oder?«
»Das wissen wir«, sagte Liam fest.
Ich schluckte. Die Beziehung der beiden musste jedenfalls ernster sein, als ich bislang angenommen hatte. Der eine war bereit für den anderen zu sterben. Ich konnte es genau an dem Blick sehen, den sie jetzt wieder wechselten.
Das änderte aber nichts daran, dass ich nicht bereit war für Fynn oder Liam zu sterben. Wenn ich für jemanden sterben müsste, dann nur für Lee. Sogleich ging mir auf, was ich da gedacht hatte. Mein Herz schmerzte mit einem Mal wieder. Lee liebte mich nicht wirklich. Er war nur durch die mir eigene Magie an mich gebunden. Vielleicht wäre er frei, wenn ich starb? Dann könnte er sich eine Frau suchen, die ihm nicht durch einen alten Folianten vorhergesagt worden war. Er könnte zum ersten Mal selbst entscheiden.
»Ich werde euch helfen«, stöhnte ich und sackte zusammen. Damit hatte ich mein Todesurteil besiegelt.
»Keine Sorge, Felicity«, sagte Fynn und schlagartig hatte er wieder den weichen, warmen Ton in der Stimme, den ich von Anfang an so gemocht hatte. »Soweit werden wir es nicht kommen lassen. Und im Gegenzug für deine Hilfe werden wir dir das zeigen, was du und Lee gesucht habt. Komm mit.«
Er hatte gut reden. Er hatte Oberon mit Sicherheit noch nie ins Gesicht gesehen.
DIE INSIGNIEN PANS
Anscheinend hatte Lee Recht gehabt mit der Behauptung, er wäre einer der wenigen, die die Tunnel zur Schule kannten. Liam und Fynn schienen jedenfalls keine Ahnung davon zu haben. Von der Quelle aus wiesen sie mir stattdessen den Weg durch die Apfelhaine zurück bis zum Strand. Dort führte eine Höhle in die uralte Festung hinein. Weil Avalon aufgrund seiner schützenden Nebel noch nie umkämpft worden war, hatte man das Gebäude auch nicht richtig gesichert. Wir gelangten bis in die Bibliothek, ohne dass wir einer Menschenseele begegneten. Dort wurde es allerdings einen Moment lang heikel, weil Farion und Gwilynn, zwei weitere Avalon-Schüler, über Büchern und Schriften saßen.
Fynn nahm mich mit in sein Zimmer. Liam kam wenig später mit ein paar Schriftrollen beladen dazu, die Fynn entfaltete.
»Wir suchen seit geraumer Zeit vergessene Wege, Gänge oder Räume, um uns dort zu treffen «, erklärte er. »Bei unseren Recherchen sind wir hierauf gestoßen. Die Rolle lag in der Abteilung für Architektur und Statik. Erst dachten wir, sie sei versehentlich falsch einsortiert worden. Jetzt sind wir uns aber sicher, dass es kein Fehler war. Man hat sie dort versteckt. In den letzten zwanzig Jahren hat hier niemand mehr Architektur studiert.«
Ich sah auf das Pergament. Es zeigte eine Abfolge von Bildern, die Ritter in Rüstungen zeigten, bereit für einen Kampf gegen Drachen. Eine Art Märchenbuch oder eher ein antiker Comic. Die Ritter hatten gallische Helme mit Hörnern – oder waren es Flügel? Nein! Jetzt erkannte ich die langen Ohren. Es waren Elfen! Die Geschichte zeigte den Kampf von Elfen gegen Drachen. Was sollte ich damit?
»Sieh her!«, forderte mich Liam auf und deutete auf einen Elf in einer grasgrünen Tunika mit einem braunen, kurzen Umhang. In seiner Hand befand sich ein Schwert. Ganz deutlich konnte ich den Bernstein im Handknauf erkennen.
»Fafnirs Auge«, murmelte ich und betrachtete das Schwert genauer.
»Ganz recht«, stimmte mir Fynn zu. »Der Anführer ist Pan. Der erste Elfenkönig. Er trägt die Insignien.«
Jetzt erkannte ich auch den Halsring auf der Abbildung und auf seinem blonden Kopf
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